Koordination des Gemeindepsychiatrischen Verbundes Bielefeld e. V. (GPV)

Was ist der GPV und was ist sein Ziel?
Der Gemeindepsychiatrische Verbund Bielefeld (GPV) ist ein Zusammenschluss verschiedener Träger und Institutionen, die sich mit der sozialpsychiatrischen Versorgung in Bielefeld befassen. Sein Ziel ist, dass psychisch und abhängigkeitskranke Menschen in Bielefeld umfassend und gut abgestimmt unterstützt werden. Egal ob sie nur vorübergehend oder langfristig Hilfe suchen: Es soll die Unterstützung möglich sein, die die Menschen brauchen, und die ihre Selbständigkeit erhalten.
Bei Gründung des GPV im Jahr 1998 war die wesentliche Herausforderung der Übergang von einem hauptsächlich stationär orientierten System zu einer hauptsächlich ambulanten Versorgung am Wohnort. Hier konnten im Laufe der Jahre zahlreiche niedrigschwellige Angebote und eine breite Palette an Hilfen aufgebaut und koordiniert werden, die von der Krisenintervention über ambulant betreutes Wohnen und Kontaktstellen bis zu Arbeitsprojekten und vielem mehr reichen.
Seit der Gründung des GPV sind in der sozialpsychiatrischen Versorgung weitere Herausforderungen hinzugekommen, die nur gemeinsam angegangen werden können:
- Psychische Erkrankungen nehmen immer mehr zu.
- Die Bedarfe der Klient*innen sind oft komplexer geworden. Entsprechend sind oft mehrere unterschiedliche Stellen zuständig, was zu Brüchen und Komplikationen führen kann.
- Zielgruppen wie ältere Menschen, Kinder oder Menschen mit Fluchterfahrung benötigen spezifische Angebote.
- Partizipation der Betroffenen wird zunehmend als wichtige Ressource erkannt, gefordert und in Prozesse eingeführt.
- Es fehlen Fachkräfte, insbesondere im ambulant betreuten Wohnen.
Gleichzeitig braucht es mehr Aufklärung, Teilhabe und Entstigmatisierung, damit Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Abhängigkeitserkrankungen selbstbestimmt leben können.
Die Angebote werden stetig weiterentwickelt und an die sich ändernden Bedingungen und Bedarfe angepasst.
Der GPV spielt bei der Bewältigung dieser Herausforderungen eine zentrale Rolle, weil in seinen Gremien viele Akteure direkt zusammenkommen und ihre Erkenntnisse zu Lebenslagen, Bedürfnissen, Herausforderungen und möglichen Lösungen teilen können. Vor allem aber können die Beteiligten im GPV auf kurzem Wege ihre Angebote aufeinander abstimmen oder trägerübergreifende Angebote organisieren.
Auch die Zielgruppen selbst, also Menschen mit psychischen und Abhängigkeitserkrankungen, werden an immer mehr Stellen eingebunden. Ihre Perspektive und Expertise fließen in die Entscheidungsprozesse ein und sollen nun auch verstärkt der Stadtgesellschaft zugutekommen: So wurde auf Initiative des GPV die partizipative Interessengemeinschaft Recovery College gegründet, die im Juli 2025 das Recovery College Bielefeld eröffnete. Hier leiten Menschen mit eigenem Erfahrungswissen im Tandem mit Fachpersonen Kurse zu verschiedenen Themen der seelischen Gesundheit an
Bei der Gründung im Jahr 1998 haben sich fünf Anbieter ambulanter Angebote zusammengeschlossen. Seitdem ist die Zahl der Mitglieder im GPV stetig gewachsen. Heute sind es ein gutes Dutzend, darunter der AWO Kreisverband Bielefeld, die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, der DRK-Kreisverband Bielefeld e.V., die Gesellschaft für Sozialarbeit Bielefeld e.V. und das Gründungsmitglied Die Grille e. V. Im Jahr 2024 wurde der GPV in einen Verein umgewandelt und das evangelische Krankenhaus Bethel mit seinen psychiatrischen Kliniken sowie die Stadt Bielefeld kamen als weitere Mitglieder hinzu.
Um die komplexer werdenden Aufgaben zu bewältigen, wurden im Jahr 2022 durch die Psychiatriekoordinatorin der Stadt Bielefeld Projektgelder beim Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales beantragt, um eine Koordinationsstelle einzurichten. Diese wurden bewilligt und die Stelle bis Ende 2024 beim GPV-Mitglied Bethel.regional angesiedelt. Seit Anfang 2025 erfolgt die Koordination des GPV durch Fördergelder des ÖGD-Paktes (Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst) über das städtische Büro für Sozialplanung.
Die GPV-Koordinatorin ist zuständig für die Weiterentwicklung des GPV. Darin enthalten sind unter anderem eine noch bessere Vernetzung der Mitglieder, die Förderung gemeinsamer Fortbildungen und Qualitätszirkel sowie die Entwicklung neuer Konzepte für spezifische Versorgungsbedarfe. Sie unterstützt insbesondere Initiativen des GPV, die Partizipation und Selbstorganisation fördern. Ein Beispiel ist das Recovery College.