Kommunale Wärmeplanung - Kooperation von Stadtwerke und Stadt
Eine nachhaltige Wärmeversorgung spielt eine entscheidende Rolle, um die Bielefelder Klimaziele zu erreichen. Denn auf die Wärmeversorgung aller Gebäude entfällt zurzeit mehr als 50 Prozent des Endenergieverbrauchs in Bielefeld. Auch werden noch etwa 75 Prozent des Wärmebedarfes aus den fossilen Energieträgern Öl und Erdgas gedeckt.
Das muss sich ändern, damit die Stadt Bielefeld ihre Klimaziele und die des Bundes erreichen kann. Die Wärmeversorgung mit regenerativen Energien wird hierbei eine entscheidende Rolle spielen, wie z.B. Solarthermie, Erdwärme oder Wärme aus Luft, Wasser und Abwasser. Auch der Ausbau des Fernwärmenetzes und von Nahwärmenetzen mit erneuerbaren Wärmequellen werden zentrale Bausteine sein.
Wie die klimafreundliche Wärmeversorgung von morgen für Bielefeld konkret aussehen kann, daran arbeiten Stadt und Stadtwerke bereits seit 2022 und erstellen hierfür eine kommunale Wärmeplanung.
Die Wärmeversorgung ist ein Baustein im Rahmen der Strategie „Bielefeld – Klimaneutral 2030“. Weitere Informationen zu den anderen Bausteinen und zur Strategie wie Bielefeld für den Erhalt einer lebenswerten Stadt vorgeht, ist unter: www.bielefeld.de/klimaneutral nachzulesen.
Zunächst ist die Wärmeplanung eine Bestandsaufnahme. Denn erst wird ermittelt, wie die Gebäude im Stadtgebiet aktuell mit Wärme versorgt werden. Anschließend wird auf dieser Basis eine Strategie entwickelt, wie die Wärmeversorgung klimaneutral werden kann.
Das Ergebnis ist ein Plan der gesamten Stadt, der zeigt, welche Wärmeversorgung sich für welche Gebiete am besten eignet. So soll Hauseigentümer*innen, Gewerbetreibenden, der Wohnungswirtschaft und weiteren Akteur*innen Orientierung gegeben werden, zu den wirtschaftlich sinnvollsten Möglichkeiten für eine klimaneutrale Wärmeversorgung.
Darauf aufbauend werden Handlungsstrategien und Maßnahmen entwickelt und ein Umsetzungsfahrplan mit individuellen Meilensteinen erstellt. Die kommunale Wärmeplanung ist die zentrale Strategie zur Erreichung einer klimaneutralen Wärmeversorgung. Hierbei ist die Wärmeplanung ausdrücklich technologieoffen.
Die kommunale Wärmeplanung gibt erste Antworten : Wie könnte die zukünftige Wärmeversorgung in Bielefeld aussehen? In welchen Stadtgebieten kann die Fernwärme ausgebaut werden? Wo könnten Nahwärmeinseln entstehen? Und wo sind Wärmepumpen oder andere dezentrale Versorgungsmöglichkeiten sinnvoll?
Mit der kommunalen Wärmeplanung soll für jedes Gebiet die richtige Lösung gefunden werden. Aber das braucht Zeit. Eine verbindliche Auskunft für jeden Straßenzug und jedes Gebäude wird es im ersten Schritt nicht geben können, nicht zum Fernwärmeausbau, nicht zur passenden Wärmepumpe, nicht zum individuellen Sanierungsfahrplan.
Eine Wärmeplanung ist ein strategisches Planungsinstrument, keine gebäudescharfe Detailplanung. Sie schafft Orientierung und ist das Fundament, um anschließend weitere Machbarkeitsuntersuchungen und Umsetzungsplanungen zielgerichtet anzugehen.
Es werden potenzielle Gebiete für einen Wärmenetzausbau identifiziert und Maßnahmen abgeleitet, die für eine Umsetzung erforderlich sind.
Gemäß Wärmeplanungsgesetz muss die Wärmeplanung bis Mitte 2026 fertig sein. Im Laufe des Jahres 2024 werden erste Zwischenergebnisse vorliegen und vorgestellt werden.
Die Fernwärme ist eine wichtige Säule für das Gelingen der Wärmewende. Im Rahmen der Kommunalen Wärmeplanung werden potenzielle Gebiete für den Fernwärmeausbau ermittelt. Doch schon jetzt steht fest, dass längst nicht das gesamte Bielefelder Stadtgebiet mit Fernwärme erschlossen werden kann. Denn die Versorgung mit Fernwärme ist technisch komplex. Deshalb sind möglichst viele Anschlüsse auf begrenztem Raum erforderlich. So ist für Gebiete südlich des Teutoburger Waldes wegen der großen Entfernung zu den Kraftwerken im nördlichen Bereich und der zu überwindenden Höhenunterschiede kein Anschluss an das bestehende Fernwärmenetz möglich. Das gleiche gilt für weiter außerhalb liegende Stadtteile im Norden und Osten. Bei hohen Wärmedichten, also vielen Abnehmer*innen auf begrenztem Raum, könnten hier aber Nahwärmenetze, also Insellösungen, eine Option bieten.
