Lebenslagenbericht

Mit dem Lebenslagenbericht veröffentlicht das Dezernat für Soziales und Integration in regelmäßigen Abständen Kennzahlen über Gegebenheiten, Lebenslagen und in Anspruch genommene Hilfen, die relevant für das soziale Miteinander sind. Der Lebenslagenbericht möchte die Profis in der Sozialen Arbeit mit Zahlen, Daten, Fakten in ihrer Arbeit unterstützen – dadurch, dass er zentrale quantitative Kennzahlen sozialräumlich darstellt und konkrete Handlungsherausforderungen benennt. Expert*innen unterschiedlicher Fachrichtungen ergänzen diese Handlungsherausforderungen um die qualitative Perspektive. Gleichzeitig richtet er sich an alle Bielefelder*innen, die sich für die soziale Entwicklung in Bielefeld interessieren oder sich über ein soziales Thema informieren möchten.

Der Lebenslagenbericht 2023 widmet sich dem Schwerpunktthema „Auswirkungen von Krisen“. Viele Expert*innen wurden einbezogen, um die Entwicklung der sozialen Lage Bielefelds infolge der verschiedenen Krisen zu beschreiben. Der Bericht kommt u.a. zu folgenden Ergebnissen: 

  • Kinder und Jugendliche: Immer mehr Kindern insbesondere aus benachteiligten Verhältnissen fehlen ausreichendende Basiskompetenzen, z. B. im Bereich der Motorik oder des Sozialverhaltens, um den Wechsel vom Kindergarten in die Schule gut zu bewältigen. Das Risiko für psychische Auffälligkeiten ist von 18% vor Corona auf 31% während der Krise gestiegen.
  • Sorge und Pflege: Die Gruppe derjenigen, die durch Angehörige versorgt werden, hat einen Zuwachs von 32 Prozent erfahren (2019: 8.166 Personen; 2021: 12.267 Personen).
  • Armut: 34.531 Menschen und damit etwa jede*r achte Bielefelder*in im Alter von 0 bis zur Regelaltersgrenze beziehen im Juni 2022 Leistungen nach dem SGB II. Hinzu kommen 3.679 Bielefelder*innen, die Grundsicherungsleistungen im Alter erhalten, das sind 1.358 bzw. 59 Prozent mehr Senior*innen als im Jahr 2012. Fast jede vierte Paar-Familie (23,5 Prozent) mit drei oder mehr Kindern erhält SGB II-Leistungen.
  • Sucht und Drogen: Die Pandemie hat negative Entwicklungen im Suchtbereich begünstigt, da sich die Gruppen nicht treffen konnten und digitale Angebote kein adäquater Ersatz waren.
  • Digitalisierung: Die beschleunigte Digitalisierung vieler Lebensbereiche während der Pandemie hat auch dazu geführt, dass sich mehr ältere Menschen digital ausgeschlossen fühlen.
  • Bürgerschaftliches Engagement: Fast 2/3 der Bielefelder Sportvereine spüren eine Krise des Ehrenamtes in ihrem Verein. 

Ausgehend von den nun vorliegenden Daten und Erkenntnissen werden in einem partizipativen Prozess mit der Bielefelder Stadtgesellschaft, freien Trägern und Politik in den kommenden Monaten konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt, um den thematisierten Herausforderungen zu begegnen.