Bielefeld im Dialog am 5. November 2024

Von Jung bis Alt: (Zusammen)Leben in Bielefeld

Neben Oberbürgermeister Pit Clausen war der Erste Beigeordnete Ingo Nürnberger (Dezernent für Soziales und Integration) Gastgeber der zweiten Veranstaltung im Rahmen der "Bielefeld im Dialog"-Reihe. Thema der Veranstaltung am 5. November war: "Von Jung bis Alt: (Zusammen)Leben in Bielefeld".  

Die Fragen der rund 40 aktiv Teilnehmenden war dabei genauso breit gefächert, wie das (Zusammen)Leben in der Stadt. Von der KiTa über über Bildungsthemen bis zu Fragen zu Alter und Pflege. Im Gegensatz zu den Gesprächen im Oval der Wissenswerkstadt vermissten viele den gegenseitigen Respekt im Miteinander der Generationen. Die Fragen wurden entweder persönlich oder anonym über sogenannte Dialogkarten gestellt.

Die vorab eingereichten Fragen sowie die Fragen, die während der Veranstaltung gestellt wurden, werden derzeit aufbereitet und sukzessiv beantwortet. Wir bitten um Verständnis, wenn die Beantwortung einzelner Fragen etwas Zeit in Anspruch nimmt. Diese Übersicht ist aktuell noch nicht vollständig!

Nachfolgend finden Sie die Antworten nach den unterschiedlichen Themengebieten aufbereitet:

Welche Programme oder Initiativen gibt es in Bielefeld, die das intergenerationelle Verständnis und die gegenseitige Unterstützung zwischen älteren und jüngeren Bürgern stärken?

In Bielefeld gibt es verschiedene Initiativen, die den Austausch zwischen den Generationen fördern, wie zum Beispiel:

  • Kooperationen zwischen sozialen Einrichtungen: In Zusammenarbeit mit Tagespflegen sowie Begegnungs- und Servicezentren entwickeln Kitas und Schulen regelmäßig Projekte, die den Dialog und das Miteinander von Jung und Alt unterstützen. Dazu zählen unter anderem Lesepatenschaften, gemeinsames Gärtnern, sowie gemeinsames Kochen und Backen.
  • Einbindung junger Menschen in Servicezentren: Besonders in Begegnungs- und Servicezentren werden Schülerinnen und Studentinnen aktiv eingebunden, vor allem durch die Leitung von Kursen zu Themen wie Smartphone-Nutzung, Tablets, Zoom und anderen digitalen Anwendungen.
  • Begegnungen in Stadtteilzentren: In den verschiedenen Stadtteilzentren treffen sich Gruppen aus unterschiedlichen Lebensphasen und Hintergründen. Hier findet nicht nur der intergenerationelle Austausch statt, sondern auch Begegnungen zwischen Menschen, die sich sonst möglicherweise nie begegnen würden.

 

Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie in Bezug auf die demografische Entwicklung für die Stadt Bielefeld? Welche Gestaltungsspielräume hat die Stadt?

Die demografische Entwicklung in Bielefeld bringt verschiedene Chancen und Herausforderungen mit sich:

  • Wachstum der Stadt: Bielefeld wächst kontinuierlich, was eine Herausforderung für die Versorgung im Bereich Kitas und Schulen darstellt. Der Ausbau von Betreuungs- und Bildungsangeboten bleibt daher ein wichtiger Fokus.
  • Zunahme der älteren Bevölkerung: Die Zahl älterer Menschen in Bielefeld wird in den kommenden Jahren spürbar ansteigen, was auch einen höheren Pflegebedarf zur Folge haben wird. Gleichzeitig bietet diese Generation ein großes Potenzial an Erfahrung und Wissen, das beispielsweise durch Initiativen wie das Projekt „EFI“ (Erfahrungswissen für Initiativen) erschlossen werden kann.
  • Entwicklung der Geburtenzahlen: Nachdem die Geburtenzahlen in Bielefeld bis 2021 stetig gestiegen waren – von rund 2.800 Kindern im Jahr 2013 auf 3.341 Kinder im Jahr 2021 – verzeichnet die Stadt seitdem einen Rückgang, zuletzt auf 2.990 Kinder (Stand: 31.07.2024). Diese Entwicklung schafft einerseits Entlastung bei den Versorgungsquoten und eröffnet neue Gestaltungsspielräume, etwa um auf spezifische Themen wie die steigende Zahl an Kindern mit besonderem Förderbedarf, die Integration heilpädagogischer Plätze ins KiBiz-System oder die Sanierung bedürftiger Kitas einzugehen. 
  • Kindergartenbedarfsplanung: Die vorausschauende Planung der Kindergartenplätze bleibt angesichts der schwankenden Geburtenzahlen und Zuwanderung ein komplexer Prozess. Die aktuellen Entwicklungen bieten der Stadt jedoch mehr Flexibilität, um gezielt auf die vielfältigen Anforderungen im Bereich frühkindlicher Bildung und Betreuung einzugehen und langfristige Verbesserungen zu schaffen.

 

Welche Modelle für Wohnprojekte für Jung und Alt sind in konkreter Planung?

In Bielefeld werden derzeit verschiedene Modelle für generationenübergreifende Wohnprojekte geprüft und diskutiert. Das Sozialdezernat steht dabei als Ansprechpartner zur Verfügung und schafft Räume für interessierte Bürger*innen, um sich auszutauschen und Konzepte zu entwickeln. Zwar gestaltet sich die Suche nach geeigneten Grundstücken oft schwierig, dennoch sind das Sozialdezernat, das Baudezernat und Vertreter*innen der Wohnprojekte in engem Austausch, um die Realisierung solcher Projekte zu fördern.


Wie fördert die Stadt Bielefeld Wohnprojekte und Mehrgenerationenhäuser?

Die Stadt Bielefeld unterstützt Wohnprojekte und Mehrgenerationenhäuser durch finanzielle Beratung und Förderung über die städtische Wohnungsbauförderung. Zudem wird derzeit diskutiert, bei neu zu entwickelnden Wohngebieten – darunter die ehemaligen Kasernenstandorte Catterick und Rochdale – grundsätzlich mindestens ein Grundstück für Wohnprojekte zu reservieren, um solche Initiativen gezielt zu fördern.

 

Was kann man tun, um speziell die ärmere, ältere Bevölkerung zu unterstützen? Was kann man tun, damit die jüngeren Mitmenschen den Älteren wieder mehr Respekt entgegenbringen?

Die Unterstützung für die ärmere, ältere Bevölkerung sowie die Förderung des Respekts zwischen den Generationen erfordert ein umfassendes Maßnahmenpaket, das sowohl praktische als auch gesellschaftliche Aspekte umfasst.

Unterstützung für die ärmere, ältere Bevölkerung:

  • Der Bielefeld-Pass bietet Vergünstigungen für bedürftige ältere Menschen und kann helfen, die finanzielle Belastung zu reduzieren.
  • Die Quartierssozialarbeit leistet direkte Hilfe und Unterstützung für ältere Menschen in ihrem Wohnumfeld.
  • Kostenlose Beratungsangebote über soziale Leistungen, Zuschüsse und Hilfsprogramme, wie z. B. zur Grundsicherung, stellen sicher, dass ältere Menschen die Unterstützung erhalten, die ihnen zusteht.
  • Unterstützung von lokalen Gemeinschaftsorganisationen, die Freizeitaktivitäten, Bildungsprogramme und soziale Treffen für ältere Menschen anbieten, kann die soziale Teilhabe fördern. Fördermittel wie der Teilhabefonds oder Projektmittel für die offene Seniorenarbeit sind hierbei hilfreich.
  • Die Schaffung altersgerechter Wohn- und Lebensumfelder sowie der Zugang zu Geschäften, Arztpraxen und öffentlichen Verkehrsmitteln ist essenziell.
  • Vergünstigte oder kostenlose Fahrdienste und öffentliche Verkehrsmittel für ältere Menschen erhöhen deren Mobilität und ermöglichen soziale Teilhabe.
  • Kurse zur digitalen Kompetenz helfen älteren Menschen, moderne Technologien zu nutzen und Zugang zu online verfügbaren Dienstleistungen und Informationen zu erhalten.

 

Wie kann man den Respekt zwischen den Generationen fördern?

  • Veranstaltungen und Projekte, bei denen junge und ältere Menschen gemeinsam arbeiten, lernen oder Zeit verbringen, stärken das Verständnis und den Austausch.
  • Schulen und Bildungseinrichtungen sollten Programme entwickeln, die den Wert und die Erfahrungen älterer Menschen betonen, um das Bewusstsein für ihre Lebensgeschichten und Weisheiten zu schärfen.
  • Ältere und jüngere Menschen könnten in Patenschaften zusammengebracht werden, um regelmäßigen Austausch und Unterstützung zu ermöglichen.
  • Veranstaltungen, in denen ältere Menschen ihre Lebensgeschichten teilen, fördern den Respekt vor der Lebensleistung und den Erfahrungen der älteren Generation.
  • Die Integration von Respekt- und Wertebildung in den Lehrplan, einschließlich alters-gerechter Lerninhalte, kann das Verständnis für die Lebensrealitäten älterer Menschen fördern.
  • Wertschätzungskampagnen, die das Wissen und die Erfahrungen älterer Menschen hervorheben, schaffen ein positives Bild und fördern den Respekt in der Gesellschaft.
  • Initiativen, die älteren Bürger*innen gezielt eine Stimme bei politischen Entscheidungen geben, stärken deren Sichtbarkeit und Anerkennung in der Gesellschaft.

25 % der Bielefelder haben Migrationshintergrund: Warum wird diese Bevölkerungsgruppe so wenig beachtet?

Tatsächlich haben in Bielefeld über 40 % der Menschen einen sogenannten Migrationshintergrund, was einen bedeutenden Teil unserer Gemeinschaft ausmacht und unser kulturelles sowie soziales Leben bereichert.

Bielefeld bietet bereits viele Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund an. Neben dem vielfältigen Maßnahmenportfolio des Kommunalen Integrationszentrums (KI), unserem Fachamt für Integrationsfragen, gibt es auch zahlreiche Angebote anderer Ämter. Wir setzen dienststellenübergreifend ein umfangreiches Kommunales Integrationsmanagement (KIM) um, um Chancengleichheit zu fördern und unterstützen insbesondere neu zugewanderte Menschen mit internationaler Familiengeschichte aktiv. Darüber hinaus engagiert sich Bielefeld mit Veranstaltungen wie dem Anti-Rassismus-Festival stark dafür, eine offene und inklusive Stadtgesellschaft zu fördern.

