Herr Clausen, wie stolz sind Sie, dass Arminia Bielefeld nicht nur in die zweite Liga aufgestiegen ist, sondern sogar als totaler Außenseiter bis ins Finale des DFB-Pokals gekommen ist?
Als Oberbürgermeister dieser großartigen Stadt bin ich unglaublich stolz auf Arminia Bielefeld! Der Aufstieg in die zweite Liga war bereits ein fantastischer Erfolg, der die Leidenschaft und den Kampfgeist des Vereins eindrücklich gezeigt hat. Dass die Mannschaft es dann als vermeintlicher Außenseiter sogar bis ins Finale des DFB-Pokals geschafft hat, ist eine absolute Sensation und ein Beweis für die Stärke, den Zusammenhalt und die unbedingte Willenskraft von Arminia Bielefeld. Dieser Erfolg strahlt weit über die Stadtgrenzen hinaus und erfüllt uns alle mit großem Stolz. Was Arminia Bielefeld in dieser Saison geleistet hat, ist herausragend und verdient aller größten Respekt.
Sie waren selbst im Stadion: Wie haben Sie die Stimmung empfunden?
Ich freue mich sehr, dass ich bei dem Spiel im Olympiastadion dabei war und Teil dieser besonderen Kulisse sein durfte. Man konnte die Spannung regelrecht mit Händen greifen und ich habe mich selbst immer wieder dabei ertappt, wie ich aufgeregt die Luft angehalten habe. Es hat mich sehr gefreut, Teil dieser besonderen Kulisse zu sein. Es ist ein wunderbares Gefühl zu sehen, wie der Fußball Menschen zusammenbringt und solche emotionalen Momente schafft. Ein wenig gefehlt hat mir aber ehrlich gesagt die Enge und Lautstärke unserer Alm in Bielefeld. Diesen Beben, wenn das ganze Stadion jubelt."
Welche Bedeutung hat Arminia Bielefeld für die Stadt und die Menschen, die hier leben?
Arminia ist in hohem Maße identitätsstiftend für Bielefeld und die Region OWL. Tausende Menschen feiern und leiden regelmäßig bei den Spielen. Aktuell gibt es in der ganzen Stadt nur ein Thema: die Arminia. Wenn ich Brötchen hole oder mit dem Hund gehe, werde ich oft wegen der verschiedensten Dinge angesprochen, meist wird dann etwas kritisiert. Das ist in den vergangen zwei Wochen anders, die Menschen sind fröhlich und euphorisch. Wenn Sie zum Beispiel auch sehen, wie die Bürgerinnen und Bürger aus Bethel, die mit Einschränkungen leben, den Verein begleiten, bekommen Sie eine gute Vorstellung davon, wie wichtig die Arminia ist. Der DSC ist nicht nur im Fußballprofibereich präsent, sondern auch im Amateursport und im sozialen Bereich.
Hat sich die Bedeutung jetzt noch einmal verändert, nachdem die ganze (Sport-)Welt auf Bielefeld schaut? Wird Bielefeld jetzt anders wahrgenommen?
Ich denke schon, schließlich schaut die Welt nicht jeden Tag auf Bielefeld, auch wenn die Stadt natürlich jeden Tag besondere Beachtung verdient hat. Bielefeld hat gezeigt, was diesen Wettbewerb seit Jahrzehnten reizvoll macht. Dieses Team der Arminia ist für andere Klubs quasi nun Beweis dafür, dass man als Einheit auf dem Platz allen Widerständen trotzen kann. Dass man auf und abseits des Platzes an Wunder glauben darf. Damit können sich alle Fußballbegeisterten total identifizieren – und ab sofort vor allem alle Bielefelderinnen und Bielefelder. Viele Menschen hatten Bielefeld vielleicht nicht „auf dem Schirm“, das ist jetzt auf jeden Fall anders. Dass sogar die New York Times über Bielefeld berichtet, habe ich in meiner Amtszeit noch nicht erlebt. Also ja, ich denke spätestens jetzt glaubt niemand mehr, dass es Bielefeld nicht gibt.
Denken Sie, die Menschen in Bielefeld und der ganzen Region identifizieren sich mehr mit dem DSC als das in anderen Regionen mit dort ansässigen Fußballvereinen der Fall ist?
Fußball bewegt, nicht nur in Bielefeld. In Bielefeld besteht die Besonderheit, dass das Stadion mitten im Stadtgebiet, im Bielefelder Westen, steht. Das Stadion ist so konzipiert, dass Zuschauerinnen und Zuschauer nah am Spielfeld sind. Diese Nähe, diese Sichtbarkeit, die vielen Aktionen des DSC für die Stadtgesellschaft, die Offenheit der Spieler und des Trainers sowie aller Beteiligten beim DSC, die zahlreichen Sportabteilungen im DSC, die Arminis (der Kinder- und Familienclub) – sie begründen das Gefühl, dass Arminia ein Teil Bielefelds ist und nicht nur eine Profi-Fußballmannschaft. Und: beim DSC Arminia wird nicht nur Fußball gespielt. Neben den Profis beteiligen sich zwölf weitere Abteilungen am Vereinsleben. Der DSC begeistert und hat den Fans auch in der Vergangenheit mit zahlreichen Aufs und Abs einiges an Emotionen abverlangt, das schweißt zusammen. Aber der Kampfgeist der Spieler steckt alle immer wieder an und die Ostwestfalen sind – nebenbei gesagt – gar nicht so zurückhaltend, wie oft behauptet wird.
Herr Clausen, Sie kandidieren nicht noch einmal für das Amt des Oberbürgermeisters. Bedeutet es Ihnen vor diesem Hintergrund besonders viel, dass Arminia Bielefeld in dieser Saison so überragend spielt?
Ich habe schon seit Jahren eine Dauerkarte. In dieser Zeit habe ich intensiv mit dem Verein mitgefiebert und oft auch mitgelitten, aber natürlich ist es auch für mich ein einmalig schönes Erlebnis, mit der Mannschaft heute auf dem Balkon des Alten Rathauses zu stehen und zu feiern. Das ist ein besonderer Moment in meiner Amtszeit, auf den ich bestimmt auch in einigen Jahren noch gerne zurückblicke.
Was wünschen Sie dem DSC für die kommende Saison?
Ich wünsche mir für Arminia Bielefeld vor allem sportlichen Erfolg, der die harte Arbeit und das Engagement des Teams und des gesamten Vereins belohnt. Ich hoffe, dass sie eine stabile und erfolgreiche Saison in der 2. Bundesliga spielen können, in der sie ihr Potenzial voll ausschöpfen. Darüber hinaus wünsche ich mir, dass der Zusammenhalt zwischen Mannschaft, Fans und der gesamten Stadt und Region weiterhin so stark bleibt. Die Unterstützung der Bielefelderinnen und Bielefelder ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Arminia. Und natürlich drücke ich die Daumen, dass wir wieder spannende und erfolgreiche Spiele in der SchücoArena erleben dürfen.