
Bis etwa 1700 entwickelten sich etliche Stile, „Manieren” genannt, heraus. Zedlers Universallexikon doziert 1733 unter „Befestigungs-Manier, Manier zu Fortificiren”: „Ist ein Systema von Regeln, nach welchen ein Ingenieur seine Befestigung dergestalt einrichtet, daß sie denen zu der Zeit üblichen Attaquen ein Genügen leiste. […] Daher ist auch eine so grosse Menge von Befestigungs-Manieren entstanden, indem man sich immer bemühet denen veränderten Attaquen eine Manier entgegen zu setzen.” Und tatsächlich produzierte das Zeitalter des Barock eine wahre Flut an Veröffentlichungen zum Fortifikationswesen, mit aufwändigen Darstellungen, detaillierten Schemata und artilleristischen Berechnungen.
Die Protagonisten des 16./17. Jahrhunderts führten z.T. auf Grundlage von abstrakten mathematischen Regeln und idealtypischen geometrischen Formen gelehrte Dispute über Vor- und Nachteile der Manieren: Spanische oder Altitalienische, Neuitalienische, Alt- und Neuholländische, Vaubansche. Entscheidendes Prinzip blieben jedoch die eckig gestalteten Bastionen anstatt gerundeter Rondelle. Die Bastionen, auch Bollwerke, Streichwehre, Boulevards oder Propugnacula genannt, bestimmten für über 200 Jahre in verschiedenen Formen und Gestaltungen das Fortifikationswesen.
Nach den Vorgaben Pasqualinis und in Anlehnung an sein in Jülich begonnenes Modell entstand auch in Bielefeld eine dieser neuartigen Bastionen: Der Scherpentiner. Im Frühjahr 1556 begleitete der erfolgreiche Festungsbaumeister den Herzog nach Bielefeld. Die Kosten für sein Engagement und den weiteren Ausbau trug die als Nebenland des Herzogshauses geltende Grafschaft Ravensberg. Pasqualini entwarf für den am stärksten gefährdeten Festungsteil den Scherpentiner, der den – freilich winkliger ausgeführten – Bastionen in Jülich in den Proportionen auffällig ähnelt. Offensichtlich bestand kaum Ursache für ein Abweichen von der gelungenen Vorlage. Die beiden Hauptschenkel („Facen”) des deutlich unter dem allgemeinen Festungsniveau liegenden Scherpentiners erreichen heute an ihrem höchsten Punkt („Saillant”) beeindruckende 26,8 Meter.