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Die Firmengründer waren Experten mit unterschiedlichen Kompetenzen. Ferdinand Lueder war ein ausgebildeter Fachmann, der die Webtechniken aus dem Effeff kannte. Er hatte die von seinem Vater Carl Lueder in Brackwede gegründete Leinenmanufaktur nach Gadderbaum verlegt und unter dem Namen „Ferd. Lueder & Co.” betrieben. Mit August Wilhelm Kisker stand ihm ein ausgebildeter Kaufmann zur Seite, dessen Vater, Kommerzienrat Christoph Wilhelm Kisker, zu den führenden Leinenhändlern in Halle/Westfalen zählte.
August Wilhelm Kisker, der als fünftes von zehn Kindern 1812 geboren wurde, verließ bereits im Alter von zehn Jahren sein Elternhaus und zog ins thüringische Schnepfenthal, wo er fünf Jahre lang am philanthropischen Salzmanschen Institut unterrichtet wurde. Anschließend erhielt er eine fundierte kaufmännische Ausbildung bei einer mit seinem Vater befreundeten Firma in Antwerpen. Nach seiner Lehrzeit reiste er seit 1831 durch England, Irland und Schottland, lernte die Vorteile des Maschinen gesponnenen Garns und neuartige Webtechniken kennen, arbeitete aber auch zwei Jahre lang in einem Liverpooler Kaufmannshaus.
Thomas Welskopp stellt fest: „Diese Ausbildungszeit prägte Kisker beruflich wie charakterlich. Neben der Aneignung kaufmännischer Fertigkeiten waren es Beobachtungen des entwickelten, professionellen Geschäftslebens in England und Risikobereitschaft von Unternehmen in einer industrialisierenden Wirtschaft, die Kiskers Berufsauffassung beeinflußten.” Nach seiner Rückkehr 1835 absolvierte er zunächst den einjährigen Militärdienst beim Bielefelder Bataillon, bevor er mit Ferdinand Lueder die Firma gründete.
Die Firma wurde mit einem Kapital von 48.000 Talern ins Leben gerufen. Während Kisker für seinen Anteil ein Darlehen von seinem Vater erhielt, brachte Lueder das Grundstück in Gadderbaum, verschiedene Gebäude und Fabrikeinrichtungen mit in die Firma ein. Ein „Inventarium der Dammast Fabriek vom 1ten Januar 1837” erlaubt einen guten Einblick, wie groß die Firma im Gründungsjahr war. Zu dem Grundstück in Gadderbaum, das in den Akten als Nummer 13 der Bauernschaft Sandhagen bezeichnet wird, gehörte Ackerland, Garten und Hofraum, sodann „ein Wohnhaus, vorn von zwey Etagen; drey Weberwerkstätten, wovon eine von zwey Etagen; ein Kochhaus, einen Holzstall und eine Pumpe” sowie zwölf Betten für Gesellen. An Arbeitsgeräten wurden „Schierrahmen, Schierlatten und –spulen, Garntragen, Spulräder, mancherlei Zubehör von Garn- und Trockenstuben sowie Warenlager” aufgelistet. In den drei Werkstätten standen insgesamt 29 Webstühle. Hinzu kamen „mindestens 54 Webstühle, die in Wohnungen einzelner Weber in „Sandhagen, Gadderbaum, in der Altstädter Feldmark und im Siekerfelde” aufgestellt waren und in Heimarbeit betrieben wurden.