Diese und andere Maßnahmen sind Teil des allgemeinen städtischen Angebots und sollten nicht als "Sonderangebote" wahrgenommen werden. Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sollen sich gleichermaßen durch das städtische Angebot angesprochen fühlen und Zugang zu den gleichen Bildungs-, Kultur- und Freizeitangeboten haben.

Klar ist: Wir können und müssen noch besser werden, wenn es darum geht, Menschen mit Migrationshintergrund stärker einzubeziehen und die Angebote so zu kommunizieren, dass sie alle Menschen unserer Stadt erreichen. Unsere Stadtgesellschaft lebt von gegenseitiger Anerkennung und Beteiligung.

 

Ich würde mit Ihnen gerne über die aktuelle Integration der Zufluchtsmenschen, die Initiative der bereits geduldeten Menschen, eine gerechte Asylpolitik und den schnellen versicherten Übergang dieser in den Beruf diskutieren.

Im Rahmen des Kommunalen Integrationsmanagements (KIM) setzen wir gezielte Initiativen um, um die Integration neu zugewanderter Menschen zu unterstützen. Dazu gehören neben Sprachkursen auch Workshops zur beruflichen Orientierung und Integration sowie zahlreiche weitere Angebote.

Ein wesentlicher Aspekt unserer Bemühungen ist die Schaffung vereinfachter Möglichkeiten zur Arbeitsmarktintegration. Hierzu fördern wir Praktika und Ausbildungsplätze, damit geflüchtete Menschen ihre Fähigkeiten und Talente einbringen können. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Optimierung der Beratungsstrukturen und Verfahren in den städtischen Ämtern. Wir arbeiten daran, Abläufe zu beschleunigen und die Beratung für Betroffene zugänglicher zu gestalten, sodass Menschen, die hier eine neue Heimat suchen, schneller die notwendige Unterstützung erhalten.

Das Welcome-Büro spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Dort können sich neue Bielefelder*innen direkt informieren und Unterstützung erhalten – sei es bei Fragen zu Sprache, Bildung oder Jobmöglichkeiten.

Was das Asylrecht betrifft, so ist es bundeseinheitlich geregelt und die gesetzlichen Bestimmungen werden vor Ort durch die Kommunale Ausländerbehörde umgesetzt. Es ist korrekt, dass Asylsuchende und abgelehnte Asylsuchende keinen gesicherten Aufenthaltsstatus haben. Der Gesetzgeber hat jedoch verschiedene Regelungen eingeführt, wie beispielsweise die Gewährung eines Aufenthalts bei guter und nachhaltiger Integration oder die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis im Rahmen des Chancen-Aufenthaltsrechts. Diese Maßnahmen sollen Personen, die bereits eine Beschäftigung ausüben oder anstreben, bessere Perspektiven bieten.

In Bielefeld gibt es zahlreiche aktuelle Projekte und Maßnahmen, die den Übergang von geflüchteten und zugewanderten Menschen in den Beruf erleichtern. Ein Projekt ist das Kompetenzwerk Arbeit und Sprache, das in Kooperation mit dem AWO Kreisverband Bielefeld und gefördert vom Jobcenter betrieben wird. Es bietet individuelle Integrationsunterstützung durch Coaching, Beratung und Workshops zu alltagskulturrelevanten Themen sowie die Vermittlung in Sprachkurse. Besonders hervorzuheben ist, dass Unterstützungsangebote sowohl vor Beginn, während und nach dem Besuch eines Sprachkurses bereitgestellt werden, was eine umfassende Beratungsstruktur ermöglicht. Bislang wurden 2.719 Teilnehmende aufgenommen, von denen fast 2.000 in Sprachkurse vermittelt wurden. Der Frauenteil liegt bei 56,4 %, und ein Drittel der Teilnehmenden stammt aus der Ukraine.

Ein weiteres Projekt ist My Turn Bielefeld – Frauen erobern den Arbeitsmarkt, das Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit unterstützt. In Kooperation mit „Arbeit und Leben Bielefeld“ und dem AWO Kreisverband Bielefeld, gefördert durch das BMAS und die Europäische Union, bietet das Projekt individuelle Begleitung und Coaching an. Ziel ist es, den Frauen den Zugang zum hiesigen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Bisher wurden 425 Frauen in das Projekt aufgenommen, und über 13 % konnten bereits in Arbeit vermittelt werden. Knapp 10 % haben mit einer schulischen oder beruflichen Bildung begonnen oder qualifizieren sich in Schulungen und Maßnahmen weiter.

Das Projekt Arbeit, Nachbarschaft, Umwelt im Quartier (ANUQ), gefördert durch den Europäischen Sozialfonds, verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Es betrachtet individuelle Herausforderungen der Teilnehmenden und hilft dabei, Lösungen zu finden, die eine sozialversicherungspflichtige Anstellung ermöglichen. Bislang konnten 67 von insgesamt 247 Teilnehmenden in Arbeit vermittelt werden. Die Teilnehmenden kommen vor allem aus der Ukraine, dem Irak und aus Syrien.

Zusätzlich bietet REGEconsult ein Dienstleistungsangebot für Unternehmen an, das sich auf das Onboarding von zugewanderten Fachkräften konzentriert. Das Angebot beinhaltet umfassende Unterstützung, sowohl bei beruflichen als auch persönlichen Herausforderungen, und zielt auf eine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft ab.

Das Übergangsmanagement der REGE richtet sich an Schüler*innen mit Unterstützungsbedarf und hat im Schuljahr 2023/2024 insgesamt 557 Jugendliche betreut. Der Übergang in eine Ausbildung für diese Jugendlichen konnte durch die Begleitung des Übergangsmanagements signifikant verbessert werden.

Darüber hinaus werden an internationalen Förderklassen (IFK) Schulsozialarbeit angeboten, um den Schüler*innen bei der Integration und dem Erwerb von Deutschkenntnissen zu helfen. Im Schuljahr 2023/2024 wurden insgesamt 469 Schüler*innen betreut, mit 14 % Vermittlungen in Ausbildung und 6 % in Arbeit.

Die Landesberatungsstelle in der REGE bietet umfassende Beratungs- und Unterstützungsangebote für junge Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren, unabhängig von ihrem Bildungsstand oder ihrer Herkunft. Ziel ist es, Jugendliche insbesondere nach ihrem Abschluss in internationalen Förderklassen (IFK) weiterhin bei der Planung ihrer Bildungs- und Ausbildungswege zu begleiten. Die Beratungsstelle arbeitet eng mit lokalen Akteuren und Institutionen in Bielefeld zusammen, darunter Bildungs- und Sprachkursträger, Jugendhilfeeinrichtungen, Berufs und Weiterbildungskollegs, das Kommunale Integrationszentrum und weitere Partner.

Im Schuljahr 2023/24 nahmen insgesamt 520 Jugendliche das Angebot der Landesberatungsstelle wahr. Von diesen hatten 451 einen Zuwanderungshintergrund. Die Beratungsstelle unterstützte 135 neu zugewanderte, berufsschulpflichtige Jugendliche bei ihrer Integration und vermittelte sie in die internationalen Förderklassen am Berufskolleg. Dank dieser Begleitung konnten bereits 60 Jugendliche in Ausbildungsplätze vermittelt werden, darunter 57 Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund. Zusätzlich fanden 46 junge Menschen eine Beschäftigung, darunter 45 mit Zuwanderungshintergrund. Die Arbeit der Landesberatungsstelle zeigt, wie wichtig gezielte Beratungs- und Vermittlungsstrukturen für die erfolgreiche Integration junger Menschen in Bildung und Beruf sind.


Wie können wir gemeinsam eine Kultur des Dialoges und der Integration mit unseren neuen Bürgern aus unterschiedlichen Kulturen, für alle spürbar sichtbar entwickeln?

Eine Kultur des Dialogs und der Integration zu entwickeln, erfordert zunächst vor allem Räume und Gelegenheiten für Begegnungen zwischen Neuankömmlingen und den langjährig ansässigen Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt. Um dies zu fördern, schaffen wir regelmäßig Veranstaltungen und Begegnungsräume, die den interkulturellen Austausch auf unkomplizierte Weise ermöglichen und Menschen dazu einladen, ins Gespräch zu kommen. Solche Begegnungen können sowohl auf Veranstaltungen als auch in alltäglichen Räumen wie Nachbarschaftszentren, Vereinen oder in Bildungs- und Kultureinrichtungen stattfinden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist ein wirksames Integrationsmonitoring. Durch eine kontinuierliche Erhebung und Auswertung der Fortschritte und Herausforderungen in der Integration gewinnen wir ein besseres Verständnis darüber, wo bestehende Angebote erfolgreich sind und wo noch Verbesserungsbedarf besteht. Dieses Monitoring hilft uns dabei, gezielte Maßnahmen zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Perspektiven und Bedürfnisse aller Gruppen in unserer Stadt berücksichtigt werden.

Ein wesentliches Element für die Förderung einer offenen und integrativen Kultur ist die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteur*innen, sei es aus der Zivilgesellschaft, Bildungseinrichtungen oder der lokalen Wirtschaft. Gemeinsame Initiativen, die die Integration und das Miteinander sichtbar und erlebbar machen, können so viel besser und wirkungsvoller umgesetzt werden. Letztlich ist dies eine gemeinsame Aufgabe, bei der alle gefragt sind, einen Beitrag zu leisten. Wenn wir mit vereinten Kräften an einer offenen, respektvollen und engagierten Kultur des Dialogs arbeiten, können wir die Vielfalt unserer Stadt als Stärke begreifen und gemeinsam eine lebendige und inklusive Gemeinschaft gestalten.


Wie kann ein jüdisch-palästinensischer Dialog für Bielefeld geschaffen werden? Die jüdische Gemeinde fürchtet zunehmenden Antisemitismus, die Mitbürger mit Palästinensischen Wurzeln fühlen sich mit ihrer Not bezüglich ihrer Verwandtschaft in der Heimat allein gelassen. Wie kann ein friedenfördernder Dialog für Bielefeld initiiert werden?

Ein jüdisch-palästinensischer Dialog ist bereits Programm. Herrn Nürnberger liegt dieses Thema besonders am Herzen, weshalb er einen Austausch zwischen der jüdischen Gemeinde und dem Bündnis Islamischer Gemeinden moderiert hat.

In unserer Arbeit fokussieren wird uns auf das gemeinsame Miteinander in Bielefeld. Unsere Angebote, Maßnahmen und Projekte sollen eine Vertrauenskultur schaffen, auf der unser Zusammenleben aufbaut. Durch diese Grundlage fördern wir den Dialog und schaffen Verständnis füreinander. Dabei nutzen wir verschiedene Ansätze und Programme, wie etwa das Netzwerk MO, das den interkulturellen Austausch und die Verständigung unterstützt, sowie Fortbildungen unserer Mitarbeitenden durch Expert*innen, die uns helfen, differenzierte Perspektiven auf gesellschaftliche Herausforderungen zu gewinnen.

