Interkommunale Zusammenarbeit zwischen der Stadt Bielefeld sowie den Kreisen Lippe und Herford bei der Bioabfallverwertung

| Bielefeld (bi)

Bisher sind der Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld und die Kreise Herford und Lippe jeweils eigene Wege in der Verwertung und Behandlung von Bioabfällen gegangen. In den vergangenen Jahren hat sich aber gezeigt, dass es in OWL immer weniger Kapazitäten für die Kompostierung und Vergärung der Abfälle gibt. Daher schließen sich nun die Stadt Bielefeld sowie die Kreise Lippe und Herford zu einer interkommunalen Kooperation zusammen.

Die in der Summe 84.000 Tonnen Bioabfall der Partner sollen künftig in Lemgo weiterverarbeitet werden. „Wir sind überzeugt davon, dass mit dieser Planung die einzelnen Wertschöpfungsketten in kommunaler Hand verbleiben. Darüber hinaus sparen wir mit dieser grün erzeugten Energie klimaschädliches CO2 ein und können einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität gehen“, sagt Martin Adamski, Dezernent für Umwelt, Mobilität, Klimaschutz und Gesundheit der Stadt Bielefeld. 

Interkommunale Zusammenarbeit

„Eine interkommunale Zusammenarbeit im Bereich der Abfallwirtschaft hat sich als sehr effektiv erwiesen. So konnten aus der erfolgreichen Gründung und Arbeit der Klärschlammverwertung OWL wichtige Fragestellungen für die Kooperation beim Bioabfall übernommen werden. Herausgekommen ist eine nachhaltige und sogleich auch für die Gebühren wirtschaftliche Lösung“, erklärt Dr. Ute Röder, zuständiger Verwaltungsvorstand beim Kreis Lippe.

Die Ziele sind dabei klar definiert. Im Vordergrund steht die langfristige Entsorgungssicherheit im Bereich Bioabfall bei einer gleichzeitigen Stabilität im Gebührenbereich. Außerdem soll die Biogasproduktion ausgebaut werden, die als weiterer Baustein in der Wärme-/ Energiewende dringend benötigt wird. Die hierfür notwendigen Investitionen sind nur bei einer Bündelung der Mengen der drei Gebietskörperschaften wirtschaftlich darstellbar. Die kurzen Wege bei der Entsorgung und die Stärkung der Region OWL durch die Sicherung der Arbeitsplätze sprechen ebenfalls für die interkommunale Zusammenarbeit. „Mit der interkommunalen Zusammenarbeit auch im Bereich Bioabfall stärken wir die Region OWL. Wir sichern dadurch Arbeitsplätze und steigern vor allem die regenerative Energieversorgung, die in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird“, sagt Dr. Beatrix Wallberg, Leiterin des Dezernat II Kataster und Geodaten, Umwelt, Verkehr und Mobilität und Abfallentsorgung des Kreises Herford.

Das Kompostwerk des Kreises Lippe wird Kern der neuen Kooperation. Da das Werk derzeit bereits als einer der ersten Betriebe in Deutschland seit 20 Jahren festen und flüssigen Dünger für die Landwirtschaft sowie Strom produziert, konnten auf Basis der bestehenden Erfahrungen verschiedene Optionen geprüft werden. Vor allem ging es darum, welche technischen Veränderungen notwendig sind, um die Anlage komplett auf die sogenannte Vollstromvergärung umzurüsten und gleichzeitig die Qualitätsansprüche der Bioabfallverordnung zu berücksichtigen.  Die Kooperation ist vorerst auf 30 Jahre ausgelegt. Vor diesem Hintergrund haben die Partner besonders Wert daraufgelegt, dass die Anlage so gestaltet wird, dass eine flexible Reaktion auf sich ändernde Rahmenbedingungen bei der Bioabfallverwertung möglich ist. So können sie z.B. eine mögliche Kapazitätserweiterung oder neue gesetzliche Anpassungen umsetzen. Zudem wurde die Biomethangasaufbereitung und eine evtl. Einspeisung in das Gasnetz berücksichtigt, aber auch die Möglichkeit Wasserstoff zu erzeugen.

Hintergrund

Die Erfassung und Verwertung von Bioabfällen ist eine Aufgabe, die bereits 1998 in der Bioabfallverordnung festgelegt wurde. Heute sind Bioabfälle ein wichtiger Bestandteil der Abfallverwertung in Deutschland. Allerdings führen steigende Qualitäts- und Nachhaltigkeitsansprüche dazu, dass bei der zukünftigen Verarbeitung des Bioabfalls die Reduzierung des Störstoffanteils und damit z. B. die Minimierung des Makro- und Mikroplastikanteil im Endprodukt Kompost eine zunehmende Herausforderung sein wird. Hier wird die neue Anlage den neuen Anforderungen gerecht werden. Dazu kommt, dass derzeit mehr als die Hälfte der Bioabfälle noch kompostiert wird und die darin enthaltene Energie nicht genutzt werden kann. Hier soll es auch zu einer Effizienzsteigerung kommen.

Kern der neuen Zusammenarbeit: (von links) Thorsten Aust (Geschäftsführer der Abfallbeseitigungs-GmbH Lippe (ABG)), Dr. Ute Röder, Bert Schuhmacher (BezREg Detmold), Beatrix Wallberg (Dezernentin für Kataster und Vermessung, Umwelt, Planen und Bauen beim Kreis Herford) und Bielefelds Umweltdezernent Martin Adamski halten im Kompostwerk des Kreises Lippe das Endprodukt in ihren Händen. Foto: Kreis Lippe