Drei Fragen an...

Dr. Christine Biermann

Der Verein will mit den sogenannten Stolpersteinen an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Steine werden vor deren letzten frei gewählten Wohnorten in das Gehwegpflaster – also im öffentlichen Raum - eingelassen. Auf jedem Stein ist eine individuell gefertigte Messingtafel verankert, die Auskunft gibt über Namen, Alter und Schicksal des Opfers.

Was hat Sie dazu bewogen, sich bei der Initiative Stolpersteine zu engagieren?

Eva Hartog und ich haben die Stolpersteine 2004 nach Bielefeld geholt, weil wir die Idee des Künstlers Gunter Demnig, das Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes in unsere Lebensmitte zu rücken, sehr gut fanden und finden. Die Menschen, an die wir gedenken wollen, haben in Bielefeld gelebt, gearbeitet, sind zur Schule gegangen. Sie waren alle Teil dieser Stadtgesellschaft und wurden ab 1933 ausgegrenzt, verfolgt, ermordet oder konnten gerade noch fliehen.

Wir können nach fast 20 Jahren Arbeit die Aussage des Künstlers unterstreichen: „Je mehr Steine verlegt werden und zu sehen sind, umso größer wird das Interesse – auch wenn es schmerzhaft sein kann, Geschichte nicht dem Vergessen anheim zu geben“. Seit 2005 sind in Bielefeld bis heute 282 Stolpersteine verlegt worden – für alle „Opfergruppen“: jüdische Mitbürger*innen, Mitglieder von Gewerkschaften und politischen Parteien, religiös Verfolgte, Sinti, Homosexuelle und mutige Menschen, die Widerstand geleistet haben. Pat*innen kommen aus unterschiedlichen Bevölkerungskreisen: Verwandte der Opfer, ehemalige Arbeitskolleg*innen und Nachbar*innen, Schulklassen, einzelne Bielefelder Bürger*innen. Außerdem ist uns von Anbeginn an wichtig gewesen, die jüngere Generation mit Hilfe der Stolpersteine an eine nachhaltige, neu gedachte Erinnerungsarbeit heranzuführen. Dazu arbeiten wir – wir sind ein Kernteam von fünf Frauen mit einem 14-köpfigen Verein im Hintergrund - inzwischen mit zehn Kooperationsschulen in Bielefeld zusammen.

Wie wichtig ist für Sie Frauen- und Mädchenförderung sowie das Thema Gleichberechtigung?

Das Thema Gleichberechtigung liegt mir sehr am Herzen. Es begleitet mich seit vielen Jahrzehnten. Den Ursprung nimmt es bei meiner Mutter Emma Biermann, die politisch-gewerkschaftlich aktiv war und bis zu ihrem Tod – kurz vor ihrem 100. Geburtstag – politisch gedacht und gehandelt hat. Ausgangspunkt war und ist: Alle Menschen sind gleich, auch Frauen, wen wundert es?!

Ich war in den 1980er-Jahren in der Frauenbewegung aktiv, habe unsere „Schutzräume“ in Bielefeld – im Frauenbuchladen, im Bellzett, im Fraze – genossen. Da ich Lehrerin bin, interessierte mich auch vor allen Dingen die Diskussion um Gleichberechtigung für Lehrende wie für Lernende im Bildungsbereich. Es gab in dieser Zeit den Verein „Frauen & Schule“, der jedes Jahr anregende Kongresse veranstaltete. Ende der 1980er-Jahre habe ich die Thematik dann – gemeinsam mit Mitstreiter:innen - zum Thema meiner Schule – der Laborschule – gemacht. Wir haben ein Konzept zur Geschlechterbewussten Pädagogik entwickelt, das es in Teilen heute noch gibt. Wir haben viel dazu veröffentlicht und andere Pädagog*innen fortgebildet. Nie haben wir von Mädchen-Förderung gesprochen, das klang für uns nach einem Defitzitansatz, sondern es Mädchen- bzw. Jungen-Stärkung genannt. Und: Wir haben mit unserem Kitapraktikum, mit unserem verbindlichen Haushaltpass immer alle Geschlechter im Blick gehabt. Unser Motto war und ist: Es gibt kein Bügel- und Kloputz-Gen, alle können alles lernen.

Seit meiner Pensionierung vor sechs Jahren habe ich – bis 2024 - im Mädchenbeirat der Stadt mitgearbeitet.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was wäre das dann?

In unserer Stadt noch mehr Mitbestimmungsräume zu schaffen, noch mehr Bürger*innen-Räte – gemischt aus allen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten, denn viele Menschen leben zu sehr in ihren abgeschotteten Blasen. Wir müssen im Sinne einer lebendigen Demokratie die Menschen aktivieren, ihnen zeigen, dass sie selbstwirksam sind, d.h. etwas mitgestalten können und nicht nur alle paar Jahre ein Kreuzchen machen dürfen und dann schweigen sollen. Politik in unserer Stadt muss lebendiger werden. Dass es dafür Potential gibt, hat doch gerade in diesem Jahr die große Kundgebung am 30.1.2024 gezeigt!!!!

Seona Sommer

Seona Sommer ist eine der Gründerinnen der Schwul-Lesbischen Aktionsgruppe (1993). Sie hat viele Menschen angeregt mitzumachen und hier ist die Idee des ersten CSD in Bielefeld entstanden.

Warum wolltest du den ersten CSD in Bielefeld organisieren?

Es war die Zeit, in der mit der Eröffnung des Lokals Magnus zum ersten Mal Lesben und Schwule in ihrer Freizeit in lockerer Atmosphäre und im gleichen Raum aufeinandertrafen. Ich fand das spannend. Aber ich kannte keinen einzigen Schwulen und überlegte, wie sich das ändern ließe. Denn im Allgemeinen gab es wenig Austausch untereinander. So entstand die Idee, ein gemeinsames Projekt zu planen und sich darüber kennen zu lernen. Die ursprüngliche Motivation war also zunächst nicht primär politisch geprägt. Der CSD bot sich als Projekt einfach an. Ich bin davon ausgegangen, dass es auf ein breites Interesse stößt, sich zusammenzuschließen und etwas richtig Großes für die Sichtbarkeit der Szene in Bielefeld zu tun. Die Zeit war einfach reif, nicht nur dazu, den Gang ins Magnus zu etablieren, sondern sich auch darüberhinaus öffentlich zu zeigen.

Wie ist die Idee aufgenommen worden?

Zum ersten Treffen kamen direkt einige Lesben und Schwule, die großes Interesse und viel Elan mitbrachten. Dennoch hat es einige Monate gedauert, bis die Planung reibungsfrei lief. Von beiden Seiten (Lesben- und Schwulen) kamen auch Bedenken, Ängste und sogar offene Ablehnung auf. Auch gab es eine kleine Gruppe, die sich abspaltete und meinte, organisatorisch alles besser machen zu können. „Die Krise um den CSD“ (und ein gleichnamiges Flugblatt) war geboren. In der Presse (Stadtblatt) erschien ein Artikel namens: „Ein Käfig voller Narren.“

Aber die starke Ursprungsidee vom „Zusammen“ setzte sich am Ende durch. Wir bekamen immer mehr Unterstützung und Mitstreiter*innen und zeigten damit, dass ein gutes Projekt auch hauptsächlich vom Zusammenhalt und von der positiven Grundeinstellung eines Teams getragen wird und weniger von einer vermeintlich „perfekten“ Organisation.

Das Endergebnis gab uns schließlich Recht: Zum 1. Bielefelder CSD kamen etwa 1000 Menschen, es fand ein fulminantes Straßenfest statt, uns erreichten Grußworte der Solidarität aus der Politik. Und wie man sieht, war diese Veranstaltung der entscheidende Funke, der zu bisher 29 weiteren CSD-Jahren in Bielefeld geführt hat!

Ist damit das Ziel erreicht? Sind Lesben und Schwule heute ausreichend sichtbar und untereinander vernetzt?

Leider nein. Natürlich ist in den letzten 30 Jahren viel erreicht worden. In Bielefeld und anderswo. Auch politisch. Der Paragraph 175 wurde zum Beispiel abgeschafft und die gleichgeschlechtliche Ehe eingeführt. Auch ist die queere Szene heutzutage viel differenzierter. Man spricht zum Beispiel von LGBTQIA+, was viele weitere Identitäten mit einschließt: In vielen Städten gibt es queere Jugendzentren, Bars oder andere Netzwerke. Und doch gibt es bis heute auch viele Regionen, gesellschaftliche Bereiche oder auch familiäre Zusammenhänge, in denen man sich lieber nicht outet. Es bestehen immer noch Tabus, die zu Ängsten, psychischen Erkrankungen und Schlimmeren führen. Besonders der aktuelle allgemeine Rechtsruck in der Gesellschaft erfüllt mich mit Sorge und macht Angst. Das zeigt sich leider bereits in der jungen Generation, für die wir doch eigentlich jahrzehntelang gekämpft haben, damit es für sie einmal einfacher wird. Aber queerfeindliche Beleidigungen und Schlimmeres haben auf den Schulhöfen wieder zugenommen. Die Befreiung der

Frau aus veralteten Rollenklischees wird im rechten Spektrum ebenso wieder in Frage gestellt. Der Kampf geht also weiter. Es ist anstrengend, aber Aufgeben ist keine Option!

