Fauna-Flora-Habitat-Gebiete

Was besagt die FFH-Richtlinie? 

Fauna-Flora-Habitat-Gebiete verdanken ihre Entstehung einem Abkommen der Europäischen Union. Die 1992 in Kraft getretene Richtlinie war die erste umfassende europäische Grundlage im Arten- und Biotopschutz. Angesichts der Bedrohung wildlebender Tier- und Pflanzenarten in der gesamten Europäischen Union erkannte man die Notwendigkeit grenzübergreifender Maßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt. In diesen europäischen Schutzgebieten sollten wildlebende Tiere und Pflanzen und ihre Lebensräume gesichert werden. Hierzu gehört auch die Vernetzung dieser Gebiete über Landesgrenzen hinweg. Gemeinsam mit Gebieten nach der Vogelschutzrichtlinie bilden sie das sogenannte Netz NATURA 2000.

In Bielefeld gehören zwei Bereiche zum Netz:

Was wäre eine Burg ohne Fledermäuse?! 15 von 20 in Nordrhein-Westfalen heimischen Fledermausarten leben zu unterschiedlichen Zeiten in diesem nur 6 ha großen FFH-Gebiet. Eingebunden in üppiges Grün bietet die Burg mit feuchten, kühlen und spaltenreichen Gewölben ein perfektes Winterquartier. Aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung für seltene Fledermäuse gehört die Burganlage zum europaweit zusammenhängenden Netz von Schutzgebieten, gelistet unter DE-3917-301.

Doch bevor es im Herbst ins Quartier geht, wird vor den nicht beleuchteten Öffnungen geschwärmt. Ein Treffpunkt vieler Tiere. Die Jungen lernen dadurch das Winterquartier kennen. Die Paarung findet statt und es werden Reserven für den Winter angefressen. Spät blühendes Efeu an den Mauern lockt besonders viele Insekten an, ein gefundenes Fressen für die Nachtschwärmer.

Tagsüber sieht man Fledermäuse nicht. Erst ab der Dämmerung verlassen sie ihre Schlafstelle um zu jagen. Je nach Art im offenen Luftraum, im Pflanzenwuchs oder am Boden. Auch hier gilt für fast alle Arten: Dunkel muss es sein. Wichtig ist ein dichter Ring aus Bäumen und Sträuchern zur Abschirmung der Lichtverschmutzung und ein angepasstes Beleuchtungsmanagement für die Burg.

Winterschlaf halten Fledermäuse, weil ihre Beute in der kalten Jahreszeit Mangelware ist. Aneinander gekuschelt oder tief versteckt in Ritzen und Spalten wird der Wärmeverlust verringert. Gut geschlafen wird aber nur ohne Störung. Lärm, Licht oder Rauch sind tabu. Der Energieverlust beim ungeplanten Aufwachen ist enorm und führt bei wiederholtem Auftreten zur Schwächung bis zum Tod. Zum Schutz der seltenen Tiere hat der Mensch hier das Nachsehen.

Auch die Außenmauern haben für Tiere und Pflanzen etwas zu bieten. Der Goldlack ist ein außerordentlich bemerkenswertes Kulturrelikt, das bereits im 18. Jahrhundert an der Sparrenburg heimisch wurde. Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum erfreut der zierliche Halbstrauch im Mai mit seinen leuchtend gelben Blüten. In kleinen Fugen finden die Wurzeln des genügsamen Gewächses Halt, Nähstoffe und Wasser. Aber es braucht einen Platz in der Sonne. Vor der letzten Sanierung der Mauern wurde von verschiedenen Stellen Saatgut entnommen und im Botanischen Garten der Stadt isoliert zu kleinen Pflänzchen herangezogen und an geeigneter Stelle wieder ausgepflanzt. Inzwischen hat sich der Goldlack an der Sparrenburg gut etabliert. Wie die Farne und zierlichen Blütenpflanzen richtet er keinen Schaden am Mauerwerk an.
An schattigen Plätzchen am Mauerfuß bieten Algen, Moose und Pflanzenreste den sehr kleinen und seltenen Schließmundschnecken Nahrung und Schutz.

Die Sparrenburg mit ihrer umgebenden Grünanlage steht in enger Verbindung mit den Lebensräumen des FFH-Gebietes „Östlicher Teutoburger Wald“.

Zum geschützten FFH-Gebiet mit dem Namen „Östlicher Teutoburger Wald“ gehört vor allem der südlich verlaufende Pläner-Kalkzug des Teutoburger Waldes zwischen Borgholzhausen und Horn-Bad Meinberg. Charakteristisch sind seine ausgedehnten Kalk- und Hainsimsen-Buchenwälder. Sie stellen in ihrer Ausdehnung das größte und wichtigste Waldgebiet des Naturraumes Weserbergland dar. In Bielefeld besitzt das Naturschutzgebiet eine Größe von ca. 1.009 ha.

Diese Buchenwälder sind wichtiger Lebensraum zahlreicher seltener Pflanzen- und Tierarten. Besonders schön blühen das blaue Leberblümchen, die Frühlings-Platterbse und das Manns-Knabenkraut, eine heimische Wald-Orchidee. Viele Vogelarten wie der Schwarzspecht, die Hohltaube und der in einigen Steinbrüchen wieder brütende Uhu fühlen sich in den großflächigen Wäldern wohl. Auch Reptilien wie die Blindschleiche oder die seltenere Zauneidechse genießen ein Sonnenbad in halboffenen Bereichen. Ferner nutzen etliche Fledermausarten wie das Große Mausohr, die Bechsteinfledermaus und die Teichfledermaus die Waldbereiche als Quartier- und Nahrungshabitat. Mit ganz viel Glück lassen sich Siebenschläfer und Baummarder beobachten.

Zum Artenreichtum des FFH-Gebietes tragen darüber hinaus die eingestreuten Offenlandbiotope bei, wie z.B. die Kalkäcker der Südhänge, die vom Aussterben bedrohten Ackerwildkräutern wie dem Einjährigen Ziest einen letzten Lebensraum bieten. Artenreiche Halbtrockenrasen wie die Ochsenheide sind ferner letzte Standorte seltener Pflanzenarten wie des Fransen-Enzians, der Stengellosen Kratzdistel und des Bienen-Ragwurz. Zudem lockt ihr Blütenreichtum eine Fülle von Insekten an, darunter Falter wie den Kaisermantel, das Blutströpfchen und den Schwalbenschwanz.