Unbesetzte Ausbildungsplätze verschärfen Fachkräftemangel: Menschen mit Zuwanderungsgeschichte als ein Schlüssel zur Zukunftssicherung der Ausbildung

| Bielefeld (bi)

Der Fachkräftemangel in Deutschland verschärft sich weiter und ohne Zuwanderung läge die duale Ausbildung am Boden. Auch in Bielefeld zeigt sich die zentrale Rolle der Zuwanderung für das Ausbildungssystem. Aktuelle Zahlen unterstreichen, dass die Bedeutung von Menschen mit Migrationshintergrund in der dualen Ausbildung stetig zunimmt. Aus diesem Grund beschäftigte sich auch der Bielefelder Ausbildungsgipfel 2024 am 24. September unter anderem mit dem Potenzial zugewanderter Menschen für unseren Ausbildungsmarkt. 

Ausländische Auszubildende – eine unverzichtbare Stütze

Die Daten für die Ausbildungsjahrgänge 2020/2021 bis 2022/2023 (jeweils Oktober bis August) sprechen eine klare Sprache. Während im Jahr 2020/2021 in diesem Zeitraum bereits 34,1 % der Auszubildenden in Bielefeld nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hatten, ist dieser Anteil im Jahr 2022/2023 auf 42,3 % gestiegen. 

„Ohne das Interesse von Bielefelder*innen ohne deutschen Pass für die duale Ausbildung würden viele Ausbildungsplätze schlichtweg unbesetzt bleiben. Der Anteil von Auszubildenden mit Zuwanderungshintergrund an allen Auszubildenden ist in Wirklichkeit sogar noch viel höher, weil viele zugewanderte Menschen ja längst die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen“, sagt Ingo Nürnberger, Dezernent für Soziales und Integration der Stadt Bielefeld. „Der Arbeitsmarkt und insbesondere die duale Ausbildung ist auf die Unterstützung und Integration von Menschen mit Migrationshintergrund angewiesen. Gleichzeitig brauchen manche Menschen mit Migrationshintergrund auch eine intensive Begleitung durch Schulen und unsere Jugendberufsagentur in den Ausbildungsmarkt. Die Zahlen zeigen, dass wir dabei durchaus erfolgreich sind.“ Dazu passt, dass auch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung insgesamt in Bielefeld – wie in ganz Deutschland – in den vergangenen Jahren nur noch durch die Beteiligung von ausländischen Arbeitnehmer*innen, insbesondere auch von geflüchteten Menschen, gestiegen ist. „Integration zugewanderter Menschen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt bietet nicht nur ihnen selbst, sondern auch der deutschen Wirtschaft immense Chancen“, so Ingo Nürnberger.

Übergangsmanagement: Schlüsselrolle für den Berufseinstieg

Besonders deutlich wird die Rolle der Zuwanderung auch im Schuljahr 2023/2024 am Beispiel des Projekts Übergangsmanagement an Realschulen. Dieses Projekt, das von der Regionalen Personalentwicklungsgesellschaft (Rege) im Auftrag der Stadt Bielefeld durchgeführt wird, unterstützt Schüler*innen beim Übergang von der Schule in den Beruf. Von den 187 teilnehmenden Schüler*innen hatten 76 % einen Migrationshintergrund. 32 % der Teilnehmenden sind direkt in eine duale Ausbildung eingemündet. Dieser Anteil ist fast doppelt so hoch wie bei allen Schulabgänger*innen aus der Sekundarstufe 1. Weitere 9 % in eine schulische Ausbildung, auch dies ein hervorragender Wert.