Die OMAS GEGEN RECHTS sind eine überparteiliche Organisation, die sich in lokalen Ortsgruppen trifft und sich in den politischen Diskurs einmischt. Die Organisation will einen Beitrag zum Schutz der Demokratie leisten, um auf die bedrohliche Zunahme von Faschismus, Rassismus, Antisemitismus, Populismus und Frauenfeindlichkeit zu reagieren, denn die Würde des Menschen ist unantastbar.

Was hat Sie dazu bewogen, sich bei dem Verein „OMAS GEGEN RECHTS“ zu engagieren?

Der letzte Anlass war eine Demo im November 2018 von der Partei „die Rechte“, die sich für die Freilassung von Ursula Haverbeck, der Holocaust-Leugnerin, einsetzte, die zu dem Zeitpunkt in Bielefeld im Gefängnis saß. Zuvor war ich schon auf ein paar Demos gegen Rechts gewesen. Deren immer größer werdende Dreistigkeit und die Befürchtung, dass in den Köpfen der neuen Braunen ähnliches Gedankengut vorhanden sei wie in den Köpfen der alten, veranlasste mich zum Tun. Ich sah auf der Demo eine einzelne ältere Frau mit dem bekannten OMA-Schild. Mit der habe ich mich in Verbindung gesetzt und wir haben im Frühjahr 2019 die Bielefelder OMA-Gruppe gegründet. Ich war gerade im Begriff in den Ruhestand zu gehen und glaubte, ich hätte dann viel Zeit :-)

Das mit der Zeit hat nicht geklappt, zumal die Aufgaben im Kampf gegen Rechts leider nicht kleiner geworden sind. Wir sind jetzt eine immer größer werdende Gemeinschaft von zum Teil seit Jahrzehnten politisch aktiven Frauen, die ungeachtet ihres Alters sich für die Erhaltung unserer Demokratie einsetzen. Und schließlich hat wohl mein Unterbewusstsein mich als gebürtige Bremerin an die Stadtmusikanten erinnert, die auch im Alter das Böse vertrieben haben.

 

Wir erleben derzeit einen massiven Angriff auf die Rechte von Frauen und ihre Selbstbestimmung. Wie wichtig sind Ihnen freiheitliche Demokratie und Frauenrechte?

Ich war viele Jahrzehnte meines Lebens sehr angepasst und unpolitisch. Die Fortschritte bei den Frauenrechten haben andere erkämpft. Aber irgendwann ist mir aufgegangen, dass die meisten Frauen betreffenden Rechte erst zu unserer Lebenszeit erlassen wurden: Das Mutterschutzgesetz trat 1952 in Kraft (in der DDR bereits 2 Jahre zuvor). Seit 1958 dürfen Frauen ein eigenes Konto eröffnen und damit über ihr eigenes Geld verfügen. Bis 1958 konnte ein Ehemann entscheiden, ob seine Frau arbeiten durfte oder nicht. Er konnte auch jederzeit das Arbeitsverhältnis kündigen. 1977 wurde bei Scheidungen das Schuldprinzip aufgegeben und an seine Stelle trat das Zerrüttungsprinzip und die Pflicht auf Unterhalt des Ehepartners, der nicht für sich selbst sorgen konnte. Bereits 1980 sollte ein Gesetz für die Gleichbehandlung am Arbeitsplatz dafür sorgen, dass Frauen das gleiche Gehalt für die gleiche Arbeit bekommen. Leider bis heute nicht überall durchgesetzt und deshalb gibt es auch inzwischen für diesen Umstand einen schönen englischen Namen „Gender Pay Gap“. Seit 1994 müssen Stellenausschreibungen sich auch an Frauen wenden. Und schließlich Gesetze zum Schwangerschaftsabbruch und zur Vergewaltigung in der Ehe in den 1990er Jahren. Ich habe den Eindruck, dass manche jungen Frauen Frauenrechte für selbstverständlich halten und dass erneut patriarchalisches Gedankengut auch bei Frauen an Raum gewinnt. Denn für sich einzustehen und Verantwortung zu übernehmen, ist alles andere als bequem. Und gleiches gilt für die freiheitliche Demokratie. Wie in einer Beziehung muss ständig an ihrem Erhalt gearbeitet werden. Die Zeit der Couchpotatoes ist vorbei.

 

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was wäre das dann?

Dass viele Menschen, die einfachen Lösungen auf komplexe Themen und damit populistischen Parteien anhängen, endlich aufwachen und feststellen, dass vieles in ihrer Hand liegt, wenn sich Dinge verändern sollen. Wenn Kinder mit einem geringeren Wortschatz als früher in die Schule kommen, könnten Eltern und Großeltern wieder mehr vorlesen. Wenn unsere Heizungen dem Klima schaden, ich mir aber keine neue Heizung leisten kann, dann kann ich zumindest versuchen, in kühleren Räumen zu leben. Wenn ich mich über die Schule aufrege, kann ich in den Elternbeirat gehen und nicht das Feld womöglich den Anhängern von rechten Parteien überlassen. Es wird immer schnell nach staatlichen Lösungen gerufen. Aber wenn wir nicht mitmachen, ist jede Regierung machtlos. Und letztlich möchte ich vor allem, dass meine Enkelkinder in einem Land aufwachsen der Gleichberechtigung, des solidarischen Miteinanders aller Menschen egal woher sie kommen, welcher Religion sie angehören, welche sexuelle Präferenz sie haben und in dem sie frei ihre Meinung äußern können.

Seit dem 5. Juni 2023 haben die Hebammen in Bielefeld und Gütersloh einen neuen Kreisverband gegründet und Svenja Nickisch und Julia Kollmeier als Vorsitzende gewählt.

Die Kreisverbände sind das berufspolitische Organ der Hebammen auf kommunaler Ebene. Sie dienen der Organisation, dem Austausch, berufspolitischen Informationen und der Weiterbildung der Mitglieder und ermöglichen kurze Wege zum Landeshebammenverband NRW und somit auch zum Deutschen Hebammenverband (DHV).

Was hat Sie dazu bewogen Hebamme zu werden?

Ausschlaggebend war mein Wunsch eines ganzheitlichen und salutogenetischen Blicks auf Frauengesundheit und mein Bestreben, Frauen in einer wichtigen Übergangs- und Lebensphase emphatisch, respektvoll, akzeptierend und wertschätzend zu begleiten. Ich bin der gleichen Auffassung wie die spanische Professorin für Hebammenwesen, Maria José Alemany Anchel, die den Hebammenberuf als feministische Profession beschreibt. Die Aufgabe der Hebamme ist eine anwaltliche Sorge um die Bedürfnisse und Wünsche der Frauen. Wenn wir so agieren, unterstützen wir das Recht jeder einzelnen Frau auf eine sichere und respektvolle Geburt und wahren ihre Autonomie und Würde.

Aktuell erhält das Thema „Gewalt in der Geburtshilfe“ zunehmend Aufmerksamkeit.
Wo sehen Sie die Ursachen der Gewalt im geburtshilflichen Kontext?

Die Ursachen für „Gewalt in der Geburtshilfe“ sind multifaktoriell. Besonders hervorheben möchte ich die strukturelle Gewalt, welche in den Institutionen, Kliniken und gesamtgesellschaftlich verankert ist.

Die schlechten Arbeitsbedingungen in den Kliniken, der Personalmangel, die Unterbezahlung von Hebammen und anderen Pflegberufen, die Hierarchien sowie die fehlende Reflexionsbereitschaft von Hebammen und Ärzt*innen in der Geburtshilfe sind Gründe, die zu Gewalt in der Geburtshilfe führen können. Dabei sind alle Beteiligten der strukturellen Gewalt ausgesetzt. Respektvolle Kommunikation, informierte Entscheidungen und kollegiale Supervisionen könnten hier ein Gegengift bieten.

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was würden Sie sich für Schwangere/Gebärende/Wöchnerinnen und Hebammen wünschen?

Im Sinne der Frauen und im Hinblick auf Ihr Recht auf eine respektvolle und sichere Geburt wünsche ich mir, dass die S-3 Leitlinie ‚Vaginale Geburt am Termin‘ umgesetzt wird. Bei der Leitlinie handelt es sich um eine interdisziplinäre Erarbeitung von evidenzbasierten Handlungsempfehlungen zur vaginalen Geburt am Termin und bezieht sich auf alle möglichen Geburtsorte. Unter anderem wird die Selbstbestimmung und Würde der Gebärenden betont, wie auch der Bedarf der eins zu eins Betreuung während der Geburt.

Hebammen als Primärversorger*innen an der Seite der Frauen, deren soft-skills wie psychosoziale Beratung, ganzheitliche Gesundheitsförderung, Beziehungsgestaltung etc. monetär abgebildet werden, besonders auch im freiberuflichen Bereich und

dass die aktuelle Bundesregierung ihren Zielen des Koalitionsvertrages entspricht und endlich die Umsetzung des nationalen Gesundheitsziels vorantreibt, wodurch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Hebammen und dadurch eine bessere und würdevollere Betreuung der Frauen ermöglicht wird.

Zusammenfassend: eine Lobby für Frauenrechte und Hebammen!

In Bielefeld gibt es seit 2 Jahren eine Lotsenstelle für Alleinerziehende bei der Diakonie für Bielefeld gGmbH.

Die Tätigkeit der zwei Lotsinnen besteht vor allem aus dem persönlichen Kontakt zu Alleinerziehenden und der Unterstützung bei individuellen Anliegen und Problemen. Angesprochen sind alle Alleinerziehenden in Bielefeld, unabhängig davon, wie lange die Lebenslage bereits besteht.

