Nachwuchs bei den Schneeeulen im Tierpark Olderdissen
| Bielefeld (bi)
Für den Tierpark Olderdissen ist 2025 vor allem bei den Nachzuchten ein sehr erfolgreiches Vogeljahr. Nach Schwarzem Milan, Rebhuhn, Säbelschnäbler und Austernfischer, um nur einige zu nennen, reihen sich nun auch die beeindruckenden Schneeeulen (Bubo scandinavicus) in diese Liste ein.
Vor der Freude über den Nachwuchs stand jedoch zunächst ein trauriges Ereignis, als im September 2024 der alte Schneeeulen-Hahn „Louis“ (geschlüpft 1995 im Tierpark Hirschfeld in Sachsen) im hohen Alter von 29 Jahren gestorben war. Altersmäßig hatte sich „Louis“ schon nicht mehr an der Fortpflanzung beteiligt – so gab es den letzten Nachwuchs im Jahr 2020.
Eine Recherche ergab, dass der Wildpark Christianenthal in Wernigerode einen Schneeeulen-Hahn im passenden Alter hatte und bereit war, diesen dem Bielefelder Tierpark auch zur Verfügung zu stellen. Dieses Männchen („Charly“) kam am Anfang Dezember letzten Jahres in Ostwestfalen an und traf hier auf die weibliche Schneeeule „Tanja“, die 2013 aus dem Zoo Osnabrück nach Olderdissen gekommen war. Die Zusammengewöhnung sah zunächst nicht nach großer Verpaarung aus. Zuerst ignorierte sich das Paar geflissentlich, danach sah man sie sich durchaus auch mal anfauchen. Aber letztendlich fanden sie zusammen.
Als Nestmulde bevorzugen Schneeeulen Stellen mit gutem Ausblick, was man im Gehege durch entsprechende Sand- oder Erdhügel bieten kann. Dem Bedürfnis kommt die Bielefelder Anlage gut nach, da das Gelände zum hinteren Teil hin ansteigt. Dort schritten die Alttiere dann auch zur Brut. Schneeeulen heben diese mit Schnabel und Beinen aus, im natürlichen Lebensraum sogar in gefrorenem Boden. In der Natur ist das Bodennest dann sehr gefährdet, so dass es mit zwei bis drei Wochen verlassen wird. Aber diese Zeit, in der die Jungvögel nicht fliegen können, ist sehr gefährlich. In der Tierparkvoliere droht ihnen aber keine Gefahr. Die jetzt aschgrau gefärbten sechs Jungvögel gehen derzeit zu Fuß durch die ganze Anlage und erkunden diese.
Bemerkenswert ist bei den Altvögeln der deutliche Geschlechterunterschied, sodass das Paar auch im Bielefelder Tierpark gut voneinander zu unterscheiden ist: Weibliche Tiere haben an Körper und Flügen eine starke schwarzbraune Bänderzeichnung, Gesicht, Kehle, Schwanz und die bis zu den Zehen dicht befiederten Füße sind weiß. Die Männchen dagegen sind rein weiß.
Die Schneeule ist überwiegend tagaktiv und perfekt an ihren Lebensraum angepasst. Das Gefieder bedeckt als wirksamer Kälteschutz den Großteil des Schnabels und reicht bis zu den Zehen. Zur besseren Tarnung beim Brüten ist das Federkleid des Weibchens deutlich stärker gebändert als das des kleineren Männchens. Noch in der letzten Eiszeit kam die Schneeeule auch in Mitteleuropa vor, wie etwa ein Knochenfund im Schottergestein aus der Höhle „Schweizersbild“ bei Schaffhausen beweist. Und als solch ehemaliger Bewohner Europas passt die Schneeeule in die Olderdissener Tierparkspezialisierung.