Kooperatives Werkstattverfahren "Bildungscampus Seidensticker"
Im Rahmen der Schulentwicklungsplanung der Stadt Bielefeld wurde perspektivisch ein Defizit an Schulplätzen insbesondere im Bereich der weiterführenden Schulen festgestellt. Allerdings ist eine Erweiterung der Raumkapazitäten an bestehenden Schulstandorten nur begrenzt möglich.
Durch den Umzug der Firma „Seidensticker“ und die Aufgabe des Standortes der Firma „Erdmann & Domke“ an der Herforder Straße ergab sich für die Stadt Bielefeld die Möglichkeit, eine hochinteressante innerstädtische Potenzialfläche zu erwerben.
Zukünftig soll auf den aufgegebenen Gewerbeflächen an der Herforder Straße ein neuer Bildungscampus im Stadtbezirk Mitte entstehen.
Der neue Bildungscampus soll Platz für zwei weiterführende Schulen, zwei Dreifachsporthallen, ein Förderzentrum „Bielefelder Beratungs- und Unterstützungszentrum“ (BieBUZ) sowie ein Parkhaus bieten.
Im Rahmen eines kooperativen Werkstattverfahrens mit drei interdisziplinären Teams aus den Bereichen Architektur, Städtebau und Landschaftsarchitektur wurden innovative Ansätze zur städtebaulichen Verortung aller erforderlichen Nutzungen auf dem ca. 4 ha großen Plangebiet aufgezeigt. Eine besondere Herausforderung stellte dabei neben der auf das Gebiet einwirkenden umgebenden gewerbliche Nutzung auch die vielbefahrene Herforder Straße dar.
Das Werkstattverfahren wurde in zwei Stufen durchgeführt. Dabei wurden den Teilnehmenden im Rahmen eines Zwischenkolloquiums Anregungen und Tipps zur Weiterbearbeitung gegeben. Innerhalb von insgesamt fünf Monaten wurden so drei unterschiedliche Entwürfe erarbeitet, die sich alle durch eine sehr hohe städtebauliche und freiraumplanerische Qualität auszeichnen.
Die Jury – bestehend aus einem dreiköpfigen Fachpreisgericht sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verwaltung – empfahl am Ende des Verfahrens der Stadt Bielefeld, den Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Hascher Jehle Architekten mit studio grüngrau als Grundlage für die weiteren noch folgenden Entwicklungsschritte zu nutzen.
Herzstück des Entwurfs von Hascher Jehle Architekten mit studio grüngrau ist die großzügige Campusstruktur, die alle Gebäude und Eingänge verknüpft und sich von der Feldstraße bis zur westlichen Grundstücksgrenze erstreckt. Über ein großzügiges Entrée wird der Campus über die Feldstraße/Herforder Straße an das städtische Verkehrsnetz angebunden.
Eine angemessen dimensionierte Campus-Meile erlaubt zudem die Durchquerung des Areals von Ost nach West. Die Anordnung eines Parkhauses sowie zweier Dreifachsporthallen im südlichen Bereich des Campus sorgen für den erforderlichen Schallschutz gegenüber dem südlichen Gewerbe.
Auf Basis des ausgewählten Entwurfes wird durch Aufstellung eines entsprechenden Bebauungsplans der planungsrechtliche Rahmen für den neuen Bildungscampus geschaffen.
Eine Aufnahme der bestimmungsgemäßen Nutzungen ist für das Schuljahr 2026/2027 – zunächst in einem zu errichtenden Interimsgebäude – geplant. Die Sanierung und der Umbau des ehemaligen Seidenstickergebäudes sowie der Neubau der Sporthallen und des Parkhauses sollen parallel erfolgen.