Warum brauchen wir in der Stadt Bielefeld eine Lotsin für Alleinerziehende?
Bielefeld gibt es derzeit etwa 6100 Ein-Eltern-Familien. Das ist fast ein Fünftel aller Familien mit minderjährigen Kindern. Alleinerziehende sind durch die alleinige Verantwortung für die Familie mit besonderen Herausforderungen konfrontiert und erleben ein überdurchschnittliches Armutsrisiko. Um diese Zielgruppe in Bielefeld nachhaltig unterstützen zu können, sind in den Jahren 2019/20 gleich zwei Studien durchgeführt worden, die Einblicke in die individuellen Lebenslagen alleinerziehender Mütter und Väter in Bielefeld ermöglicht haben.

Eines der zentralen Erkenntnisse der Studien war, dass viele alleinerziehende Mütter und Väter Probleme hatten, sich im „Dschungel“ der Unterstützungsstrukturen zurechtzufinden, obwohl oder gerade weil Bielefeld viel zu bieten hat. Die befragten Alleinerziehenden wünschten sich mit großer Übereinstimmung eine Anlaufstelle, die unkompliziert zu allen Themen ansprechbar ist, Hilfestellung gibt und informiert. Zudem wünschten sich viele Alleinerziehende Austausch und Netzwerke mit anderen Alleinerziehenden.

Zusammenfassend brauchen wir in Bielefeld eine Lotsenstelle für Alleinerziehende, weil es ein klar formulierter Bedarf der alleinerziehenden Mütter und Väter in unserer Stadt ist. Die Lotsenstelle agiert auf unterschiedlichen Ebenen, unterstützt individuell und niedrigschwellig, schafft Verbindungen und arbeitet daran, die Gruppe in unserer Stadt sichtbarer zu machen.

Wie sieht die Unterstützung für Allerziehende konkret aus?
Zunächst möchte ich betonen: Nicht jede*r Alleinerziehende benötigt per se Hilfe oder Beratung. Die individuelle Situation und die persönlichen Unterstützungsnetzwerke sind vielfältig und damit auch die Bedarfe der Alleinerziehenden. Die Arbeit der Lotsenstelle lässt sich im Wesentlichen in drei Bereiche aufteilen:

Die individuelle Beratung: Themen in der individuellen Beratung sind in der Regel komplex. Gemeinsam schauen wir uns die Situation an und versuchen sie zu ordnen. Ziel der Beratung ist im Wesentlichen die Weitervermittlung an die passenden Ansprechpartner*innen und Anlaufstellen in unserer Stadt. Die Ratsuchenden erfahren dann z.B. von uns, welche Unterstützung das Jugendamt bietet und an wen sie sich konkret wenden können, wo und wie ein Betreuungsplatz zu finden ist oder, dass es Erziehungs- und Familienberatungsstellen gibt. Es können aber auch berufliche Themen sein, Wohnungssuche oder das ganz große Themenspektrum der finanziellen Leistungen - um nur Einiges zu nennen.

Die Initiierung von Treffpunkten und Aktionen: Sie dient vor allem der Vernetzung der Zielgruppe untereinander. Die Mütter und Väter sind Expert*innen ihrer Situation und profitieren gegenseitig von ihrem Wissen. Dadurch erübrigt sich manchmal sogar ein Beratungsgespräch bei der Lotsenstelle. Unsere Treffpunkte und Aktionen sind außerdem so angelegt, dass sie auch wirklich zum Alltag der Zielgruppe passen: Sie sind ohne oder mit kurzfristiger Anmeldung möglich und die Kinder werden selbstverständlich immer mitgedacht.

Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit: Damit sind sowohl kommunale, als auch überregionale Netzwerke gemeint. Hier arbeiten wir z.B. sehr gut mit dem Verein Alleinerziehender Mütter und Väter NRW zusammen, der sich für die Interessen der Alleinerziehenden einsetzt. Um Informationen für Alleinerziehende in Bielefeld zur Verfügung stellen zu können, haben wir gemeinsam mit anderen Akteur*innen die Homepage www.alleinerziehend-bielefeld.de an den Start gebracht. Außerdem richten wir gemeinsam mit der Gleichstellungstelle der Stadt Bielefeld, der REGE, der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter Arbeitplus in diesem Jahr schon zum zweiten Mal einen Infonachmittag für (Allein-)Erziehende in Bielefeld aus, um die vielfältigen Strukturen für Alleinerziehende in Bielefeld sichtbar zu machen.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich für Alleinerziehende wünschen?
Wenn ich wirklich nur einen Wunsch frei hätte, dann wünsche ich mir für die Alleinerziehenden, dass sie noch sichtbarer werden. Das sollte dazu führen, dass erforderliche strukturelle, finanzielle und gesellschaftliche Optimierungsprozesse für Ein-Eltern-Familien maßgeblich angeschoben werden. 

Petra Bentkämper

Der Deutsche LandFrauenverband mit seinen 450.000 Mitgliedern gestaltet aktiv das soziale und politische Leben im ländlichen Raum. Das Interesse und die Aktivitäten gelten einer zukunftsorientierten Entwicklung, der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und einer lebendigen Gemeinschaft. Mit dem Einsatz für bessere Lebens-und Arbeitsbedingungen tragen LandFrauen zur Attraktivität und Lebensqualität für Frauen und ihren Familien bei.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für Frauen und Familien im ländlichen Raum einzusetzen?

Seit über 30 Jahren bin ich Mitglied im LandFrauenverband und mich haben zuerst einmal die Gemeinschaft von ehrenamtlich engagierten Frauen, das große Bildungsangebot und das Netzwerk des Verbandes begeistert. Da ich gern Verantwortung übernehme und Freude an gemeinsamem Gestalten habe, nutzte ich die Möglichkeit, die der Verband mir geboten hat, um mich aktiv für Chancengerechtigkeit und gleichwertige Lebensverhältnisse zu engagieren und beharrlich die dafür notwendigen Rahmenbedingungen einzufordern. Nun lebe ich am Stadtrand von Bielefeld nicht wirklich im ländlichen Raum, wobei die Breitbandversorgung und der ÖPNV berechtigte Zweifel zulassen. Die Nähe zur städtischen Bevölkerung hat es mir ermöglicht ein weiteres wichtiges Ziel der Verständigung von Erzeuger*innen und Verbraucher*innen voranzutreiben, den Dialog zu suchen und Brücken zu bauen. Die Herausforderungen der Transformation in der Landwirtschaft sind groß und nur gesamtgesellschaftlich zu lösen.

Wie sieht die Unterstützung für Frauen im ländlichen Raum im Deutschen LandFrauenverband ganz praktisch aus?

Als Bundesverband ist es unsere Aufgabe unseren Frauen eine Plattform zu bieten, um ihre Belange aus Familie und Beruf zu artikulieren. Die Forderungen werden gebündelt und gegenüber Interessenvertretern und Institutionen vorgebracht. Daraus entstehen vielfach Projekte für die ländlichen Räume, z.B. wenn es um politische Mitgestaltung geht. Unser derzeitiges Projekt „Aktionsprogramm Kommune - mehr Frauen in die Politik“ mit dem besonderen Fokus auf die ländlichen Räume soll Frauen dazu ermutigen, politisch aktiv zu werden, es soll sie empowern und unsere Demokratie stärken. Unsere Kommunalpolitik ist die Basis der Demokratie, hier schon braucht es die unmittelbare Mitgestaltung durch Frauen. In Werkstattgesprächen beleuchten wir die dafür notwendigen Rahmenbedingungen, bieten Austausch und setzen Impulse, die ein Umdenken anstoßen und Synergieeffekte verdeutlichen.

Zudem steht auch gerade eine neue internationale Entwicklungszusammenarbeit „LandFrauen International Uganda“ (LIU) in den Startlöchern. Ziel ist die Stärkung von Frauen in bäuerlichen Organisationen Ugandas. Denn Fakt ist: Frauen umfassen mehr als 40 % der Arbeitskraft im Landwirtschafts- und Ernährungssektor und spielen somit weltweit eine entscheidende Rolle für die ländliche Entwicklung, landwirtschaftliche Produktion und Ernährungssicherung. So auch in Uganda. Schwerpunkte des Projektes sind Verbandsentwicklung, Interessenvertretung und Entwicklung von weiblichen Führungskompetenzen für eine gleichberechtigte Teilhabe in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Hier kooperieren wir mit der GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) und werden durch das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) gefördert.

Sie fordern seit Jahren eine Frauenquote für Gremien des Bauernverbandes. Wie wird Ihre Forderung in der breiten Masse aufgenommen?

Die Begeisterungsstürme halten sich in Grenzen, freundlich ausgedrückt! Gerade in Gremien, die sehr stark männlich besetzt sind, wird eine solche Forderung gern im ersten Schritt belächelt, im zweiten Schritt als unbefugtes Einmischen abgetan und in der Folge dann wird argumentiert mit fehlenden Frauen, mit offenstehenden Türen durch die die Frauen leider nicht gehen wollen und vielen Gründen, die die vermeintlich mögliche, gleichwertige Beteiligung von Frauen verhindert.

Meine Forderung nach einer Frauenquote bezieht sich keinesfalls nur auf den Bauernverband. Gleichwertige Beteiligung von Frauen und Männern brauchen wir in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, um das sich bietende Potenzial von gemischten Teams und Gremien zu nutzen. Gleichstellungsorientierte Vergabe von Fördermitteln und eine gendersensible Evaluierung der eingesetzten Ressourcen sind neben der Quote wichtige Instrumente zur Erreichung der Gleichstellungsziele.