Ein wichtiger Fokus liegt zudem auf Projekten gegen Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt Running in your Shoes des Kommunalen Integrationszentrums, das durch Perspektivwechsel und Sensibilisierung das Verständnis zwischen den Kulturen vertieft.

Parallel dazu bauen wir ein umfassendes Konfliktmanagement auf, das als eine Art „Immunsystem“ für unsere Stadtgesellschaft fungieren soll. Es wird darauf abzielen, Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu bearbeiten, sodass die Stadtgemeinschaft in einem konstruktiven und harmonischen Miteinander weiterwachsen kann.


Immer größere Teile dieser Stadt sind voller Menschen, die andere Sprachen sprechen, sich anders kleiden, anders verhalten: Bahnhofsviertel, Bahnhofstraße, Kesselbrink, Hauptstraße Brackwede u.v.a. Hinter unserer Hecke wird russisch und türkisch gesprochen. Ich verliere meine Heimat. Es ist ein intensives Gefühl von Verlust und Trauer, manchmal von Angst und immer öfter auch von Wut. Ich bin auch wütend auf Sie, weil sie immer noch positiv von Bielefeld als einer bunten Stadt sprechen, ich aber die "Buntheit" nicht mehr als Bereicherung empfinden kann, sondern immer öfter als Bedrohung meines Lebensgefühls und meiner Lebensart. 

Veränderungen im Stadtbild und im Zusammenleben stellen manche vor Herausforderungen. Gleichzeitig ist klar: Unsere Stadt lebt von Vielfalt, die das soziale und kulturelle Miteinander bereichert. Diese Entwicklung bringt natürlich die Verantwortung mit sich, dass sich alle an unsere gemeinsamen Regeln und Werte halten, unabhängig von Herkunft, Sprache oder Kultur.

Eine bunte Stadtgesellschaft bedeutet nicht, dass die gewohnten Lebensweisen verschwinden müssen. Sie fordert jedoch von allen Bürger*innen die Bereitschaft, sich an die festgelegten Normen und Gesetze zu halten und ein respektvolles Miteinander zu pflegen. So bleiben Bielefelds Grundwerte und Identität gewahrt – auch in einer dynamischen, sich wandelnden Stadtgesellschaft.

Für das Zusammenleben gilt daher: Vielfalt bedeutet Bereicherung, aber auch die Verpflichtung zur Einhaltung gemeinsamer Spielregeln.


Wie soll es mit der ungebremsten Migration weitergehen?

Migration nach Deutschland ist klar reguliert und wird durch bundesweite Maßnahmen gesteuert. Die kommunalen Handlungsspielräume in Bezug auf Zuzug sind begrenzt, und in den letzten Jahren gab es insgesamt einen Rückgang bei den Zahlen.

In Bielefeld haben wir seit 2015 gezeigt, wie erfolgreiche Integration funktionieren kann. Zahlreiche Menschen sind hier angekommen, Teil unserer Stadtgesellschaft geworden und leisten heute einen wertvollen Beitrag – insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels. Bielefeld profitiert spürbar von dieser Vielfalt, die den Arbeitsmarkt stärkt und dem Fachkräftemangel entgegenwirkt. Tatsächlich ist qualifizierte Zuwanderung aus wirtschaftlicher Sicht oft sogar notwendig, um wichtige Branchen und Dienstleistungen aufrechtzuerhalten.

Herausforderungen bleiben, doch sie sind lösbar und häufig geringer als die langfristigen Vorteile einer vielfältigen, dynamischen Stadt. Indem wir die Integrationsprozesse weiter stärken, investieren wir in die Stabilität und Zukunft unserer Gemeinschaft und schaffen ein Umfeld, das allen zugutekommt.


Wie gewährleisten Sie die Ausreise bzw. Abschiebungen von Straftätern und Ausreisepflichtigen?

Die Kommunale Ausländerbehörde in Bielefeld überwacht Personen mit ausreisepflichtigem Status oder strafrechtlichem Hintergrund konsequent. Hierfür arbeitet sie eng mit der Zentralen Ausländerbehörde, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, der Polizei und weiteren relevanten Stellen zusammen. Ziel ist es, eine freiwillige Ausreise zu fördern, doch bei Verweigerung werden alle rechtlichen Möglichkeiten genutzt, um die Ausreise zwangsweise durchzusetzen.

Für inhaftierte Personen wird angestrebt, die Ausreise direkt aus der Haft heraus zu organisieren, um eine Haftentlassung zu vermeiden. Dennoch muss betont werden, dass nicht in allen Fällen eine Abschiebung realisierbar ist, da Hindernisse bestehen können, wie etwa spezifische Bedingungen im Herkunftsland oder individuelle Abschiebehindernisse.


Warum nutzt man das Potential der Migranten nicht und beschäftigt sie? Einfache Arbeiten, sofort und nicht erst nach langwierigen Verfahren. Dann wäre sicher auch die Situation in der Innenstadt und an den neuralgischen Punkten eine andere.

Die Beschäftigung von Migrant*innen und deren Integration in den Arbeitsmarkt stehen in Bielefeld ganz oben auf der Agenda. Rechtlich gilt, dass eine pauschale Arbeitserlaubnis nur nach Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis möglich ist. Allerdings können Personen im Asylverfahren nach einer dreimonatigen Wartezeit bereits Arbeitsstellen suchen und entsprechende Genehmigungen beantragen, sofern keine rechtlichen Hürden bestehen. Ein Beschäftigungsverbot bleibt für jene bestehen, die sich erst kurz in Deutschland aufhalten oder falsche Angaben zu Identität und Herkunft machen.

Das sogenannte „Chancenaufenthaltsrecht“ unterstützt die Arbeitsmarktintegration durch enge Zusammenarbeit zwischen der Ausländerbehörde, dem Jobcenter und dem Sozialamt. Insbesondere mit dem „Bielefelder Weg“ wird das Potenzial der Zugewanderten genutzt, indem Sprachförderung direkt mit beruflicher Qualifizierung verknüpft wird. Das hat dazu geführt, dass die Erwerbstätigenquote der Geflüchteten, die seit 2013 bis 2019 nach Bielefeld kamen, in vielen Fällen das Niveau des Bevölkerungsdurchschnitts erreicht hat.

Mit dem neuen „JobTurbo“ wurden diese Maßnahmen seit 2023 nochmals verstärkt, sodass auch während der Beschäftigung Sprachkenntnisse und berufliche Qualifikationen ausgebaut werden. Diese schnellen Integrationswege haben in den vergangenen Monaten dazu beigetragen, dass die Beschäftigungszahlen – insbesondere von Geflüchteten aus der Ukraine – in Bielefeld deutlich über dem NRW-Schnitt liegen.


Welche Vorschläge gibt es zur Rassismus und Extremismus-Prävention?

Zur Prävention von Rassismus und Extremismus setzt die Stadt Bielefeld auf ein breit gefächertes Konzept, das auf proaktiven Maßnahmen und umfassender Zusammenarbeit basiert. Ein Kernbaustein ist das Konfliktmanagement: Spezifische Schulungen und Workshops schulen den Umgang mit Konflikten und sensibilisieren gleichzeitig für das Erkennen und Überwinden rassistischer Strukturen. Dies stärkt die Fähigkeit aller Beteiligten, Konflikte frühzeitig und konstruktiv zu lösen.

Die Stadt arbeitet eng mit dem Netzwerk rassismuskritischer Arbeit zusammen. Durch die enge Kooperation mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen und Expert*innen wird eine starke Plattform geschaffen, die Strategien gegen Diskriminierung entwickelt und den Austausch fördert. Ein jährliches Highlight sind die Aktionswochen gegen Rassismus, die ein breites Veranstaltungsangebot bieten, um Vorurteile abzubauen und das Bewusstsein für die Bedeutung von Vielfalt zu stärken.

Ein weiteres wichtiges Projekt ist Running in Your Shoes, das den Perspektivwechsel und das Verständnis für die Lebensrealitäten anderer Menschen fördert. Dieses Programm bietet eine Möglichkeit, Vorurteile aktiv abzubauen und Empathie zu fördern. Zusätzlich werden die städtischen Mitarbeiter*innen fortgebildet, um sicherzustellen, dass auch intern eine Haltung der Diversität und Rassismuskritik gelebt wird.

Diese vielseitigen Ansätze sind darauf ausgerichtet, Diskriminierung und extremistische Tendenzen in der Stadt proaktiv zu bekämpfen und zu verhindern – mit dem Ziel, eine solidarische Stadtgesellschaft zu stärken, in der alle Einwohner*innen respektvoll miteinander leben und sich sicher fühlen können.


Integration von Menschen mit Migrationshintergrund: Wie fördert die Stadt Bielefeld das generationenübergreifende Zusammenleben in der wachsenden Zahl von Familien mit Migrationshintergrund?

Die Stadt Bielefeld fördert das generationenübergreifende Zusammenleben in Familien mit Migrationshintergrund durch eine zielgruppenübergreifende Quartiersentwicklung, die ein breites Spektrum an kulturellen, sozialen und Begegnungsangeboten umfasst. Zu den besonderen Initiativen gehören die Bielefelder Modelle, insbesondere in der Rostocker Straße und in Brackwede, sowie die generationenübergreifenden Stadtteilzentren, wie die Stadtteilküche Sieker. Innovative Projekte, etwa die Stadtteilmütter und -väter, sowie diverse quartiersbezogene Mikroprojekte, die über die sogenannten „Komm-An-Mittel“ und den Teilhabefonds gefördert werden, tragen ebenfalls zur Integration bei.

Darüber hinaus informiert das Kommunale Integrationszentrum unsere Einwohner*innen über die entsprechenden Angebote auf der städtischen Webpräsenz „Neu in Bielefeld“. Im Rahmen des Kommunalen Integrationszentrums wird zudem die Vernetzung von Migrant*innen-Organisationen koordiniert, wodurch diese ihre eigenen Angebote besser ab-stimmen und präsentieren können. Mit bildungsbezogenen Projekten wie „Eltern mischen mit“ und „Bielefelder Viadukt“ unterstützen wir die aktive Teilnahme von Eltern an den Bildungsprozessen ihrer Kinder in Schulen und Kitas.

Zudem arbeitet die Stadt Bielefeld eng mit den Migrant*innenorganisationen zusammen und stärkt diese, um das generationenübergreifende Zusammenleben in Bielefeld aktiv zu gestalten.


Kann man, um ein Zusammenleben zu gewährleisten, eine Amtssprache, z.B. Englisch, in Bielefeld einführen?