Es ist derzeit noch nicht abzusehen, ob mittelfristig Wasserstoff in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht, um im Gasnetz als Alternative angeboten werden zu können. Generell wird der Einsatz von Wasserstoff eher als Einzellösung im industriellen Bereich gesehen, nicht aber als flächendeckende Lösung im privaten Bereich. Ob, wann und in welchen Mengen Wasserstoff nach Bielefeld kommt, ist stark abhängig von äußeren Einflüssen, wie den Planungen der Ferngasnetzbetreiber, politischen Rahmenbedingungen oder Preisentwicklungen am Markt.
Um die fossilen Brennstoffe dauerhaft zu ersetzen, muss neben dem weiteren Ausbau des Fernwärmenetzes auch der Einsatz erneuerbarer Energieträger vorangetrieben werden. Für die Umsetzung bieten sich unterschiedliche Lösungen, von denen einige hier vorgestellt werden:
- Fernwärme:
Über Fernwärme beheizte Gebäude benötigen eine Wärmeübergabestation, aber keine eigene Heizungsanlage. Die benötigte Wärme wird mittels Rohrleitungen zu den Gebäuden transportiert. In Bielefeld wird das Fernwärme-Netz durch die Stadtwerke Bielefeld betrieben. Acht Anlagen erzeugen die notwendige Fernwärme, dazu zählen das Heizkraftwerk und Holzkraftwerk an der Schildescher Straße, die Müllverbrennungsanlage Bielefeld-Herford, eine Biogasanlage in Dornberg, ein Biomethan Blockheizkraftwerk sowie drei Spitzenheizwerke.
In Bielefeld ist die Fernwärmeerzeugung damit bereits gut unterwegs in Sachen Nachhaltigkeit: rund 70% der Wärme werden CO2 frei erzeugt.
Informationen zur Kennzeichnung der Fernwärme:
www.bestellung.stadtwerke-bielefeld.de
- Kalte-Nahwärme-Netz:
Genauso wie im Fernwärmenetz wird in kalten Nahwärme-Netzen die Wärme von einem Wärmeerzeuger (z.B. einem „großen“ mit Biogas betriebenen BHKW) zu den Haushalten mittels Rohre transportiert. Die Kalte-Nahwärme arbeitet mit einer Betriebstemperatur zwischen 10 und 35°C. Da diese Temperatur zum Heizen eines Gebäudes nicht ausreicht, ist der Einsatz einer Wärmepumpe im jeweiligen Gebäude erforderlich. Zum Vergleich liegt die Betriebstemperatur der Fernwärme bei bis zu 130°C. Ein Beispiel für ein Kaltes-Nahwärme-Netz ist die Klimaschutzsiedlung Schillinggelände.
- Blockheizkraftwerk:
Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) ist ein Kraft-Wärme-Kopplungs-System bei dem durch die Verbrennung von Brennstoffen gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt wird. Der Einsatz verschiedenster Brennstoffe ist möglich u.a.: Holz, Pellet, Biogas.
- Wärmepumpe:
Eine Wärmepumpe funktioniert wie eine Klimaanlage, jedoch in der entgegengesetzten Richtung. Der Umwelt wird Wärme entzogen und im Inneren des Hauses wieder freigesetzt. Die Wärmepumpe nutzt dabei die kostenlose Wärme aus der Umwelt. Der von der Wärmepumpe für diesen Prozess benötigte Strom wird durch regenerative Anlagen (z.B. Photovoltaik-Anlage) erzeugt. Hier können sowohl Luft- als auch Erdwärmepumpen zum Einsatz kommen.
Informationen zur Wärmepumpe:
www.alt-bau-neu.de
- Wärmepumpe und Heizkessel:
Reicht eine Wärmepumpe allein nicht aus, um den Wärmebedarf im Gebäude an kalten Wintertagen zu decken, kann die Kombination mit einem „Holz“-Heizkessel erforderlich sein. Dieser unterstützende Kessel ist nur an besonders kalten Tagen erforderlich.
- Biomasse Heizkessel:
Hierbei kommen nachwachsende Brennstoffen (z.B. Pellets) zum Einsatz. Die Kombination mit einer solarthermischen Anlage unterstützt den Heizkessel bei der Wärmeerzeugung.
Informationen zum Holzpelletkessel;
www.alt-bau-neu.de
- Solarthermie-Anlage für Warmwasser und/ oder Heizungsunterstützung:
Eine Solarthermie-Anlage liefert mit Hilfe von Sonnenkollektoren Wärme. Anders als eine Photovoltaik-Anlage, die elektrischen Strom aus dem Sonnenlicht erzeugt, wird das Licht der Sonne über die Kollektoren eingefangen und in Wärme umgewandelt. Die Unterstützung nachhaltiger Heizungssysteme durch Solarthermie ist oftmals sinnvoll.
Informationen zur Wirkungsweise:
www.alt-bau-neu.de