Dr. Verena Molitor und Prof. Dr. Tatiana Zimenkova - Forscherinnen zu LSBTIQ*

Dr. Verena Molitor
Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld, Projektmanagerin am Zentrum für Deutschland- und Europastudien Bielefeld/St. Petersburg

Prof. Dr. Tatiana Zimenkova 
Fakultät für Gesellschaft und Ökonomie der Hochschule Rhein-Waal und Vizepräsidentin für Internationales und Diversität

Beide sind von Beginn an am fachlichen Austausch im Bereich der LSBTIQ* Forschung interessiert und Teil der städtischen Arbeitsgruppe. Sie forschen u.a. zu LSBTIQ* und Polizei und haben das Projekt NRW LSBTIQ* inklusiv unterstützt und einen Gastbeitrag zum Thema „Intersektionalität und (Mehrfach-)Diskriminierung“ geschrieben, der in der Studienauswertung abgedruckt ist.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für die Gleichstellung von LSBTIQ* einzusetzen?
Zum einen unsere eigene queere Identität. Und zum anderen wurde uns durch unsere Forschung zu den Themen der Identitäten und Minderheiten mit dem Fokus auf Rechte und Selbstbestimmung schnell klar, dass wir Forschung, Beratung und Aktivismus verbinden möchten.

Wie sieht Ihre Forschung und Ihr Engagement ganz praktisch aus?
Wir forschen qualitativ, das bedeutet, dass wir mit Menschen Interviews und Fokusgruppen sowie Beobachtungen durchführen. Der Vorteil solcher Forschung ist es, dass Menschen, die zu den Minderheiten gehören, Menschen, die sonst nicht sichtbar sind in der Gesellschaft und teilweise keine Stimme haben, eben eine Stimme bekommen und mit uns zusammen überlegen können, was sie sichtbar machen wollen. So haben wir viel zu der Gruppe der LSBTIQ* Polizeimitarbeitenden geforscht, zum Beispiel zu der Frage wie Polizist*innen selbst Diskriminierungen erfahren und aktivistisch unterwegs sind, um die Diskriminierungen zu bekämpfen. Aber auch dazu, was für Erfahrungen Menschen machen, die mit der Polizei konfrontiert werden, und wie man diese Erfahrungen erfassen kann und dann auch wie man Behörden, die Polizei, die Stadt zu einem LSBTIQ*-freundlichen Ort machen kann. 

Wir sind auch im Rahmen der Citizens Science aktiv, d.h. uns ist es wichtig, nicht nur über die Gruppen, sondern mit den Gruppen zu sprechen, und da liegt es irgendwann Nahe, auch beraterisch tätig zu werden. Denn die Menschen, die bereit sind, über ihre Erfahrungen mit Forscher*innen zu sprechen, wollen häufig auch, dass sich was verändert. Und so forschen wir nicht nur, sondern führen auch als selbständige Berater*innen Beratungen und Workshops zu Diversitätsthemen durch.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für LSBTIQ* von heute auf morgen ändern?
Wir wünschen uns, dass sich mehr „straighte, cis usw.“ Menschen für LSBTIQ*Rechte und geschlechtliche Vielfalt einsetzen und dass die Rechte für LSBTIQ* Personen überall auf der Welt gelten und niemand aufgrund seiner queeren Identität verfolgt wird. Wir wünschen uns, dass in den Behörden, in den Bildungsinstitutionen, auf dem Arbeitsplatz Mitglieder*innen der Queeren Community Akzeptanz erfahren und keine Exklusionserfahrungen mehr machen müssen. Und natürlich – da wir intersektional arbeiten -  wünschen wir uns, dass dies nicht nur für dieses Diversitätsmerkmal gilt – wir wünschen uns ein offenes, inklusives Miteinander.

Tamara Lüning - Kriminalkommissariat Kriminalprävention und Opferschutz

Opferschutz und Opferhilfe sind feste Bestandteile polizeilicher Arbeit in Bielefeld. Neben Aufklärung über Opferrechte und Vermittlung von Hilfsangeboten initiiert und unterstützt das Kommissariat Netzwerke mit Hilfeeinrichtungen wie Frauenhäuser, Frauenberatungsstellen, dem Weißen Ring, Drogenberatungsstellen, Kirchen und anderen Einrichtungen.

Was hat Sie dazu bewogen, zur Polizei zu gehen?
Ich liebe Menschen. Daher stand für mich immer fest, dass mein Beruf ein solcher werden wird, bei dem ich viel mit Menschen zu tun habe. Mein Ansinnen ist es, für alle Menschen in den unterschiedlichsten Situationen da zu sein. Insbesondere, wenn im Leben mal etwas in „Schieflage“ gerät, freue ich mich, wenn ich in einer menschlichen Art und Weise dazu beitragen kann, diese „Schieflage“ wieder zu begradigen. Ferner hat mich an dem Polizeiberuf die Abwechslung gereizt. Kein Tag ist wie der andere und innerhalb der Polizei gibt es viele Möglichkeiten, je nach persönlicher Neigung, sich zu entfalten. Ein Aspekt für mich als Frau war auch die Tatsache, dass jede*r Polizist*in unabhängig vom Geschlecht das gleiche verdient. Somit ermöglicht mir die Ausübung dieses Berufes eine gesicherte Beschäftigung und eine finanzielle Unabhängigkeit.

Wie sieht die Unterstützung für Frauen in Ihrem Kommissariat aus?
Opfer können sich nach einer Anzeigenerstattung bei uns in Ruhe beraten lassen. Polizeibeamt*innen sind keine Pädagog*innen oder Psycholog*innen, das bedeutet, dass sie einem Opfer nicht unmittelbar in diesen Bereichen helfen können. Aber wir kennen die Bielefelder Beratungsangebote. Auf den persönlich erlebten Sachverhalt abgestimmt, werden den Kriminalitätsopfern durch uns individuelle Angebote vorgestellt und Hilfen direkt auf Wunsch vermittelt. Außerdem bekommen die Opfer von uns Informationen über ihre Rechte im Strafverfahren oder unabhängig von einer Anzeigenerstattung allgemeine Informationen darüber, wie überhaupt ein Strafverfahren abläuft.

Darüber hinaus geben wir im Rahmen unserer Präventionsarbeit Empfehlungen zu tatreduzierenden Verhaltensweisen z.B. in den Bereichen Betrug, Cybercrime, Einbruch, Drogen und Gewalt.

Was geben Sie Frauen und Mädchen mit auf den Weg, um sie besser vor Gewalt zu schützen?
„Seid laut und wunderbar“…. „geht in Gruppen los“…. „seid selbstbewusst“
Jedes Mädchen und jede Frau ist einmalig, daher finde ich es schwierig eine generelle Empfehlung zu geben. Um sich vor Gewalt zu schützen, ist ein selbstsicheres Auftreten wichtig. Wie eine jede das lebt oder durch Übung erreicht, ist ein ganz individueller Weg. Hierbei ist es nicht falsch sich unterstützen zu lassen. Ich denke hierbei auch an die zahlreichen Netzwerkpartner*innen der Polizei Bielefeld, die mit ihrer hervorragenden Arbeit die Frauen und Mädchen auf ihrem Lebensweg unterstützen.

Karin Schrader

Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März stellt die Gleichstellungsstelle der Stadt Bielefeld drei Fragen an Karin Schrader, Bürgermeisterin der Stadt Bielefeld.

Welche Bedeutung hat der Internationale Frauentag für Sie persönlich?

Für mich persönlich ist der Internationale Frauentag ein Tag, an dem ich daran denke, was wir Frauen schon alles erreicht haben. Ich denke aber auch daran, was wir noch nicht erreicht haben und woran wir weltweit noch arbeiten müssen. Wir Frauen stellen über 50% der Menschheit und haben noch lange keine Teilhabe von 50%. Trotzdem nutze ich diesen Tag auch um zu feiern und mit Frauen zusammen zu sein.

Seit mehr als 100 Jahren haben Frauen das Recht, zu wählen und gewählt zu werden. Und trotzdem sind Frauen in der Politik und in den Parlamenten immer noch deutlich unterrepräsentiert. Was muss sich ändern, damit sich der Anteil von Frauen erhöht?

Seit ich politisch tätig bin, versuche ich Frauen für Politik zu begeistern. Neben den schon vielen bekannten Gründen, warum Frauen in der Politik noch unterrepräsentiert sind, halte ich folgenden Punkt für sehr entscheidend. Frauen gehen Probleme anders an als Männer und das führt dazu, das sie missverstanden werden. Da braucht man einen langen Atem um weiter zu machen. Emotional vorgetragenen Dinge werden als nicht sachlich betrachtet und dadurch nicht ernst genommen. Frauen sind eben anders als Männer, meistens jedenfalls. Man braucht ein großes Selbstbewusstsein um weiter zu machen. Es müssen männliche Denkmuster überwunden werden und das dauert. Für mich ist auch die Quote immer noch ein gutes Mittel, den Frauenanteil in Parlamenten zu erhöhen. Noch besser wäre eine paritätische Besetzung.

Welche Frauen haben Sie positiv beeinflusst?