Eine ämterübergreifende Gruppe arbeitet derzeit daran, Hürden, einschließlich sprachlicher Barrieren, in der Verwaltung und im Rathaus zu identifizieren und gezielt abzubauen. Bereits jetzt ist die städtische Website mehrsprachig ausgerichtet und bietet barrierearme Zugangsmöglichkeiten. Es handelt sich hierbei um einen langfristigen Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist. Unabhängig hiervon wird kontinuierlich daran gearbeitet, die Kommunikation und den Austausch für alle Bürger*innen zu verbessern.


Mir liegt ein Punkt am Herzen, die reibungslose Kommunikation mit der Verwaltung. Für alle Bürger:innen- egal welchen Alters - wichtig. Ist in Bielefeld angedacht, dass Bescheide und Schreiben der Verwaltung grundsätzlich in "Einfacher Sprache" abgefasst werden?

„Leichte“ Sprache folgt einem standardisierten Regelwerk, während „Einfache“ Sprache individuell unterschiedlich ausgelegt werden kann. Daher hat sich die Stadt Bielefeld entschieden, Dokumente in „Leichter“ Sprache bereitzustellen.

Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt die Stadt Bielefeld das Ziel, möglichst viele Dokumente in „Leichter“ Sprache anzubieten. Einschränkungen bestehen jedoch bei rechtskräftigen Dokumenten oder solchen, die Gesetzestexte enthalten; in diesen Fällen können Ausfüllhilfen oder Erläuterungen bereitgestellt werden.

Die Umsetzung der Übersetzungen erfordert finanzielle Mittel, um ein Büro für Leichte Sprache zu beauftragen, was im städtischen Haushalt nicht dauerhaft gewährleistet werden kann. Als Alternative wurde die App „SUMM“ getestet, die als Übersetzungssoftware dient. Das Ergebnis zeigt jedoch, dass trotz technischer Unterstützung eine geschulte Person die Texte gegenlesen und anpassen muss. Zudem wurde der Bedarf innerhalb der Verwaltung ermittelt, um abzuschätzen, welche Mittel benötigt würden, um dieses Vorhaben weiter voranzutreiben. Ob in Zukunft umfangreiche Dokumente in „Leichter“ Sprache übersetzt werden können, hängt letztlich von politischen Entscheidungen im Rahmen der Haushaltsberatungen ab.


Einen Freund, der vor etwa 10 Jahren aus Guinea nach Bielefeld kam, habe ich gefragt, welche Fragen er hätte. Er wüsste gerne, wie man es erklären kann, dass die Leute so wenig auf Begrüßungen antworten und warum umgekehrt Leute auf einen zukommen, um eine Info zu bekommen und nicht den Verstand haben, mit einer kleinen Begrüßung anzufangen.

In der Tat müssen wir alle auf einen wertschätzenden Umgang miteinander achten. Die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren, ist oft kulturell geprägt. In einigen Kulturen ist eine freundliche Begrüßung eine Selbstverständlichkeit, während in anderen der Fokus stärker auf der Sachebene liegt.

Wie können öffentliche Räume und Infrastrukturen in Bielefeld gestaltet werden, um das soziale Miteinander von Jung und Alt zu fördern?

Um das soziale Miteinander von Jung und Alt in Bielefeld zu fördern, ist eine aktive Mitsprache und -gestaltung der verschiedenen Generationen entscheidend. Dies geschieht beispielsweise durch die Einbindung von Kinder- und Jugendrat, der Jugendbeteiligung im Rahmen der Bildungsregion und dem Seniorenrat. In allen zielgruppenübergreifenden Angeboten, wie zum Beispiel in den Stadtteilzentren, werden die Perspektiven und Bedürfnisse beider Altersgruppen berücksichtigt.

Ein zentraler Baustein sind die Projekte des Teilhabefonds, die Quartiersprojekte ermöglichen, welche das Zusammenkommen und den Austausch von Jung und Alt fördern. Beispiele hierfür sind Schrebergärten, Koch-Aktionen, Klappstuhl-Cafés und Musikprojekte, wie Mitsing-Formate, die gezielt intergenerationelle Begegnungen schaffen.

Darüber hinaus bietet Bielefeld zahlreiche Veranstaltungen, die generationsübergreifende Interaktion fördern, wie das Familienfest auf dem Kesselbrink, Rudelsingen, den Kesselkick von Bielefeld United oder Platzpalaver. Diese Events schaffen Gelegenheiten für Begegnungen und den Austausch von Erfahrungen, Interessen und Ideen, wodurch die Gemeinschaft gestärkt wird.


Wie wird sichergestellt, dass neue sogenannte Third Places in Bielefeld geschaffen werden, und alte erhalten bleiben, die für Menschen aus vielen verschiedenen Lebensrealitäten offen und einladend sind?

Die Stadt Bielefeld setzt sich aktiv dafür ein, ein breites Portfolio an Begegnungsorten, sogenannten Third Places, zu fördern, die allen Bürgerinnen und Bürgern offenstehen und zum zwanglosen Treffen einladen. Diese Orte reichen von zielgruppenspezifischen Einrichtungen wie den Angeboten der offenen Kinder- und Jugendhilfe bis hin zu Service- und Begegnungszentren, die speziell für ältere Menschen konzipiert sind.

Besonders wichtig sind die generationenübergreifenden Stadtteilzentren, die in verschiedenen Stadtteilen wie der Windflöte, im Oberlohmannshof, auf dem Kesselbrink, in Sieker und ab 2025 an der Hellingskampschule entstehen werden. Diese Einrichtungen sind nicht nur offen und inklusiv, sondern auch LSBTIQ*-freundlich gestaltet. Sie bieten ein soziokulturelles Rahmenprogramm, das von ausgebildetem Personal organisiert wird, um die verschiedenen Lebensrealitäten der Menschen in Bielefeld zu berücksichtigen.

Die Stadt verfolgt eine kontinuierliche Evaluierung und bedarfsorientierte Entwicklung dieser Begegnungsorte, um sicherzustellen, dass sie den Bedürfnissen einer vielfältigen Bevölkerung gerecht werden. Zudem wird der Dialog mit der Community gefördert, um Vorschläge und Feedback direkt von den Nutzern zu erhalten, wodurch die Relevanz und Zugänglichkeit der Third Places gewährleistet bleibt.

Wie können und sollen Kinder und Jugendliche in Bielefeld besser beteiligt werden?

Die Beteiligung junger Menschen wurde mit dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (2021) fest im Hilfesystem verankert. Kinder und Jugendliche sowie ihre Familien erhalten mehr Gehör und werden darin unterstützt, ihre Rechte wahrzunehmen. Dazu gehören verschiedene Maßnahmen und Anlaufstellen, die die Mitbestimmung und die Selbstvertretung stärken.

Hier sind einige Beispiele für Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen in Bielefeld:

  • Kinder und Jugendrat der Stadt Bielefeld
  • AG Jugendbeteiligung (mitwirkend u. a. die Bezirksschüler*innenvertretung, BSV)
  • Bildungskonferenzen der Stadt Bielefeld
  • Beteiligung an der Erstellung des Kinder- und Jugendförderplans der Stadt Bielefeld
  • Bildungswerkstatt – ein Austauschformat für junge Bielefelder*innen mit wechselnden Schwerpunktthemen
  • Freiwilligendienst im Beteiligungsmanagement – Öffentlichkeits- & Lobbyarbeit für und mit Kindern & Jugendlichen
  • Bezirksschüler*innenvertretung Bielefeld (BSV)
  • Alle Einrichtungen der Offenen Kinder und Jugendarbeit, Stadtteiltreffs und -zentren
  • Kinder- und Jugendverbandsarbeit
  • Jugendinitiative „Jugendbeteiligung Bielefeld“
  • Ausbildungsgipfel

Wie kann die Aufenthaltsqualität auf Spielplätzen – insbesondere hinsichtlich des Hitzeschutzes – verbessert werden?
Die Spielplätze und ihre Ausstattung, wie Verschattungen, werden vom Umweltamt geplant und vom Umweltbetrieb instandgehalten. Das Gesundheitsamt erstellt zudem einen Hitzeaktionsplan.

Um die Aufenthaltsqualität auf Spielplätzen in Bielefeld und anderswo angesichts zunehmender Hitze zu verbessern, ist eine Kombination aus natürlichen und baulichen Maßnahmen notwendig. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehören:

Natürliche Beschattung durch Bäume, um Schatten zu spenden.
Wasserspielmöglichkeiten, die zur Abkühlung beitragen.
Helle und kühlende Materialien, die die Wärmeabsorption verringern.
Gezielte Planung, die die Luftzirkulation fördert, um ein angenehmes Klima zu schaffen.

Ab August 2026 wird es einen OGS-Rechtsanspruch geben. Gleichzeitig gibt es nicht genug OGS-Plätze. Was macht die Stadt gegen diesen Mangel? Gibt es Hochrechnungen, wie viele Plätze benötigt werden? Was ist vorgesehen, falls die Prognosen (wie so oft) falsch waren oder die Plätze aus verschiedenen Gründen (z. B. baulich) nicht geschaffen werden können?

Was macht die Stadt gegen diesen Mangel?

Um den Rechtsanspruch auf einen Platz in der Offenen Ganztagsschule (OGS) ab August 2026 zu erfüllen, setzt die Stadt umfangreiche Maßnahmen um. Wir tun alles, um dem Bedarf gerecht zu werden und sind auf einem guten Weg. Im Rahmen des städtischen Bauprogramms sind Erweiterungen an 31 Grundschulen geplant, um zusätzliche OGS-Plätze zu schaffen. An 18 dieser Schulen wird die bauliche Umsetzung in Systembauweise realisiert, was eine schnellere Fertigstellung ermöglicht. Ein besonderer Fokus liegt auf den Küchen und Mensen, um die Mittagsversorgung für die gestiegene Anzahl an Kindern sicherzustellen. Die Fertigstellung dieser Systembauten wird bis Ende 2027 erwartet. Alle weiteren geplanten Einzelmaßnahmen werden ebenfalls so zeitnah wie möglich umgesetzt, um den Anforderungen des Rechtsanspruchs gerecht zu werden.

Gibt es Hochrechnungen, wie viele OGS-Plätze benötigt werden?

