Das Bielefelder Kanalnetz 

Bei Entwässerungssystemen unterscheidet man zwischen Mischkanalisation und Trennkanalisation. Mischkanalisation bedeutet, dass Schmutzwasser und Regenwasser zusammen durch einen gemeinsamen Kanal fließen.

Da von den Kanälen und Kläranlagen aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nur eine bestimmte Abwassermenge aufgenommen werden kann, ist es erforderlich, an bestimmten Stellen in der Mischwasserkanalisation sogenannte Regenentlastungsanlagen anzuordnen. 

Bei diesen Entlastungsanlagen wird der Teil des Abwassers, der bei Regenfällen nicht mehr in der Kanalisation abgeleitet werden kann, unter festgelegten Bedingungen einem Gewässer zugeleitet oder in Regenbecken zwischengespeichert und zeitverzögert zur Kläranlage abgeleitet. Nur bei sehr starken Regenfällen kommt es zu einer solchen Einleitung in Gewässer. 

Die Trennkanalisation, die in Bielefeld überwiegt, stellt getrennte Kanäle für Schmutzwasser und Regenwasser bereit. Das Schmutzwasser wird im Klärwerk gereinigt. Das Regenwasser wird, wenn es von Flächen aus Wohngebieten stammt oder nur gering verschmutzt ist, in das nächstgelegene Oberflächengewässer (Bach, Teich o. ä.) eingeleitet. Bei stärkerer Verschmutzung muss es vor der Einleitung in einem Regenklärbecken vorgereinigt werden.

Aus diesem Grund darf natürlich kein Schmutzwasser in den Regenwasserablauf eingeleitet werden. Das Autowaschen mit Reinigungsmitteln am Straßenrand oder das Ausgießen des Putzeimers in den Gully verschmutzen direkt das nächste Gewässer und sind aus dem Grund nicht erlaubt!

Derzeit umfasst das Bielefelder Kanalnetz über 1.900 Kilometer, dazu kommen nochmals rund 1.000 Kilometer Anschlusskanäle. 

Der Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld ist als Betreiber des öffentlichen Kanalnetzes gesetzlich verpflichtet, das Kanalnetz auf seinen baulichen Zustand und die Funktionsfähigkeit zu überprüfen und Mängel zu beseitigen. So ist gewährleistet, dass keine schadstoffhaltigen Abwässer ins Erdreich oder sogar ins Grundwasser gelangen.

Kanaluntersuchung

Bei einer Kanaluntersuchung konnte der auf dem Foto unten links abgebildete Schaden festgestellt werden. Mehrere Risse sind zu erkennen. Durch die Scherbenbildung ist das Rohrprofil bereits deformiert. Es besteht die Gefahr, dass der Kanal einbricht. Die Reparatur ist in einem solchen Fall dringend notwendig, hier ist sie bereits erfolgt. 
Unsere Mitarbeiter*innen inspizieren die großen Abwasserkanäle ab 1,60 Metern Durchmesser direkt vor Ort, indem sie hindurchgehen und die Bauwerke begutachten. Zur Untersuchung der nicht begehbaren Kanäle und Schächte ist unser Kamerafahrzeug im Einsatz, welches mit einer selbstfahrenden Kamera ausgestattet ist. So können Schäden festgestellt und Reparaturen bzw. die Sanierung in die Wege geleitet werden.

Werden Schäden festgestellt, müssen sie natürlich behoben werden. Jedes Jahr werden etwa 100 Kilometer Kanalisation inspiziert und mehr als 1.000 Kilometer gereinigt. Ebenso reinigt der Umweltbetrieb über 50.000 Straßeneinläufe pro Jahr.

Kanalreinigung

Damit die Rohre nicht versanden und verschlammen, werden sie in regelmäßigen Abständen mittels Hochdruckspülung gereinigt. Das Foto zeigt Mitarbeiter des Kanalbetriebshofes beim Einsatz mit dem Saug-Spülwagen.
 
Wie häufig wird untersucht?
Die öffentlichen Kanäle werden in regelmäßigen Abständen auf Undichtigkeiten und sonstige Schäden untersucht. Diese Aufgabe hat in Gebieten, die der Trinkwasserversorgung dienen, Wasserschutzgebiete genannt, eine besondere Wichtigkeit. In der Schutzzone 2 wird alle fünf Jahre, in der Schutzzone 3 alle zehn Jahre ein „Check-up” vorgenommen. In der Schutzzone 1, dem Fassungsbereich der Brunnen, dürfen sich keine Kanäle befinden. Alle übrigen Kanäle (außerhalb der Wasserschutzgebiete) werden im fünfzehnjährigen Abstand untersucht. 

Kanalsanierung

Die Stadt Bielefeld ist gesetzlich verpflichtet, für eine ordnungsgemäße Abwasserbeseitigung zu sorgen. Dazu hat sie die notwendigen Abwasseranlagen, also Kanäle und Kläranlagen, nicht nur zu bauen und zu unterhalten, sondern auch den „allgemein anerkannten Regeln der Technik” anzupassen. Die Baumaßnahmen dienen der Erweiterung (neue Wohn- und Gewerbegebiete) und der Erhaltung des Kanalnetzes.
Bevor mit der eigentlichen Baumaßnahme begonnen werden kann, sind teilweise sehr umfangreiche Planungs- und Entwurfsarbeiten erforderlich:
Dazu gehören unter anderem Vermessungsarbeiten, wassertechnische Berechnungen für Kanäle und Sonderbauwerke, Abstimmung mit Anliegern, Versorgungsunternehmen und anderen städtischen Einrichtungen.
Das Ergebnis der Planungs- und Entwurfsarbeiten ist die Grundlage für die Ausschreibung und den Bau von Kanälen und Bauwerken. Dazu gehören die Überwachung und die Abrechnung der Bauarbeiten. 
Eine Übersicht über die Kanalbautätigkeiten in den verkehrsbedeutenden Straßen der Stadt Bielefeld mit eventuellen Verkehrsbehinderungen finden Sie unter Verkehrshinweise