Ein großes politisches Vorbild ist für mich Hildegard Hamm-Brücher gewesen. Ich habe außerdem sehr viel von Marion Gräfin Dönhoff gelesen. Es gab in Bielefeld immer Frauen, die ich kennengelernt habe und die mich positiv beeinflusst und unterstützt haben, auch in der eigenen Partei. Manchmal muss man sich nur umschauen.
 

Christina Osei

Anlässlich des Equal Pay Days am 7. März stellt die Gleichstellungsstelle der Stadt Bielefeld drei Fragen an Christina Osei, Bürgermeisterin der Stadt Bielefeld.

Welche Bedeutung hat der Internationale Aktionstag für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern für Sie persönlich?

Für mich persönlich hat der Aktionstag eine große Bedeutung. Ich komme aus einer Familie in der Frauen immer gearbeitet haben: Meine Mutter, meine Großmütter und Tanten. Mir war früh klar, dass die Frauen meiner Familie hart arbeiten mussten um ihre Familien zu ernähren, meine Oma z.B. war Kriegswitwe und musste alleine für ihren und den Unterhalt meiner Mutter sorgen. Auf der anderen Seite war mir aber auch immer klar, dass alle Frauen der Familien nie in Führungspositionen arbeiteten und somit auch weniger verdient haben als Männer. Für mich schon damals eine absolute Ungerechtigkeit.
Mit Anfang 20 war ich gewerkschaftlich sehr engagiert. Schon damals war eine meiner gewerkschaftlichen Hauptforderungen „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ Es macht mich wütend, dass ich diese Forderung auch heute noch stellen muss!

Im internationalen Vergleich ist die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in Deutschland sehr groß. Von den 27 Ländern der EU ist Deutschland Schlusslicht. Was machen andere Länder besser?

In vielen europäischen Ländern sind die Unterbrechungen der Arbeitszeiten deutlich geringer als in Deutschland. Das liegt zum einen an besseren Kinderberteuungsangeboten aber auch einer besseren und selbstverständlicheren Aufteilung der Sorgearbeit. Durch die dadurch entstehende Vereinbarkeit zwischen Berufstätigkeit und Familie sind viele gut ausgebildete Frauen in Vollzeit beschäftigt. Das hat einen direkten Einfluss auf die späteren Renten.
Die Unterscheidung von sogenannten Frauen- und Männerberufen ist in vielen Ländern nicht so ausgeprägt wie in Deutschland. Selbst innerdeutsch lässt sich beobachten, dass es in den neuen Bundesländern. mehr Frauen gibt, die in technischen Berufen arbeiten (in der Regel besser bezahlt), als in Westdeutschland.

Was wünschen Sie sich, damit sich die Lohnlücke schließt?

Ich wünsche mir eine größere Transparenz der Gehälter. Sobald Gehaltstabellen in Unternehmen öffentlich sind, werden Frauen gleiche Gehälter einfordern und Geschäftsführende versuchen die Differenzen auszugleichen.

Ich wünsche mir aber auch ein anderes Selbstverständnis von Partnerschaft, Familie und Sorgearbeit, das wir jungen Frauen und gerade auch jungen Männern vermitteln müssen, damit hier Beruf und Familie auf Augenhöhe geteilt wird. Es kann nicht sein, dass über 50% der Uniabschlüsse von Frauen gemacht werden, die dann direkt in die Familienphase gehen und den beruflichen Anschluss zu verlieren.

Hier ist das Ehegattensplitting ein absolut nicht mehr zeitgemäßes Instrument der Besteuerung, das viele gut ausgebildete Frauen an den Herd treibt, da sich z.B. während der Familienzeit eine Teilzeit bei hoher Besteuerung nicht lohnt. Hier werden lediglich alte Rollenmuster bedient. Meiner Meinung nach gehört die Besteuerung von Erziehenden reformiert und das Ehegattensplitting in dieser Form für Neu-Ehen abgeschafft.

Die Beratungsstelle des Mädchenhaus Bielefeld e.V. unterstützt und berät sowohl Mädchen und junge Frauen als auch pädagogische Fachkräfte, Angehörige und andere Vertrauenspersonen. Ein fachlicher Schwerpunkt ist sexualisierte Gewalt.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für die Rechte der Mädchen einzusetzen?

Ich wurde schon früh in der Jugendarbeit feministisch sozialisiert, habe mich dann auch im Psychologiestudium in der feminstischen und politischen Fachschaftsarbeit „zu Hause“ gefühlt, engagiert und thematisch weiterentwickelt. Für mich hat es sich dann einfach stimmig angefühlt, auch einen beruflichen Wirkungskreis zu suchen, in dem ich mich feministisch und therapeutisch im gleichwürdigenden kollegialen Miteinander für Mädchen und Frauen einsetzen kann. Das Mädchenhaus Bielefeld ist dafür ein wunderbarer Ort.

 

Wie sieht die Unterstützung für Mädchen und junge Frauen in Ihrer Einrichtung aus?

Mädchen und junge Frauen können in der Beratungsstelle bei ganz unterschiedlichen Anliegen und Fragestellungen Unterstützung, Beratung und Therapie bekommen. Wir haben verschiedene Zugangswege, um möglichst leicht erreichbar zu sein, z.B. über SMS, Messenger, Online-Beratung, face-to-face, Telefon, Sprechzeit, mit und ohne Termin, allein oder mit einer Unterstützungsperson, mit Namen oder anonym und auch in verschiedenen Sprachen oder mit Dolmetscher*in.

Wir arbeiten parteilich für Mädchen und junge Frauen. Das bedeutet, dass sie mit ihren Anliegen, ihrem Erleben und ihren Bedürfnissen im Mittelpunkt stehen. Ihre Probleme werden bei uns im Kontext ihrer jeweiligen Lebensumstände verstanden und ihre Ausdrucksformen als Bewältigungsversuche ernst genommen. Mädchen und junge Frauen nehmen wir als Expertinnen ihrer selbst wahr. Sie werden in der Erweiterung ihrer Ressourcen und Selbstwirsamkeit gestärkt, um ihre individuellen Ziele zu erreichen. Wir unterstützen Mädchen und junge Frauen darin, Gewaltstrukturen zu erkennen, sich zu schützen und Gewalterfahrungen zu verarbeiten.

Die Partizipation der Mädchen und jungen Frauen im Beratungsprozess ist dabei ein wichtiger Bestandteil.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für Mädchen von heute auf morgen ändern?

Im Großen würde ich mir natürlich wünschen, dass Mädchen und junge Frauen überall auf der Welt gleichberechtigt und gewaltfrei leben könnten.

Im Kleinen würde ich mir wünschen, dass jugendliche Mädchen und junge Frauen ihre oft noch große Selbstsicherheit als kleines Mädchen nicht in Frage stellen oder verlieren, dass sie sich gegenseitig in Solidarität und Wohlwollen bei der Bewachung und Beachtung ihrer Selbstsicherheit und Stärke unterstützen und dass sie dafür auch erwachsene Vorbilder und Fürsprecher*innen finden.

Das Angebot der Fachstelle vom Mädchenhaus Bielefeld e.V. umfasst unterschiedliche Beratungsformate und bedarfsgerechte überregionale Weitervermittlung. Zu den Kernstücken der landesweit tätigen Fachstelle gehört sowohl die Beratung von Mädchen und jungen Frauen mit Behinderung/chronischer Erkrankung als auch die Beratung von Institutionen, Fach- und Vertrauenspersonen aus Nordrhein-Westfalen. 

Was hat Sie dazu bewogen, sich für die Rechte der Mädchen und jungen Frauen einzusetzen?

Bereits als Kind empfand ich es als ungerecht, dass mein Nachname eine männliche Endung hatte. Mir wurde nach und nach immer klarer, dass bereits Sprache Machtverhältnisse ausdrückt, konstruiert, Realitäten schafft und prägt. 

Meine Schul- und Studienzeit beschäftigten mich ungleiche gesellschaftliche Machtverteilungen, Diskriminierungsstrukturen und die Missachtung von Menschenrechten.

Es war markant, dass dabei insbesondere Mädchen* und Frauen* immer wieder thematisch im Zentrum standen.

All darauf gründet meine Motivation mich für Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Gewaltfreiheit von Mädchen* und Frauen* einzusetzen.

Wie sieht die Unterstützung für Mädchen und junge Frauen in Ihrer Einrichtung aus?

Das Beratungsangebot der Fachstelle richtet sich an Mädchen und junge Frauen mit unterschiedlichen behinderungsspezifischen Bedarfen, die von Gewalt oder Diskriminierung betroffen sind. Um allen Mädchen und jungen Frauen eine passgenaue Unterstützung bieten zu können, werden unterschiedliche Beratungsformate und Zugangswege bereitgehalten: Online-Beratung, Videoberatung, telefonische Beratung, persönliche Beratung – aufsuchend und in rollstuhlgerechten Räumlichkeiten. Auch Beratungen mit einer Dolmetscherin sind möglich. Bei Bedarf werden ratsuchende Mädchen und junge Frauen an ortsnahe Hilfeangebote in ganz Nordrhein-Westfalen weitervermittelt. Als Präventionsangebot werden zusätzlich Infoveranstaltungen und Workshops durchgeführt, um Mädchen und junge Frauen zu stärken und zu ermutigen, ihre Rechte wahrzunehmen. 

Eine zielgruppenspezifische Öffentlichkeitsarbeit sowie die Beratung von Fach- und Vertrauenspersonen stellen ebenfalls einen wesentlichen Aspekt unserer Arbeit dar, um auch gesamtgesellschaftlich den Gewaltschutz für Mädchen und Frauen mit Behinderung voranzubringen und für die Thematik zu sensibilisieren.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für Mädchen und Frauen von heute auf morgen ändern?