Im Zuge des neuen Ganztagsanspruchs rechnet die Stadt damit, dass 90 % der Grundschulkinder einen OGS-Platz benötigen werden – ein erheblicher Anstieg gegenüber der aktuellen OGS-Quote von 65,3 % im Schuljahr 2024/25. Die Kapazitäten der städtischen Grundschulen liegen insgesamt derzeit bei 15.338 Plätzen, wobei die Eingangsklassenkapazität aktuell 3.209 Schulplätze umfasst. Da der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung aufwachsend ist, also im Schuljahr 2026/27 nur das erste Schuljahr umfasst (ab 01.08.2027 dann das erste und zweite Schuljahr und so weiter), ist bei der angenommenen OGS-Quote (90 %) im ersten Jahr von 2.888 Kindern auszugehen, die einen Platz in der OGS benötigen. Neben der Schaffung neuer Räume ist der Fachkräftemangel eine weitere große Herausforderung, dem die Stadt mit Nachdruck begegnet. Um eine hochwertige Betreuung sicherzustellen, arbeitet die Stadt gemeinsam mit Bildungseinrichtungen und Trägern an Konzepten zur Gewinnung und Ausbildung zusätzlicher pädagogischer Fachkräfte für den OGS-Bereich. Auch Initiativen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Förderung der Ausbildung von pädagogischem Personal werden vorangetrieben, um den Bedarf an qualifiziertem Personal für die OGS langfristig zu decken.

Was ist vorgesehen, falls die Prognosen (wie so oft) falsch waren oder die OGS-Plätze aus verschiedenen Gründen (z. B. baulich) nicht geschaffen werden können?

Die Stadt setzt alles daran, den Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz ab August 2026 bestmöglich umzusetzen und die benötigten Kapazitäten rechtzeitig zu schaffen. Sollte es trotz intensiver Planungen und Maßnahmen dennoch dazu kommen, dass die vorgesehenen Plätze nicht vollständig zur Verfügung stehen – etwa aufgrund unvorhergesehener baulicher Verzögerungen oder anderer Hürden – hat die Stadt bereits Vorkehrungen getroffen, um Engpässe zu überbrücken. In solchen Fällen wäre es möglich, temporäre Raummodule als Übergangslösung einzusetzen, bis die Baumaßnahmen endgültig abgeschlossen sind. So kann die Stadt flexibel auf eventuelle kurzfristige Kapazitätsengpässe reagieren und sicherstellen, dass Kinder trotz möglicher Verzögerungen eine Betreuung im Rahmen der Offenen Ganztagsschule erhalten.


Die Kosten für die Kindertagesstätten sind zu hoch. Nun ist der Schlüssel diesbezüglich meines Wissens nach Sache der Kommunen - besteht konkret der Wille daran etwas zu ändern? Kinder zu erwarten sollte nicht mit so viel Angst vor finanzieller Schieflage verbunden sein.

Die Beitragsfreiheit ist weiterhin ein erstrebenswertes Ziel, genauso wie die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Qualität der Betreuung. Die Elternbeiträge, die für die Betreuung in einer Kindertageseinrichtung oder Kindertagespflege gezahlt werden müssen, dienen der Mitfinanzierung der Betriebskosten der Kitas und stellen nur einen Zuschuss dar. Die tatsächlichen Betriebskosten sind deutlich höher und werden zum kleineren Teil vom Träger und zum größeren Teil von der Kommune getragen. Im Kita-Jahr 2023/2024 (01.08.2023 bis 31.07.2024) betrugen die Gesamtaufwendungen für die Kindertageseinrichtungen im Stadtgebiet rund 178 Millionen Euro. Dabei sind Sonderprogramme wie Kita-Helfer*innen oder die Sprachförderung in den Kitas nicht eingerechnet. Die Stadt Bielefeld trägt davon rund 77 Millionen Euro aus eigenen Mitteln, während die Elternbeiträge etwa 10 Millionen Euro ausmachen, was rund 6 % des Gesamtaufwandes entspricht.

Die Rechtsgrundlage hierfür bildet die städtische Elternbeitragssatzung, die eine soziale Staffelung nach Einkommen enthält. Elternbeiträge sind erst ab einem Jahres-Bruttoeinkommen von 24.542 Euro (monatliches Einkommen über 2.045 Euro) zu leisten. Bei dieser Einkommenshöhe beträgt der Elternbeitrag beispielsweise:

  • Für unter 2jährige Kinder, die 35 Wochenstunden betreut werden: 65,93 Euro monatlich
  • Für über 2jährige Kinder, die 35 Wochenstunden betreut werden: 51,51 Euro monatlich

Je höher das Einkommen, desto höher der Elternbeitrag. Ab einem Jahres-Bruttoeinkommen von über 110.439 Euro (monatliches Einkommen über 9.200 Euro) bleibt der Elternbeitrag gleich. Dieser beträgt:

  • Für unter 2jährige Kinder, die 35 Wochenstunden betreut werden: 680,98 Euro monatlich
  • Für über 2jährige Kinder, die 35 Wochenstunden betreut werden: 556,32 Euro monatlich

Zusätzlich sind Geschwisterkinder vom Elternbeitrag freigestellt. Empfänger*innen von Bürgergeld, Wohngeld und Kinderzuschlag müssen ebenfalls keinen Elternbeitrag leisten. Außerdem müssen für das letzte und vorletzte Kita-Jahr keine Elternbeiträge gezahlt werden.

Grundsätzlich besteht aufgrund der kommunalen Selbstverwaltung die Möglichkeit, keine Elternbeiträge zu erheben. Allerdings fehlt hier der finanzielle Handlungsspielraum, da die Erträge aus Elternbeiträgen für die Kitas rund 10 Millionen Euro ausmachen. Aus finanziellen Gründen sieht sich auch die Landesregierung nicht in der Lage, ein weiteres Kita-Jahr von Elternbeiträgen freizustellen.


Die Lage in den Kitas ist sehr angespannt. Wie unterstützt die Stadt die Kitas?

Die Situation in den Kitas ist vor allem deshalb angespannt, weil viele Kita-Träger nur noch das Mindestpersonal vorhalten können. Fallen zeitgleich mehrere Mitarbeitende, zum Beispiel wegen Krankheit, aus, kommt es zu Engpässen, die zu Betreuungseinschränkungen führen. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die gesetzlich festgelegte Finanzierung nicht mehr ausreicht, um weiteres Personal einzustellen.

Die Stadt Bielefeld setzt sich daher massiv beim Land dafür ein, die Kita-Finanzierung zu verbessern, damit die Kita-Träger wieder mehr Personal einstellen können.

Das Gesetz sieht vor, dass die Kita-Träger einen Teil der entstehenden Personal und Sachkosten selbst tragen müssen. Viele Träger sind jedoch weder bereit noch in der Lage dazu. Um die Situation zu stabilisieren, zahlt die Stadt Bielefeld den Trägern schon seit vielen Jahren freiwillige Zuschüsse und übernimmt damit zunehmend die Trägeranteile:

  • Für 2024 plant die Stadt Bielefeld hier mit Ausgaben in Höhe von ca. 8,5 Millionen Euro.
  • Für das Jahr 2025 sind ca. 10 Millionen Euro eingeplant.

Diese freiwillige Subventionierung ist ein wichtiger Beitrag, um die gesetzlich vorgegebene Trägervielfalt zu erhalten sowie den Erhalt und den Ausbau von Kita-Plätzen sicherzustellen.

Darüber hinaus hat die Stadt Bielefeld Anfang 2024 weitere fast 600.000 Euro als Einmalzahlung in das Kita-System gegeben, um die erhöhten Personalkosten abzufedern.

Zusätzlich hat die Stadt gemeinsam mit den Kita-Trägern, den Berufskollegs und der Arbeitsverwaltung eine Ausbildungsoffensive ins Leben gerufen, die einen wirksamen Beitrag gegen den Fachkräftemangel in den Kitas darstellt.

Für das Jahr 2024 hat die Stadt Bielefeld einen Betrag von 1 Million Euro bereitgestellt, um bis zu 50 neue Ausbildungsverhältnisse zur Kinderpflegerin/zum Kinderpfleger in einer der Bielefelder Kitas mit bis zu 20.000 Euro zu bezuschussen. Die politischen Gremien beraten derzeit, ob diese Maßnahme im Jahr 2025 wiederholt werden soll.

Schließlich bietet die Stadt Bielefeld den Kita-Trägern und den Eltern beratende Unterstützung an. Dazu gehören beispielsweise die Teilnahme an Elternabenden, wenn es Beschwerden gibt, die Vermittlung zwischen Eltern und Kita sowie der Austausch mit den Kitas, um unvermeidliche Betreuungseinschränkungen bestmöglich abzufedern.


Ich habe Sorge, dass die Kinder und Jugendhilfe aktuell kollabiert (Platzmangel, Fachkräftemangel, höhere Bedarfe und komplizierte Einzelfälle). Gibt es bereits Pläne, wie man diesen Problemen begegnet?

Die Stadt Bielefeld erkennt die Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere den Fachkräftemangel, Platzmangel sowie die höheren Bedarfe und komplizierten Einzelfälle, und hat bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen, um diesen Problemen entgegenzuwirken:

- Fachkräftemangel

  • Fachkräfteinitiative EBBIE: Diese Initiative soll junge Menschen für die Sozial und Erziehungsberufe in Bielefeld gewinnen. Ein Schwerpunkt liegt auf der authentischen Darstellung der Berufe und der Arbeitsbereiche, um diese Berufe aufzuwerten und attraktiver zu machen.
  • Neu entwickelte AV-Klassen Sozialwesen: Am Maria-Stemme-Berufskolleg werden spezielle Klassen eingerichtet, um mehr Menschen den Zugang zu den Sozial und Erziehungsberufen zu ermöglichen.
  • Förderung der PiA-Kinderpfleger*innen-Ausbildung: Die Stadt Bielefeld unterstützt aktiv die Ausbildung von Praxisintegrierten Ausbildungen (PiA) im Bereich der Kinderpflege.
  • Gemeinsam mit dem Maria Stemme Berufskolleg realisiert die REGE ab diesem Schuljahr eine zusätzliche Klasse zur Ausbildungsvorbereitung im sozialen Bereich, die auch Sprachförderung umfasst. Zielgruppe sind Menschen, die sich eine Ausbildung im sozialen Bereich vorstellen können, denen jedoch noch bestimmte Kompetenzen fehlen.

- Platzmangel

Um dem Platzmangel zu begegnen, versucht die Stadt, neue Angebote zu schaffen und die Situation zu entspannen. Für das Jahr 2024 sind beispielsweise zwei neue Gruppen für Kinder in der Diesterwegstraße sowie eine für Jugendliche am Bisonweg geplant. Zudem wird das "SleepIn" eingeführt, ein Angebot für Jugendliche, die schwer zu erreichen sind.

Obwohl die Platzsuche in Einzelfällen oft schwierig ist, gibt es noch keinen Kollaps des Gesamtsystems.


