
Das Grauen der nationalsozialistischen Diktatur, dem auch in Bielefeld viele Menschen zum Opfer gefallen sind, stellt die alltägliche Arbeit der kommunalen Verwaltung zwischen 1933 und 1945 in den Schatten. In der Amtszeit Buddes fand Ausgrenzung und Verfolgung der politischen Opposition sowie Diffamierung, Entrechtung, Vertreibung und Deportation von Juden statt, von denen viele in den Vernichtungslagern ums Leben kamen. Der Oberbürgermeister, der sich „als politischer Soldat Adolf Hitlers” verstand und nach eigenen Worten gewohnt war, „als Nationalsozialist [...] zu gehorchen und zu dienen”, war ohne jeden Zweifel ein wichtiges Zahnrad in der menschenverachtenden Politik der Nationalsozialisten, sein Verhalten gegenüber politischen Gegnern oder seine Reaktion auf die Pogromnacht weisen aber auch eine unübersehbare Distanz zur vorherrschenden nationalsozialistischen Meinung auf. Artur Ladebeck, der 1933 zu den führenden Persönlichkeiten der lokalen SPD gehörte und deshalb als Lehrer entlassen und mehrfach verhaftet worden war, nach dem Untergang der Diktatur 1946 zum Oberbürgermeister von Bielefeld gewählt wurde, stellte 1947 fest: „Wenn in Bielefeld der Nationalsozialismus vielfach nicht so häßliche Auswirkungen zeigte, wie sie in vielen anderen Orten festgestellt werden müssen, so ist das zu einem erheblichen Teil auf die korrekte Haltung des Oberbürgermeisters Budde zurückzuführen.” Ladebeck berichtete über eine persönliche Begegnung mit Budde 1936 im Rathaus, die sehr respektvoll gewesen sei. Obwohl bekannt gewesen sei, dass er „bereits zweimal [...] aus politischen Gründen” im Gefängnis gesessen hatte und sich einige „höher gestellte Personen” über Ladebecks Besuch mokierten, habe Budde sich darüber hinweggesetzt, für ihn Zeit genommen und ihm letztlich auch geholfen.
Unter Hinweis auf den Amtseid, „die Gesetze [zu] beachten und meine Amtspflichten gewissenhaft [zu] erfüllen”, wandte Budde sich zwei Wochen nach dem Pogrom vom 9. auf den 10. November 1938 an den Regierungspräsidenten: „In Bezug auf den vorliegenden Fall ist festzustellen, dass die Handlung als solche dem Gesetz widersprach”, teilte er mit. Ihm sei von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) „lediglich” mitgeteilt worden, „dass sich die Ordnungspolizei desinteressiert zeigen sollte. Wie sich die Sicherheitspolizei – Kriminalpolizei – verhalten sollte, darüber war überhaupt nichts gesagt”. „Staatspolitisch gesehen” sei es „äußerst bedenklich, wenn bei so wichtigen Entscheidungen und Begebenheiten Zweifel entstehen können, die bei mir auch z. Zt. noch vorhanden sind.” Abschließend stellte Budde fest: „Es kann m. E. nicht dem Interesse des Nationalsozialistischen Ordnungsstaates dienlich sein, wenn in Bezug auf die Innehaltung des Diensteides von Beamten Zweckmäßigkeitserwägungen und Auslegungsmöglichkeiten Platz greifen; denn damit würden Auffassungen gebilligt werden, die m. E. die Revolte von 1918 beispielsweise ermöglichten.” Der Oberbürgermeister distanzierte sich mit Sicherheit nicht von der antijüdischen Politik des Nationalsozialismus, er ging aber zu anarchischen, die Gesetze missachtenden Handlungen auf Distanz. Dass die Anarchie auf den Straßen kein Volksaufstand war, wie die NS-Propaganda der Bevölkerung glauben machen wollte, sondern staatlich gelenkt, das war Budde, aber auch vielen Bielefeldern klar. In dem von ihm unterzeichneten Bericht an die Gestapo heißt es: „Des Weiteren war in der Bevölkerung auch sofort bekannt, dass es sich hier nicht um eine spontane Entrüstung des Volkes gehandelt hat, sondern dass hier ein Vorgang zur Auslösung kam, der organisiert war.”