Ich wünsche mir für alle Mädchen* und Frauen* ein barrierefreies, gleichberechtigtes, selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben.

Das Bielefelder Mädchenhaus existiert seit fast 35 Jahren und ist ein gemeinnütziger Verein, der sich zum Ziel setzt, die Lebensbedingungen von Mädchen und jungen Frauen in allen Lebensbereichen zu verbessern. Der Verein
entwickelt als anerkannter Träger der Kinder- und Jugendhilfe parteiliche Angebote für Mädchen und junge Frauen in Not- und Krisensituationen. Mädchen der unterschiedlichsten sozialen und kulturellen Herkunft finden Beratung, Unterstützung, Schutz und Hilfe in den verschiedenen Angeboten des Mädchenhaus Bielefeld e.V.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für die Rechte der Mädchen und jungen Frauen einzusetzen?

Schon in früher Kindheit habe ich erleben müssen, wie groß die Unterschiede in der gesellschaftlichen Akzeptanz und Freiheit für Mädchen und Jungen waren und sind, z.B. bei der Wahl der Lieblingssportart, der Auswahl des Spielzeuges oder in der Akzeptanz des gezeigten Verhaltens von Mädchen und Jungen. Eine Reduktion auf geschlechtsspezifisch angepasste Verhaltensweisen habe ich als sehr beengend erlebt und dagegen aufbegehrt.

Nach dem Studium der Psychologie habe ich mich dann schließlich beruflich für Gleichberechtigung und gegen Gewalt an Mädchen und jungen Frauen eingesetzt.

Privat trainiere ich seit vielen Jahren Mädchen im Handballsport, bin im Verein Jugendwartin für den weiblichen Bereich und unterstütze Mädchen dabei ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Wie sieht die Unterstützung für Mädchen und jungen Frauen in Ihrer Einrichtung aus?

Der Schwerpunkt der Arbeit des Mädchenhaus Bielefeld e.V. liegt in der Unterstützung von Mädchen und jungen Frauen mit und ohne Behinderung, die sexualisierte, körperliche und/oder psychische Gewalt erlebt haben. Diese werden mit den verschiedenen Angeboten dabei unterstützt, Schutz und Sicherheit zurückzugewinnen und selbstbestimmte Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Mädchen, junge Frauen sowie Fach- und Vertrauenspersonen erhalten Beratungs- und Präventionsangebote in der Mädchenberatungsstelle, der Fachberatungsstelle gegen Zwangsheirat, der Fachstelle Gewaltschutz bei Behinderung. Bei einem Bedarf an einer Inobhutnahme erhalten die Mädchen Schutz in der bundesweit einzigen inklusiven anonymen Zufluchtsstätte und im Rahmen der Verselbständigung hält das Mädchenhaus verschiedene stationäre und ambulante Angebote vor, die die jungen Frauen dann auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben unterstützen.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für Mädchen und junge Frauen von heute auf morgen ändern?

Ein Leben ohne Gewalt gegen Mädchen und Frauen, ein Leben ohne Angst vor sexualisierten, körperlichen Übergriffen und psychischen Verletzungen.

Die Freiheit, dass alle Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen können.

Hier und überall auf der Welt!

Claudia Mrosek

Was hat sie dazu bewogen, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen?
Während meines Studiums durfte ich mich viel mit verschiedenen Formen der Diskriminierung und mit Ungleichheiten aufgrund des Geschlechts beschäftigen. Die Tatsache, dass Mädchen und Frauen bis heute nicht gleichberechtigt sind, hat mich dazu gebracht, mich gegen geschlechtsspezifische Benachteiligung einzusetzen.

Claudia Mrosek


Wie sieht die Unterstützung für Frauen in Ihrer Einrichtung aus?
(siehe Beatrice)
Wenn sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für Frauen von heute auf morgen ändern?
Dass Frauen und Mädchen nicht mehr durch diskriminierende Geschlechterrollen
benachteiligt werden und sie in allen Lebensbereichen die gleichen Rechte und
Chancen haben, wie Männer und Jungen auch.

Gudrun Linnenbürger

Was hat sie dazu bewogen, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen?
Im Rahmen meines Soziologiestudiums war das Thema Gewalt gegen Frauen auf internationaler Ebene ein Studienschwerpunkt. Das Ausmaß an Gewalt gegen Frauen weltweit hat mich sehr erschüttert und wütend gemacht.

Gudrun

Nach Beendigung meines Studiums Anfang der 90er Jahre hatte ich die Gelegenheit, im autonomen Frauenhaus Bielefeld mitzuarbeiten und ich kann seitdem unsere Frauen auf vielfältige Weise unterstützen.
Wie sieht die Unterstützung für Frauen in ihrer Einrichtung aus?
(siehe Beatrice)
Wenn sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für Frauen von heute auf morgen ändern?
Ein gewaltfreies Leben für Mädchen und Frauen bleibt die Perspektive. Ich wünsche mir, dass Mädchen und Frauen ein umfassender und kostenloser Zugang zu den verschiedenen Hilfsangeboten gewährt wird 

Barbara Supplie

Was hat sie dazu bewogen, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen?
Die Erkenntnis, dass Gewalt gegen Frauen und Kindern Ausdruck eines ungleichen Geschlechterverhältnisses und der ungleichen Lebensbedingungen von Frauen und Männern ist, hat mich dazu bewogen ein Praktikum in der

Barbara Supplie

Betreuung und Begleitung der Kinder von Frauenhausbewohnerinnen zu absolvieren. So habe ich Einblicke in das Ausmaß von Gewalt gegen Frauen und ihren Kindern erhalten und meine Motivation an der Bereitstellung von Schutz und Unterstützungsmöglichkeiten mitzuwirken war, entstanden. Mein Interesse, gesellschaftspolitische Zusammenhänge öffentlich zu benennen und mich für die Rechte von Frauen und Kindern einzusetzen, ist ein wesentlicher Bereich meiner Arbeit im Frauenhaus.
Wie sieht die Unterstützung für Frauen in ihrer Einrichtung aus?
(siehe Beatrice)
Wenn sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für Frauen von heute auf morgen ändern?
Ich wünsche mir für Frauen und Mädchen ein gewaltfreies Leben ohne Diskriminierung und Benachteiligung.

Beatrice Trappmeier

Was hat sie dazu bewogen, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen?
Das Mädchen und Jungen und somit auch Frauen und Männer in unserer Gesellschaft nicht die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben, war für mich als Mädchen und junge Frau, Anfang der 60er Jahre geboren, nicht zu übersehen. In meinem Pädagogikstudium hatte ich die Gelegenheit mich mit geschlechtsspezifischen Fragestellungen zu beschäftigen und feministische Theorien kennen zu lernen. Damit war mein Interesse und mein Wunsch mich für die Veränderung der tradierten Geschlechterverhältnisse einzusetzen geweckt und hat meinen weiteren Weg maßgeblich geprägt.

Beatrice Tappmeier

Wie sieht die Unterstützung für Frauen in ihrer Einrichtung aus?

  • Wir bieten als Frauenhaus Schutz und Zuflucht für Frauen und Kinder rund um die Uhr.
  • Wir unterstützen und begleiten bei der Perspektivfindung in ein gewaltfreies Leben nach dem Frauenhaus
  • Wir unterstützen bei der Absicherung des Lebensunterhaltes und wenn nötig bei der Sicherung des Aufenthaltsstatus.
  • Wir helfen bei sozialen, rechtlichen und gesundheitlichen Fragen und verweisen bei Bedarf an passende andere Stellen.
  • Wir unterstützen bei den Belangen der Kinder.
  • Wir helfen bei der Wohnungssuche und dem Start im neuen Wohnumfeld.

Wenn sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für Frauen von heute auf morgen ändern?
Das Mädchen und Frauen immer und überall ihren Mund aufmachen und laut und deutlich für ihre Rechte und ihre Wünsche einstehen.

Meike Meinert

Was hat sie dazu bewogen, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen?
Schon als Kind war mir sehr früh bewusst, wie

Meike Meinert

unterschiedlich Jungen und Mädchen, Frauen und Männer in unserer Gesellschaft behandelt werden, und wie unterschiedlich die Erwartungen, Ansprüche und Bewertungen ihrer Verhaltensweisen ausfallen. Je älter ich wurde desto mehr wurde mir klar wie sehr Frauen und Mädchen mit Übergriffen, Demütigungen und Einschränkungen ihrer Freiheiten rechnen (müssen) und wie tief frauenfeindliche Vorstellungen in unserer Gesellschaft (immer noch) verwurzelt sind. Gegen diese Ungerechtigkeiten möchte ich aufbegehren und im Frauenhaus bin ich damit an der richtigen Stelle.
Wie sieht die Unterstützung für Frauen in Ihrer Einrichtung aus?
(siehe Beatrice)
Wenn sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für Frauen von heute auf morgen ändern?
Ein selbstbestimmtes und freies Leben für alle Frauen und Mädchen weltweit.