- Höhere Bedarfe und komplizierte Einzelfälle

Die Stadt hat bisher in der Regel gesonderte Vereinbarungen mit örtlichen und überörtlichen Trägern getroffen, um die Unterbringung schwieriger Einzelfälle sicherzustellen. Die Situation nach der CoronaPandemie ist jedoch herausfordernd, da immer mehr Kinder und Jugendliche Auffälligkeiten zeigen und die Symptomatiken komplexer werden.

Die Arbeit am Einzelfall ist zeitaufwendiger, weshalb die Mitarbeitenden regelmäßige Fortbildungen erhalten, zum Beispiel zu Themen wie sexualisierte Gewalt, Sucht, Bindungsstörungen und Autismus.


Wie kann die Finanzierung der Kitas in Bielefeld verbessert werden?

Die Finanzierung der Kitas in Bielefeld ist durch das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) landesgesetzlich geregelt, und Verbesserungen in der Kita-Finanzierung erfordern eine gesetzliche Änderung. Der Landesgesetzgeber hat für den 01.08.2026 eine Änderung des KiBiz angekündigt. Ob und in welchem Umfang dies zu Verbesserungen führen wird, bleibt abzuwarten. Die Stadt Bielefeld plant, über den Städtetag NRW auf die neuen gesetzlichen Regelungen Einfluss zu nehmen.

Neben diesen politischen Bemühungen hat die Stadt Bielefeld bereits konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Kita-Finanzierung ergriffen:

Freiwillige Zuschüsse: Die Stadt übernimmt einen immer größer werdenden Anteil der entstehenden Personal- und Sachkosten, da die Kita-Träger nicht in der Lage sind, diese Kosten selbst zu tragen. Für 2024 sind Ausgaben von etwa 8,5 Millionen Euro eingeplant, und für 2025 sind ca. 10 Millionen Euro vorgesehen. Diese freiwilligen Zuschüsse stabilisieren das Kita-System und sind entscheidend, um die gesetzlich vorgeschriebene Trägervielfalt sowie den Erhalt und Ausbau von Kita-Plätzen zu sichern.
Anfang 2024 hat die Stadt Bielefeld zusätzlich fast 600.000 Euro als Einmalzahlung in das Kita-System bereitgestellt, um die gestiegenen Personalkosten abzufedern.
Für das Jahr 2024 hat die Stadt einen Betrag von 1 Million Euro bereitgestellt, um bis zu 50 neue Ausbildungsverhältnisse für Kinderpfleger*innen in Bielefelder Kitas mit bis zu 20.000 Euro zu bezuschussen. Die politischen Gremien beraten aktuell darüber, ob diese Maßnahme auch im Jahr 2025 fortgesetzt werden soll.
Was geschieht hinsichtlich des Sozial-Abbaus von Einrichtungen / Personal für Kinder und für Alte?

In Bielefeld ist kein Abbau von Einrichtungen oder Personal in der Kinder- und Jugendhilfe festzustellen. Dennoch steigt der Bedarf kontinuierlich, und es gelingt nicht immer, diesen mit den vorhandenen Angeboten und dem aktuellen Personal zu decken. Um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, investiert die Stadt in das vorhandene Personal durch Fortbildungen, Teamentwicklung und Supervision. Zudem werden in Zusammenarbeit mit den Trägern neue Angebote und Einrichtungen entwickelt.

Die Einrichtungen der offenen Kinder und Jugendarbeit, wie Jugendzentren, konnten in den letzten Jahren sowohl in ihrer Anzahl als auch in ihrem Umfang erhalten bleiben und teilweise sogar ausgebaut werden. Der kontinuierliche Ausbau von Kindertageseinrichtungen wird ebenfalls vorangetrieben. Zu den neuen Angeboten zählen unter anderem eine Wohngruppe für Kinder in der Diesterwegstraße (van Laer Stiftung), das SleepIn (Flex Jugendhilfe) und Beatz4Bi (BAJ).

Auch zur Verbesserung der Situation in der Altenhilfe wurden viele Maßnahmen ergriffen. Ein zentraler Bestandteil ist der Aktionsplan Bielefelder Pflegegipfel, der ins Leben gerufen wurde, um die Pflegequalität und -verfügbarkeit zu verbessern. Aus diesem Aktionsplan ist zudem das Aktionsbündnis Bielefelder Pflegegipfel entstanden, das verschiedene Akteure zusammenbringt, um gemeinsame Ziele zu verfolgen.

Aktuell finden Gespräche der Verwaltung mit den Trägern der Begegnungs- und Servicezentren statt. Ziel dieser Gespräche ist es, die Offene Seniorenarbeit so umzugestalten, dass sowohl die Personalressourcen als auch die Qualität der Angebote erhalten bleiben können. Dabei werden die potenziellen Anpassungen individuell je nach Standort der Einrichtung und den Gestaltungsmöglichkeiten des Trägers betrachtet.


Ich würde mich als Mutter zweier Kinder im Vorschulalter und als angestellte Erzieherin für das Thema Stadtteilentwicklung mit dem Fokus auf Familienfreundlichkeit (Rad und Fußwege, Orte für Begegnung, Spielplätze, Kitas, Anzahl der ansässigen Kinderärzte, Immobilien/Wohnungsmarkt, Freizeit und Sportangebote) interessieren. Wie kann Bielefeld familienfreundlicher werden?

Bielefeld ist bereits eine familienfreundliche Stadt, die sich seit 2008 mit dem Konzept „Familienfreundliches Bielefeld“ dafür engagiert, die Bedürfnisse von Familien in allen Bereichen des täglichen Lebens in den Mittelpunkt zu stellen. Dieses Konzept verpflichtet die Stadt dazu, das Thema „Familienfreundlichkeit“ in allen relevanten Entscheidungen und Strategien zu berücksichtigen.

Im Rahmen dieses Konzeptes werden verschiedene Aspekte betont, die Bielefeld zu einem einladenden Ort für Familien machen. Dazu gehören die hohe Qualität der Bildungseinrichtungen, ein umfangreiches Netzwerk von offener Kinder und Jugendarbeit, die Bereitstellung von Jugendzentren, inklusive Spielplätzen sowie ein sicheres Umfeld für Kinder. Zudem bietet die Stadt eine Vielzahl kultureller Angebote, eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur und bezahlbaren Wohnraum für Familien.

Eine Online-Befragung im Jahr 2023 hat gezeigt, dass die Bürger*innen von Bielefeld die Stadt als familienfreundlich einschätzen. Sie vergeben gute Noten für die bestehende Infrastruktur und die vielfältigen Angebote für Familien. Besonders beliebt ist der Tierpark Olderdissen, der für viele Familien einen besonderen Platz einnimmt.

Für die weitere Entwicklung des „Familienfreundlichen Bielefelds“ ist jedoch das Engagement und die aktive Mitwirkung der Familien entscheidend. Elternvertretungen in den Kindertagesstätten spielen eine wichtige Rolle, indem sie sich beispielsweise für inklusive Spielplätze und sichere Rad und Fußwege zur Schule einsetzen. Nur durch ein aktives Gemeinwesen, das lokale Veranstaltungen und Aktivitäten für und mit Familien organisiert, sowie soziale Bindungen und ein starkes Wir-Gefühl fördert, kann Bielefeld als familienfreundlicher Ort weiter wachsen und sich entfalten.


Wie schaut es in den Randbezirken mit Schulen und Kitas aus?

Die Situation in den Randbezirken unterscheidet sich nicht wesentlich von der Gesamtsituation. Je nach Standort werden der Nachfrage angepasste Maßnahmen umgesetzt.

Die Kita-Versorgungsquoten der Stadtbezirke sehen wie folgt aus:

Versorgungsquoten

unter 3 Jahre

über 3 Jahre

Gesamtstadt

48,50%

97,00%

Mitte

53,40%

108,20%

Schildesche

53,90%

103,30%

Gadderbaum

82,50%

104,00%

Brackwede

47,70%

88,00%

Dornberg

52,90%

98,90%

Jöllenbeck

45,90%

87,60%

Heepen

39,80%

85,20%

Stieghorst

43,00%

102,30%

Sennestadt

41,80%

93,60%

Senne

46,60%

98,20%

 

Ziel: 50 %

Ziel: 100 %

 

Mich interessiert die Bekämpfung der Straftaten die von jungen Menschen im Kindes/Jugendalter begangen werden. Welche Maßnahmen treffen Sie mit der Polizei und weiteren Stellen? Werden Integrations- und Fördermöglichkeiten angeboten?

Um die Straftaten zu bekämpfen, die von jungen Menschen im Kindes und Jugendalter begangen werden, werden zum 01.01.2025 Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendamt gemeinsam das Haus des Jugendrechts eröffnen. Durch diese enge Zusammenarbeit der drei Behörden erwarten wir positive Effekte sowohl bei der Vermeidung von Straftaten als auch bei der Bekämpfung von Jugendkriminalität, insbesondere bei mehrfach auffälligen Jugendlichen.

Neben den gezielten Maßnahmen im Rahmen der strafrechtlichen Verfahren, wie sozialer Gruppenarbeit, Weisungen, Sozialstunden und Freizeitarrest, bieten wir zahlreiche Angebote der Kinder und Jugendhilfe an. Diese Programme zielen darauf ab, pädagogisch auf Kinder und Jugendliche einzuwirken, ihnen Halt und Unterstützung zu bieten und einen Austausch sowie Dialog zu fördern, wenn negative Entwicklungen bei ihnen wahrgenommen werden. Zudem erhalten Eltern und Personensorgeberechtigte beratende Unterstützung, wenn ihre Kinder durch delinquentes Verhalten auffällig geworden sind. Auf diese Weise möchten wir sowohl Prävention als auch Integration fördern, um den betroffenen jungen Menschen Perspektiven und Möglichkeiten zur positiven Entwicklung zu bieten.

 

Wohnen im Alter: Wie können ausreichend altersgerechte Wohnmöglichkeiten geschaffen werden?

In Bielefeld ist die Wohnsituation für ältere Menschen bereits gut entwickelt. Für die Stadtverwaltung ist selbstverständlich, dass eine altersgerechte Wohnumgebung für die Lebensqualität und Selbstständigkeit älterer Bürger*innen von entscheidender Bedeutung ist. Mit einem klaren Fokus auf die Bedürfnisse dieser Zielgruppe wird kontinuierlich an der Verbesserung und Erweiterung der Wohnmöglichkeiten gearbeitet.

Um ausreichend altersgerechte Wohnmöglichkeiten in Bielefeld zu schaffen, verfolgt die Stadt eine umfassende Strategie, die verschiedene Bausteine integriert:

  • Die Stadt bietet umfassende Informationen zu unterschiedlichen Wohn und Versorgungsformen für ältere Menschen. Diese Informationen sind sowohl in Papierform in der Zentralen Beratungsstelle als auch digital über das Pflegeportal der Stadt zugänglich. So wird sichergestellt, dass Bürger*innen über die verfügbaren Optionen gut informiert sind.
  • Frühzeitige Information und Beratung sind entscheidend. Die Zentralen Beratungsstelle des Amtes für soziale Leistungen, insbesondere das Sozialamt, bietet gezielte Beratung zu den Themen Wohnraumanpassung und Förderung. Hier können ältere Menschen und ihre Angehörigen Unterstützung erhalten, um ihre Wohnsituation bedarfsgerecht anzupassen.
  • Bei der Entwicklung neuer Baugebiete wird die soziale Infrastruktur stets in Betracht gezogen. Das Büro für Sozialplanung wird frühzeitig in den Planungsprozess eingebunden, um die sozialen Bedürfnisse am jeweiligen Standort zu identifizieren und zu berücksichtigen. Dies fördert die Schaffung von Wohnraum, der den Anforderungen älterer Menschen gerecht wird.
  • Die aktive Baulandstrategie der Stadt Bielefeld unterstützt die bedarfsgerechte Entwicklung von Wohn und Gewerbeflächen. Durch die Beteiligung der Stadt wird sichergestellt, dass der Wohnungsbau auch den spezifischen Bedürfnissen älterer Menschen Rechnung trägt.


Wird das Bielefelder Modell weiter ausgebaut?

Aktuell sind keine Pläne der Bielefelder Gesellschaft für Wohnungsbau (BGW) oder anderer Akteure bekannt, das Bielefelder Modell weiter auszubauen. Der Schwerpunkt liegt derzeit darauf, die bestehenden Standorte zu sichern und weiterzuentwickeln. Aus Sicht der Stadt sind jedoch perspektivisch weitere Projekte wünschenswert, um das Modell zukunftsfähig zu gestalten und den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden.

Welche konkreten Hilfsangebote gibt es gegen Einsamkeit und Alterseinsamkeit, auch für Menschen die nicht als sozial benachteiligt gelten?

In Bielefeld gibt es eine Vielzahl konkreter Hilfsangebote gegen Einsamkeit und Alterseinsamkeit, die sich nicht nur an sozial benachteiligte Menschen richten, sondern auch an alle Senior*innen in der Stadt:

  • ESFProjekt „Zusammenhalt stärken – Menschen verbinden“: Ab Anfang 2025 werden in diesem Projekt sogenannte Mitmach-Lots*innen ausgebildet, die insbesondere Menschen im Alter von 27 bis 58 Jahren ansprechen sollen, die bisher von der Stadt nicht erreicht wurden. Diese Lots*innen helfen dabei, Teilhabemöglichkeiten aufzuzeigen und gegebenenfalls den Zugang zu sozialen Leistungen zu ermöglichen.
  • Ratgeber „Rund ums Alter“: Dieser Ratgeber bietet eine Übersicht über zahlreiche Angebote für alle Bielefelder Senior*innen. In der Neuauflage, die bald sowohl als Printversion als auch digital erscheinen wird, finden sich Informationen über Begegnungsangebote in den Stadtteilen, spezielle Vereinsangebote und weitere Freizeitmöglichkeiten. Hierbei werden auch die Angebote für Menschen mit geringem Einkommen berücksichtigt.
  • Quartierssozialarbeit: Wenn das Verlassen der Wohnung nicht möglich ist oder Schwierigkeiten bereitet, können Senior*innen auf Wunsch Unterstützung durch die Quartierssozialarbeit der Stadt erhalten. Diese Beratungsangebote helfen dabei, Einsamkeit zu reduzieren und den Kontakt zur Gemeinschaft aufrechtzuerhalten.
  • Begegnungs- und Servicezentren: Die Einrichtungen der Offenen Senior*innenarbeit, die auch als Begegnungs- und Servicezentren fungieren, sind gezielt darauf ausgerichtet, Einsamkeit bei Senior*innen zu bekämpfen. In diesen Zentren finden zahlreiche Veranstaltungen statt, die den sozialen Austausch fördern. Zudem wurden mobile Angebote in Stadtteilen wie Dornberg und Senne etabliert, die aufsuchend arbeiten und somit Menschen erreichen, die Schwierigkeiten haben, selbst zu diesen Zentren zu gelangen. Ergänzend seien auch die Wohncafés der Bielefelder Modelle zu nennen, die ähnliche Angebote vorhalten.
  • Spaziertreffs: Diese werden vom Stadtsportbund Bielefeld in Zusammenarbeit mit verschiedenen sozialen Trägern organisiert. Sie bieten Senior*innen die Möglichkeit, in Gruppen zu spazieren und aktiv zu bleiben, was zur Vermeidung von Vereinsamung und sozialer Isolation beiträgt.
  • Vergünstigungen oder sogar Befreiung für Senioren für öffentliche Verkehrsmittel
    In Bielefeld gibt es verschiedene Vergünstigungen und Ermäßigungen für Senioren im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV):
    - Silber-Abo-Ticket
    moBiel bietet das Silber-Abo-Ticket für Menschen ab 60 Jahren zu einem monatlichen Preis von 42 Euro an. Zusätzlich kann eine zweite Person ab 60 Jahren das Silber-Abo-Ticket für monatlich 21 Euro im Verbund erwerben. Beide Tickets sind unabhängig voneinander gültig und ermöglichen den Nutzern, die öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt zu einem reduzierten Preis zu nutzen.
    - Sozialticket über den Bielefeld-Pass
    Für Menschen mit geringem Einkommen gibt es das Sozialticket, das eine Ermäßigung über den Bielefeld-Pass bietet. Die Voraussetzungen dafür sind der Bezug von Bürgergeld, Grundsicherung, Sozialhilfe oder Wohngeld. Im Rahmen des Sozialtickets sind folgende Angebote erhältlich:
    - 9UhrBielefeld-Pass-Ticket: 15 Euro pro Monat
    - Bielefeld-Pass-Monatsticket: 29 Euro pro Monat
    - Deutschlandticket sozial: 39 Euro pro Monat

Wie können wir der inneren und äußeren Abwehr des Alters entgegenwirken?

Innerhalb der Kommune gibt es verschiedene Ansätze, um der inneren und äußeren Abwehr des Alters entgegenzuwirken:

Innere Abwehr:

Bildung, Aufklärung und Beratung: Informationskampagnen zu gesunden Lebensstilen, Ernährung, Vorsorge und Bewegung fördern das Bewusstsein für ein gesundes Altern. Zusätzlich sollte es niedrigschwellige und kostenfreie Beratungsangebote geben, die den Zugang zu Informationen erleichtern.
Gemeinschaftsprogramme: Initiativen wie Senioren-Zentren, Freizeitgruppen und Projekte wie „Erfahrungswissen für Initiativen“ (EfI) ermöglichen soziale Kontakte und heben das Potenzial und die Ressourcen der älteren Bevölkerung hervor.
Forschung und Innovation: Die Stadt kann sich an Forschungsprojekten beteiligen, die Alterskrankheiten untersuchen und Strategien zur Steigerung der Lebensqualität im Alter entwickeln.

Äußere Abwehr:

Stadtplanung und Barrierefreiheit: Altersgerechte Wohn- und Lebensumfelder werden durch die Förderung von Sicherheit und Barrierefreiheit geschaffen. Dazu zählen auch der öffentliche Nahverkehr und Freizeiteinrichtungen. Die Meinung älterer Menschen wird durch die Einbindung des Seniorenrats berücksichtigt.
Öffentliche Kampagnen zu Umweltfaktoren: Aufklärungskampagnen über Umweltfaktoren, die Risiken bergen können, wie Hitze, tragen zur Sensibilisierung bei. Ein Beispiel ist der Hitzeaktionsplan der Stadt Bielefeld.
Intergenerationales Lernen: Programme, die den Austausch zwischen jüngeren und älteren Generationen fördern, stärken das gegenseitige Verständnis und die Wertschätzung. Angebote der Volkshochschule (VHS) richten sich zum Beispiel gezielt an Senior*innen und fördern den generationenübergreifenden Austausch.


Was tut die Stadt gegen die extrem langen Bearbeitungszeiten im Sozialamt? Pflegeheime müssen teilweise 6 Monate und mehr auf Leistungen warten. Bürger*innen werden in Pflegeheimen außerhalb von Bielefeld nicht angenommen, weil die Heime nicht so lange auf Gelder warten möchten/können und es keine vorläufige Bewilligung gibt.

Die Stadt baut Rückstände aus Zeiten starken Personalwechsels im Sozialamt sukzessive ab. Im Normalfall sollte die Bearbeitung eines Antrags auf Übernahme stationärer Pflegekosten bis zu acht Wochen in Anspruch nehmen.

Herausforderungen bei der Bearbeitung: Es wird darauf hingewiesen, dass längere Bearbeitungszeiten häufig nicht nur auf die Arbeitsbelastung des Sozialamtes zurückzuführen sind. Oft fehlen notwendige Unterlagen oder es müssen komplizierte Sachverhalte geklärt werden, wie beispielsweise frühere Vermögensübertragungen oder Schenkungen.

Die Stadt hat bislang keine Berichte erhalten, dass Bielefelder Bürger*innen aufgrund der langen Bearbeitungszeiten in Pflegeheimen außerhalb von Bielefeld nicht angenommen werden. Es ist jedoch bekannt, dass auch benachbarte Sozialhilfeträger mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind.


Welche Maßnahmen sind bezüglich der Pflegepolitik vorgesehen? Dieses Thema betrifft nämlich nicht nur die von mir betreuten Menschen, sondern auch meine Zukunft. Diese Frage richtet sich an Kommunal-, Landes- und Bundespolitik.

Im Rahmen der kommunalen Gestaltungsmöglichkeiten sind wir darum bemüht, Rahmenbedingungen für ein gutes Älterwerden zu schaffen und unseren Beitrag, für die derzeitigen Herausforderungen, wie z. B.  den Fachkräftemangel, zu leisten.

 

Ich würde gerne über Pläne bzgl. der Bekämpfung der Wohnungslosigkeit in Bielefeld diskutieren. Gibt es hier langfristige Pläne? 

Wohnungslosen Bielefelder*innen wird stets ein Angebot zur Unterbringung und Unterstützung gemacht. Ziel ist es, diese Menschen so schnell wie möglich wieder in ein eigenes Wohnverhältnis mit Mietvertrag zu bringen. Es werden unterschiedliche Wohnmodelle bereitgestellt, um den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Durch intensive Unterstützung gelingt es, viele Bewohner*innen städtischer Übergangsunterkünfte in Mietwohnungen zu vermitteln. Allerdings gibt es auch zunehmend Menschen, die aufgrund komplexer Problemlagen langfristig keinen eigenen Mietvertrag erhalten können. Diese multiplen Problemlagen erfordern gezielte Unterstützung und Intervention.