 

 

 

Der Verein hat das Ziel, die Lebensbedingungen der in Bielefeld lebenden Frauen* auf individueller und gesellschaftlicher Ebene zu verbessern und Gewalt in Beziehungen und Familie entgegen zu wirken. Die Angebote des Vereins richten sich an Frauen* aller Kulturen, aller Religionen und jeden Alters.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen?
Der Wunsch, sich gegen soziale Ungleichheit und für die (Menschen-)Rechte von Frauen* und Kindern zu engagieren, ist in meiner Kindheit und Jugend durch eine Mischung aus Bewunderung für und konstruktivem Ringen mit weiblichen wie männlichen Vorbildern aus Ost und West in Familie, Schule und Gemeinde geprägt worden. Das Wissen aus Psychologie und Erziehungs- und Geschichtswissenschaft und die praktischen Erfahrungen aus der sozialen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern sowie Erzieher*innen bildeten die Grundlage für die Entscheidung, mich in einer Frauenberatungsstelle zu engagieren. Frauenberatung ist für mich ein Ort der Anerkennung der verschiedenen individuellen und strukturellen Verletzlichkeiten von Frauen*/LBTIQ+ verbunden mit der Möglichkeit, an der Veränderung diskriminierender Bedingungen in der einzelnen Geschichte wie auf den verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen mitzuwirken.

Wie sieht die Unterstützung für Frauen in Ihrer Einrichtung aus?

Das psychosoziale und rechtliche Beratungsangebot der Frauenberatungsstelle richtet sich an alle Frauen*/LBTIQ+ ab 18 Jahren in Bielefeld und der näheren Umgebung. Frauen*/LBTIQ+ können sich bei sozialen, psychischen und rechtlichen Problemen und in Krisensituationen an die Frauenberatungsstelle wenden. Beratungsanlässe sind Probleme in der Beziehung/ Ehe und Fragen zu Trennung/Scheidung, Erziehungsprobleme, berufliche Probleme wie z.B. Arbeitsplatzverlust, Mobbing, Ängste, Depressionen, Isolation und Kontaktschwierigkeiten. Ein Schwerpunkt in der Beratung ist die psychosoziale Unterstützung nach aktuellen und/oder vergangenen Gewalterfahrungen und deren Folgen.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für Frauen von heute auf morgen ändern?
Weltweit Gleichberechtigung auf allen gesellschaftlichen Ebenen rechtlich umsetzen, Geschlechter-, Generationengerechtigkeit und Gewaltfreiheit als Grundlage für ein gutes Leben im kollektiven Bewusstsein verankern.

Nadine Yvonne Bulla

Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern gilt heute als Selbstverständlichkeit. Dennoch orientieren sich auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt in Deutschland Frauen und Männer nach wie vor sehr unterschiedlich. In NRW ist nur eine Frau unter mehr als zehn Männern im aktiven Feuerwehrdienst tätig. Eine davon ist Nadine Bulla, Oberbrandmeisterin bei der Feuerwehr Stadt Bielefeld.

Wie sind Sie zur Berufsfeuerwehr Bielefeld gekommen?
Mein Vater war Berufsfeuerwehrmann bei der Berufsfeuerwehr Bielefeld. Deshalb hatte ich schon von klein auf einen Bezug zu der Feuerwehr. Mit 15 Jahren bin ich in die Jugendfeuerwehr eingetreten und mit 18 Jahren in die Freiwillige Feuerwehr. Nach meinem Abitur 2005 habe ich eine Ausbildung zur KFZ-Mechatronikerin absolviert. 2010 konnte ich meinen Traum, Berufsfeuerwehrfrau zu werden, erfüllen. Seitdem arbeite ich bei der Berufsfeuerwehr Bielefeld. Neben dem Brandschutz bin ich auch als Notfallsanitäterin und Praxisanleiterin für unsere Auszubildenden tätig.

Welche Voraussetzungen sollte ich für die Ausbildung als Brandmeisterin mitbringen?
Neben den allgemeinen Anforderungen ist ein Hauptschulabschluss Mindestvorraussetzung. Abgeschlossene Ausbildung in einem für den feuerwehrtechnischen
Dienst brauchbaren Handwerk oder eine entsprechend förderliche Berufsausbildung von mindestens 3 Jahren, Abschluss mit mindestens ,,befriedigend" (oder einem geeigneten Studium für den gehobenen/höheren Dienst). Eine realistische Vorstellung von dem Berufsbild sollte vorhanden sein. Wir werden neben dem Brandschutz auch zur Technischen Hilfeleistung, Tierrettung, Umweltschutz, Chemieunfällen und im Rettungsdienst eingesetzt.

Da wir auch mit Sterbenden und Toten konfrontiert werden, sollte eine Belastbarkeit vorhanden sein. Der Beruf kann physisch und psychisch belastend sein und wir sind im Regelfall im 24h Einsatzdienst tätig. Danach hat man zwei Tage frei. Wichtig ist auch zu wissen, dass wir auch an Feiertagen Dienst haben, da die Feuerwehr 24 Stunden, 365 Tage im Jahr für ihre Mitmenschen da ist. Außerdem sollte man einen gewissen Ehrgeiz haben, Teamfähigkeit besitzen und die Bereitschaft, an seine Grenzen gehen zu können. Dies ist neben körperlicher Fitness und einem gewissen Selbstbewusstsein wichtig.

Was glauben Sie, warum so wenige Frauen zur Feuerwehr gehen und eine Ausbildung zur Brandmeisterin machen?
Ich denke die Hauptursache liegt darin, dass zum einen das Bild der Feuerwehr von der Öffentlichkeit oft als rein männlich wahrgenommen wird. Es wird in den Medien aber aktuell mehr von Feuerwehrleuten und auch Feuerwehrfrauen berichtet, oft aber nur von Feuerwehrmännern. Solange Feuerwehrfrauen in den Medien nicht sichtbar sind, werden sich wenige Frauen Gedanken über diesen Beruf machen. Zum anderen ist die geforderte handwerkliche Ausbildung oft ein Hindernis. Viele Betriebe bilden keine Frauen aus. Die körperlichen Anforderungen schrecken oft ab. Frauen müssen den selben Sporttest absolvieren wie die Männer. Sie werden später ja auch im Einsatz die gleichen Anforderungen wie die männlichen Kollegen erfüllen müssen. Oft können sich Frauen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei der Berufsfeuerwehr nicht vorstellen oder die Vorstellung mit fast 97 Prozent rein männlichen Kollegen zu arbeiten, wirkt etwas abschreckend.

In Bielefeld hat 1987 die erste Berufsfeuerwehrfrau im mittleren Dienst angefangen. Seit ich auf der Welt bin kenne ich also schon Frauen bei der Berufsfeuerwehr, sie waren immer für mich sichtbar und Vorbild. Allerdings ist das durch meine familiäre Nähe geschehen. Durch die Ausbildung zum*zur Notfallsanitäter*in haben wir auch mehr Frauen, die bei uns im Rettungsdienst arbeiten. Sie bringen gute Voraussetzungen mit, später auch Berufsfeuerwehrfrau zu werden. Sie kennen den Wachalltag, das Kollegium und das Aufgabengebiet und sind in unserer Wachabteilung integriert.

Für mich könnte ich mir keinen anderen Beruf vorstellen, auch wenn die aktuelle Situation uns noch mehr fordert als bisher. Als Beamtin habe ich einen sicheren Job und das Kollegium ist wie eine zweite Familie für mich. Ständig wechselnde Aufgaben und eine vielfältige Tätigkeit machen diesen Beruf, wenn auch mit einigen Schattenseiten zu meinem Traumberuf.

Als im April 1991 eine kleine Gruppe von Frauen den Namen „Wildwasser“ ins Bielefelder Vereinsregister eintragen ließ, konnten sie nicht vorhersehen, dass sie eine Institution gründeten. Sie wollten ihre Erfahrungen aus der Selbsthilfe für die Unterstützung betroffener Frauen nutzen und sie stärken, über sexualisierte Gewalt aufklären und gezielte Hilfe anbieten. Haltung und Überzeugungen der Gründerinnen prägen das Angebot von Wildwasser Bielefeld bis heute: nah an den Bedürfnissen der Frauen und aufmerksam gegenüber gesellschaftlichen Veränderungen – sei es beim Thema Gewalt in der Familie, in Institutionen oder im Internet oder im Bereich Alter und Trauma. Seit 30 Jahren beobachtet das Wildwasser-Team, wie und in welchen Kontexten sexualisierte Gewalt entsteht, organisiert den fachlichen Wissenstransfer mit vielen Institutionen und passt das eigene Beratungsangebot immer wieder an.

Was hat sie dazu bewogen, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen?

Bereits in meinem Studium habe ich mich schwerpunktmäßig mit Mädchen- und frauenspezifischen Themen befasst: weil sie mich persönlich bewegen und beschäftigen. Neben den individuellen Aspekten weiblicher Biografien war es dabei immer wesentlich für mich, den gesellschaftlichen und politischen Kontext miteinzubeziehen. Vor diesem Hintergrund sind es in meinem beruflichen Alltag bei Wildwasser vor allem Aspekte, die im weitesten Sinne mit Geschlecht, Ungerechtigkeit, Entwürdigung oder Ausgrenzung, Macht und Ohnmacht zu tun haben, wie bspw. (sexualisierte) Gewalt, Sexismus, Rassismus und Homo- und Transphobie. Das Verbindende ist, dass es um Themen geht, zu denen ich eine Haltung habe, die meinen Kopf und mein Herz berühren und für die ich somit bereit bin, aktiv zu werden.

Wie sieht die Unterstützung für Frauen in Ihrer Einrichtung aus?