Es gibt viele Menschen, die sich in Bielefeld aufhalten und wohnungslos sind, aber nicht aus der Stadt stammen. Die Stadt hat jedoch begrenzte Ressourcen und kann nicht alle unterbringen, was zu einer Herausforderung führt, da viele dieser Personen bleiben und dann auf der Straße leben.

In der Diskussion über die Bekämpfung der Wohnungslosigkeit in Bielefeld plant die Stadtverwaltung eine Reihe von langfristigen Maßnahmen und Ansätzen, um die Situation von wohnungslosen Menschen nachhaltig zu verbessern:

  • "Housing First"Ansatz: Ein Punkt der zukünftigen Strategie ist die stärkere Verfolgung des „Housing First“Ansatzes. Dieses Konzept sieht vor, wohnungslosen Menschen zunächst ein eigenes Mietverhältnis zu ermöglichen, gefolgt von unterstützenden Maßnahmen.
  • Prävention von Wohnungslosigkeit: Die Fachstelle für Wohnungserhalt wird präsenter gemacht, da die Vermeidung von Wohnungslosigkeit als entscheidender präventiver Schritt gilt. Durch präventive Maßnahmen und Beratung sollen Betroffene unterstützt werden, bevor sie in eine Notsituation geraten.
  • Neben der städtischen Sozialarbeit spielen die Angebote der freien Träger, die Hilfen nach § 67 SGB XII für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten bereitstellen, eine bedeutende Rolle. Diese stationären, teilstationären und ambulanten Angebote sind wesentliche Bausteine in der Bekämpfung von Wohnungslosigkeit.
  • In den Planungen für eine neue Anlaufstelle für alle Menschen auf der Straße sollen stundenweise Schlafgelegenheiten berücksichtigt werden. Dies könnte dazu beitragen, dass wohnungslose Menschen nicht gezwungen sind, in Hauseingängen, Unterführungen oder anderen ungeeigneten Orten Zuflucht zu suchen.


Warum wird die Alkohol- und Drogenszene an der Tüte weiterhin geduldet? 

Die Situation rund um die Alkohol- und Drogenszene an der Tüte am Hauptbahnhof in Bielefeld ist komplex und erfordert ein ausgewogenes Vorgehen. Die Stadtverwaltung betont, dass alle Menschen das gleiche Recht haben, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten, und verfolgt dabei mehrere Strategien, um die Probleme in diesem Bereich anzugehen:

Hilfsangebote für Suchtkranke: Die Stadt ist bestrebt, den Menschen, die an Suchterkrankungen leiden, nicht nur zu helfen, sondern auch ihre Situation im öffentlichen Raum zu respektieren. Das StreetworkTeam ist aktiv und sucht den Kontakt zu Betroffenen, um individuelle Hilfsangebote zu unterbreiten.
Zur besseren Unterstützung der Betroffenen wird derzeit die Möglichkeit einer bahnhofsnahen Anlaufstelle geprüft. Diese Einrichtung soll speziell auf diejenigen ausgerichtet sein, die von anderen Hilfsangeboten nicht ausreichend erreicht werden. Aufgrund ihrer Erkrankung sind viele Menschen darauf angewiesen, Geld zu beschaffen, Drogen zu kaufen und zu konsumieren. Dies führt dazu, dass sie sich weiterhin im öffentlichen Raum aufhalten werden. Hilfsangebote sind nur dann effektiv, wenn sie auf freiwilliger Basis angenommen werden, was einen langen und oft schwierigen Prozess darstellt. Daher werden niedrigschwellige Zugänge gefördert.
Aktuell fehlen alternative Behandlungsmethoden mit Ersatzstoffen, um auf den erhöhten CrackKonsum in der Szene zu reagieren. Der Bund plant jedoch Modellprojekte, die möglicherweise Verbesserungen in diesem Bereich bringen könnten.

Die Stadt Bielefeld verfolgt einen koordinierten Ansatz, der dezernatsübergreifend sowie in Zusammenarbeit mit der Polizei erfolgt. Die Maßnahmen werden im Rahmen von Runden Tischen abgestimmt, darunter:

  • Ordnungssicherung und Kriminalitätsbekämpfung
  • Bauliche und sozialräumliche Veränderungen und Aufwertungen
  • Sozialpräventiv Angebote
  • Positivbelebung
  • Reinigung und Stadtbildpflege


Wie möchten Sie die Sicherheit und das Müllproblem rund um die Bielefelder Tüte und auf dem Kesselbrink verbessern und welche Maßnahmen planen Sie, um die Trinker und Drogenszene zu verändern?

Sicherheitsrisiken, gehen nicht pauschal von den genannten Gruppen/Szenen auf den Plätzen aus, jedoch durchaus von Personen, die in Verbindung zur Szene stehen. Wir nehmen selbst eine zunehmende Unsicherheit an den Orten wahr, was auch die Zahlen der Polizei bestätigen. Wir stehen vor der Herausforderung Menschen in prekären Lebenslagen nicht zusätzlich zu belasten und zu stigmatisieren, indem wir sie z.B. vertreiben würden, aber dennoch an den benannten Orten Grenzen aufzuzeigen und eindeutig gegen Kriminalität und Aggressivität vorzugehen. Der Aufgabe stellt sich die Stadt Bielefeld in Abstimmung mit der Polizei – Ein Patentrezept gibt es dafür nicht! 

Gegen illegales Handeln geht die Polizei vor  aktueller Schwerpunkt auch am Bahnhof und Kesselbrink durch die Soko Innenstadt. Der Fokus sollte sich gegen den Handel und die gestiegene Aggressivität richten und nicht gegen die konsumierenden Menschen. Auch Menschen innerhalb der Szene fühlen sich unsicher.

Alkoholkonsum im öffentlichen Raum ist nicht verboten und kann auch auf dem Kesselbrink nicht verboten werden, weshalb sich Treffpunkte, an denen Menschen viel Alkohol trinken, nicht verhindern lassen. Menschen, die alkoholabhängig sind, können in Bielefeld auf umfangreiche Unterstützungsangebote zurückgreifen.

Für den Konsum illegaler Drogen gibt es in Bielefeld einen Konsumraum. Ab sofort testen wir aus, auch Menschen, die nicht aus Bielefeld kommen, aber sich vermehrt auf der Straße in Bielefeld aufhalten, den Zugang zu ermöglichen, um den Konsum in der Öffentlichkeit zu reduzieren.

Für mehr Sauberkeit gibt es bereits hohe Reinigungsintervalle durch den UWB am Bahnhof und Kesselbrink und PeertoPeerReinigungsprojekte im Umfeld durch die Drogenberatung e.V. und den Sozialdienst Bethel.regional.

Konfliktpotentiale sollen zukünftig durch bauliche Umgestaltung, z. B. am Bahnhof, verringert werden. Laufwege werden dann besser getrennt und es können alternative Sitz und Unterstellgelegenheiten geschaffen werden, die verhindern sollen, dass Eingänge (Stadthalle, Bahnhaltestellen, etc.) belagert werden.

Mir fehlt es in der Stadt an ehrenamtlichen Angeboten. Viele Ehrenämter lassen sich schlecht mit Familie und Beruf unter einen Hut kriegen und die Bedingungen an ein Ehrenamt zu kommen sind deutlich erschwert - verständlicher Weise. In unserer Straße, gibt es so viele ältere Leute, die oft so allein sind, weil sie nicht in einem betreuten Wohnen oder Heim untergebracht sind. Lesepaten oder auch ein Gespräch/Austausch wäre über ein Ehrenamt so einfach. Aber halt in freier Zeiteinteilung. Wie kann man Ehrenamt so gestalten, dass es wieder besser mit dem Alltag vereinbar ist?

In Bielefeld ist das bürgerschaftliche Engagement bereits gut etabliert und hat in vielen Bereichen der Gesellschaft eine lange Tradition. Dennoch gibt es berechtigte Bedenken, dass die Rahmenbedingungen für ehrenamtliche Tätigkeiten in den letzten Jahren komplexer geworden sind, was es vielen Menschen erschwert, sich zu engagieren. Insbesondere die Vereinbarkeit von Ehrenamt, Familie und Beruf stellt eine Herausforderung dar. Es ist wichtig, flexible und anpassungsfähige Angebote zu schaffen, die es den Menschen ermöglichen, in ihrer Freizeit auf sinnvolle Weise zu helfen, ohne dass dies mit anderen Verpflichtungen in Konflikt gerät.

Bielefeld profitiert von einer aktiven Stadtgesellschaft und ist im Hinblick auf das bürgerschaftliche Engagement gut aufgestellt. Das bürgerschaftliche Engagement erstreckt sich über zahlreiche gesellschaftliche Bereiche wie Soziales, Kultur, Sport, Bildung, Umwelt, Natur, Religionsgemeinschaften sowie Feuerwehr und Rettungsdienst. Dementsprechend vielfältig und zahlreich sind die Akteure und Angebote.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das passende Engagement zu finden:

  • Die Freiwilligenagentur Bielefeld und die Freiwilligenagentur OWL unterstützen Interessierte bei der Suche nach geeigneten Möglichkeiten.
  • Die städtische „Initiative Nachbarschaft“ bietet ein 1:1Matching, um Hilfesuchende und Ehrenamtliche miteinander zu verbinden.
  • Über die App „VoluMap“ und andere softwaregestützte Vermittlungsangebote können Nutzer*innen schnell einen Überblick über verschiedene Möglichkeiten des freiwilligen Engagements erhalten.

Die Rahmenbedingungen und Erwartungen an Ehrenamt haben sich in den letzten Jahren auf beiden Seiten deutlich verändert. Potenziell Ehrenamtliche haben klare Vorstellungen davon, was sie tun möchten und wann sie dies tun können. In Einrichtungen wie den Begegnungs- und Servicezentren, die auf kontinuierliche Unterstützung angewiesen sind, kollidieren diese Bedürfnisse häufig mit den Planungszwängen der professionell Tätigen. Das ist bereits seit längerem ein Thema im Arbeitskreis mit den Vertreter*innen der Begegnungs- und Servicezentren. Hier wird aktiv nach Lösungen gesucht, um das Ehrenamt noch besser in den Alltag integrieren zu können. Darüber hinaus soll die Ehrenamtsstrategie weiterentwickelt werden, um neue Wege zu finden, die es den Bürger*innen ermöglichen, sich flexibel und mit Freude zu engagieren.