Sexualisierte Gewalttaten sind Erfahrungen, die den eigenen Selbstwert verletzt haben, die mit Gefühlen von Scham, Schuld, Ohnmacht und Demütigung einhergehen, die persönliche Würde „angetastet“ und Möglichkeiten des eigenen Handelns massiv eingeschränkt haben. Deshalb ist uns die Würdigung von Lebensgeschichte, die Orientierung an Ressourcen und die Eröffnung von Wahlmöglichkeiten in unserer Arbeit besonders wichtig. Wir möchten in unserer Beratungsstelle vor allem Sicherheit und einen konkreten, geschützten Ort anbieten. Einen Platz schaffen, an dem die betroffenen Frauen Gehör und Verständnis finden, jenseits von gesellschaftlichen Opferrollen und Bewertungen durch andere. Ein maßgebliches Ziel ist es, einen „Strauß“ an Unterstützungsmöglichkeiten zusammenzustellen: von der Arbeit in Selbsthilfegruppen über therapeutische Gespräche bis hin zu Treffpunktangeboten.…

Neben dieser Schaffung eines geschützten Raumes geht es uns aber auch darum, Türen zu öffentlichen Räumen zu öffnen: in der Politik, in der allgemeinen Bevölkerung, in der Wissenschaft, in medizinischen, psychiatrischen und pädagogischen Einrichtungen. Mit dem Ziel, politische und gesellschaftliche Stärke zu entwickeln, um Gewalt zu verhindern und gewaltfördernde Strukturen abzubauen. Aber auch im Hinblick darauf, eine Lobby für die heute erwachsenen betroffenen Frauen zu schaffen: denn nicht immer begegnet ihnen Verständnis und Wertschätzung. Oftmals wird erwartet, „Altes“ ruhen zu lassen und verkannt, dass Gewalt zum Teil lebenslange Folgen hat und die Zeit nicht immer alle Wunden heilt!

Wenn sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für Frauen/Mädchen von heute auf morgen ändern?

Das ein Leben in Freiheit, Gleichheit und Würde selbstverständlich ist, ausnahmslos.

Melanie Rosendahl

Der Frauennotruf Bielefeld e.V. ist eine Beratungsstelle für Mädchen und Frauen aller Nationalitäten ab 16 Jahren, die eine (versuchte) Vergewaltigung, Stalking oder andere sexualisierte Gewaltformen erleben mussten oder müssen.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für die Rechte der Mädchen und Frauen einzusetzen?

Ich habe mich schon während meiner Schul- und Studienzeit mit frauenspezifischen Themen beschäftigt, die faktische Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist mir eine Herzensangelegenheit. Ich bin auch heute noch immer wieder erschüttert, wie systematisch patriachale Strukturen Mädchen und Frauen benachteiligen und Gewalt gegen Frauen als Mittel der Unterdrückung eingesetzt wird - bei uns in Deutschland und Weltweit.

Wie sieht die Unterstützung für Mädchen und Frauen in Ihrer Einrichtung aus?

Wir bieten telefonische und persönliche Beratungen, sowie E-Mail- und Chat- Beratungen über die sichere Beratungsplattform Aygonet an.

Außerdem begleiten wir die Frauen, z.B. zur Polizei und bieten psychosoziale Prozessbegleitung an.

Unsere Angebote sind vertraulich, kostenlos und auf Wunsch anonym. Muttersprachliche Angebote für russisch- bzw. türkischsprachige Frauen, eine weitgehende Barrierefreiheit unserer Beratungsräume und Homepage sowie die zielgruppenspezifische Öffentlichkeitsarbeit sollen Frauen ermutigen, sich Unterstützung zu suchen und helfen, Zugangsbarrieren zur Beratungsstelle abzubauen oder zu mindern.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für Mädchen und Frauen von heute auf morgen ändern?

Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, nur ja heißt ja, sollte in allen Köpfen eine Selbstverständlichkeit sein.

Das AWO Frauenhaus bietet gewaltbetroffenen Frauen und deren Kindern Schutz.

Kurzfristig geht es darum, im Sinne einer Krisenintervention, die Familie zu stabilisieren. Mittelfristig sollen Frauen gestärkt und durch die Mobilisierung eigener Kräfte und Ressourcen für ein Leben ohne Gewalt unterstütz werden. Langfristig geht es darum, mit der Frau und ihren Kindern eine individuelle gewaltfreie Zukunft zu Planen und zu gestalten.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen?

Ich habe immer wieder mitbekommen, dass Frauen in engen Beziehungen und in ihrem sozialen Nahraum, Gewalt erleben. Frauen sind auch im Jahr 2021 noch nicht gleichberechtigt, besonders in Partnerschaften. Das ist ein universelles Problem. Es spornt mich an, Frauen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, damit sie ein Leben nach ihren Vorstellungen und Wünschen führen können.

Wie sieht die Unterstützung für Frauen in Ihrer Einrichtung aus?

Wir sind primär eine Einrichtung die Zuflucht und Schutz gewährt, wir bieten neben Krisenintervention und Hilfe eine Wohnmöglichkeit mit Übergangscharakter. Schutz vor Gewalt bedeutet, über die Erfahrung einer sicheren Unterkunft und eines geschützten Rahmens zur Ruhe zu kommen: Frauen erhalten hier Raum, Zeit und Möglichkeit, in räumlicher Distanz zur gewaltausübenden Person und ohne äußeren Druck ihre weiteren Entscheidungen planen und überdenken können.

In der Beratung arbeiten wir nach dem systemischen Ansatz. In Beratungsgesprächen werden Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten erörtert. Ausgangs- und Schwerpunkt der Beratung ist, die Ressourcen der Frau gemeinsam wieder zu entdecken und zu stärken. So kann sie ihr Leben, die Zukunft für sich und die Kinder wieder selbst in die Hand nehmen.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für Frauen von heute auf morgen ändern?

Ich wünsche mir, dass der Schutz in einem Frauenhaus für alle Frauen und ihren Kindern, kostenlos und unabhängig vom Aufenthaltsstatus möglich ist.

8. März - Internationaler Frauentag

Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März 2021 stellt die Gleichstellungsstelle der Stadt Bielefeld drei Fragen an Anke Unger, DGB-Geschäftsführerin in Ostwestfalen-Lippe.

Welche Bedeutung hat der Internationale Frauentag für Sie persönlich?
Mich bewegt dieser Tag jedes Jahr, weil die Solidarität unter Frauen an diesem Tag besonders deutlich wird. Seit über hundert Jahren steht der Internationale Frauentag für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Wir haben schon viel erreicht, aber leider haben Frauen bis heute in vielen Bereichen immer noch nicht dieselben Chancen wie Männer. Da haben wir noch viel zu tun!

Der Internationale Frauentag wurde 1911 zum ersten Mal ins Leben gerufen im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen. Wofür gilt es heute zu kämpfen?
Wo Frauen bisher strukturell benachteiligt waren, wie bei Bezahlung und Arbeitsbedingungen, haben sich die Gräben leider in der Pandemie Situation noch vertieft. Frauen arbeiten in systemrelevanten und zugleich unterbezahlten Berufen. Sie sind mit Einkommenseinbußen konfrontiert durch Freistellung, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit. Und sie übernehmen den überwiegenden Teil der Haus- und Familienarbeit und reduzieren dafür ihre Arbeitszeit. Kurz: Auf den Schultern der Frauen lasten hohe Gesundheitsrisiken, wachsender finanzieller Druck, zusätzlicher Betreuungsaufwand und vermehrte Arbeit im Haushalt. Das darf nicht sein!

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für Frauen, die in Deutschland leben, von heute auf morgen ändern?
Ich wünsche mir, dass die frauendominierten Berufe in der Pflege, Erziehung und in den sozialen Dienstleistungen nicht mehr nur anerkennend beklatscht werden, sondern endlich besser bezahlt werden!

Anke Wiegräbe

Beratung - Zuflucht und Schutz - Treffpunkt für Mädchen und Frauen in Bielefeld

Das Frauenkulturzentrum e.V. wurde bereits 1984 von einer Gruppe von Frauen ins Leben gerufen. Bis heute ist es ein Treffpunkt für Frauen* mit unterschiedlichsten Hintergründen mit dem Ziel, einen sicheren Raum von und für Frauen zu schaffen. Dabei sind Frauen jeglichen Alters, jeglicher sexuellen Orientierung oder Herkunft willkommen. Bei Fragen und Problemen rund um das Thema Gleichberechtigung, (sexueller) Identität und Coming-Out, queerpolitische Diskurse oder Gewalterfahrung bietet das FraZe Unterstützung, Austausch und Beratung an und ist somit einzigartig in OWL und ein fester Bestandteil der
Bielefelder Frauen-Lesben-Kultur.


Was hat sie dazu bewogen, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen?
Die eigene Betroffenheit, sowie die Erkenntnis, dass Frauen in dieser Gesellschaft für viele
Dinge, die Männer als selbstverständlich erachten, sehr hart kämpfen müssen.

Wie sieht die Unterstützung für Frauen in Ihrer Einrichtung aus?
Ein Bewusstsein zu schaffen für strukturelle Benachteiligungen und diese durch Öffentlichkeitsarbeit und im persönlichen Kontakt abzubauen. Den Frauen mehr Selbstvertrauen zu generieren und ihnen mit niedrigschwelliger Beratung in jedlicher Lebenssituation hilfreich zur Seite zu stehen.

Wenn sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie für Frauen von heute auf morgen ändern?
Das alle Frauen und Mädchen ein selbstbestimmtes Leben mit einer realen Gleichberechtigung
führen können.