City-Logistik – nachhaltige „letzte Meile“

Blicken zufrieden auf ein Jahr City-Logistik in Bielefeld: Jan Hoyer (Geschäftsführung Gut Wilhelmsdorf), Florian Schmidt (Depotleiter Bielefeld bei DPD), Michael Bernhard (Specialist Process & Development bei DPD), Barbara Choryan (Projektleiterin im Amt für Verkehr) sowie Olaf Lewald (Leiter des Amtes für Verkehr, Foto v. li.).  Fotoquelle: Stadt Bielefeld,

 

Der Logistik-Hub Nahariyastraße

Die Nachhaltigkeit der letzten Meile in der City-Logistik ist in aller Munde. Die ökologischen Aspekte des Onlinehandels rücken zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit: Lieferfahrzeuge, die Straßen verstopfen und Radwege zuparken, sind mittlerweile Reizthemen in der öffentlichen Diskussion. Die Forderungen nach einer emissionsarmen Zustellung sowie einer Reduzierung der Lieferverkehre werden lauter. In Zeiten, da Städte darum bemüht sind, Aufenthalts- und Luftqualität im urbanen Raum zu verbessern, kommt der Organisation der Zustellung von Waren, Gütern und Dienstleistungen in Innenstädten und Wohnquartieren eine besondere Bedeutung zu. Das überdurchschnittliche Wachstum des Online-Handels, verbunden mit einer Zunahme der Bestellfrequenz, kleineren Sendungsgrößen und gestiegenen Kundenansprüchen bezüglich Lieferzeiten, führen zu immer mehr Lieferverkehr in den ohnehin belasteten Stadtzentren. 

Bielefeld hat in enger Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren und Logistikunternehmen ein Konzept für die City-Logistik entwickeln lassen. Begleitet wurde der Prozess von den Projektbüros "LNC LogisticNetwork Consultants GmbH“ aus Berlin und „Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik“ aus Dortmund. Der Abschlussbericht findet sich hier. 

Ein Schwerpunkt war die Suche nach einem innerstädtischen Standort für einen Hub, ein lokales Verteilzentrum, an dem Waren vom herkömmlichen Lkw auf Lastenräder umgeladen und anschließend ausgeliefert werden. Der ursprünglich angedachte Standort für einen Midi-Hub auf dem Gelände des ehemaligen Containerbahnhofs konnte trotz idealer Rahmenbedingungen nicht realisiert werden. 

Seit 2023 gibt es eine erste Containerlösung in der Nahariyastraße. In einem Pilotprojekt testen die Unternehmen „Gut Wilhelmsdorf“ und „dpd“ die Belieferung ihrer innerstädtischen Kunden mittels Lastenrad. Ziel ist es, dauerhafte Standorte für die Logistik-Hubs in der Innenstadt zu realisieren.

 

Lastenrad-Sharing

Ein weiterer Baustein des City-Logistik-Konzepts ist das Lastenrad-Sharing in Unternehmen und für den privaten Gebrauch. Eine Testphase mit dem kostenlosen Ausleihangebot für die Kaufleute der Altstadt ist abgeschlossen. Anschließend wurden in einer ersten Testphase 4 E-Lastenräder in das Fahrradverleihsystem meinSiggi (Link) implementiert. Mittlerweile werden im System 25 E-Lastenräder an 18 ausgewählten Standorten angeboten.
 

Die Projektbüros im Auftrag des Amtes für Verkehr:

  • "LNC LogisticNetwork Consultants GmbH“ aus Berlin
  • „Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik“ aus Dortmund

Welches Gebiet wird mit den Lastenrädern beliefert?
(Fläche in qm, Einordnung in Straßenraum)?

Das Liefergebiet mit dem Fahrrad umfasst insgesamt ungefähr vier Quadratkilometer. Es wird rund um die Altstadt ausgeliefert mit folgenden markanten Abgrenzungen nach Himmelsrichtung:
  • Bielefelder Norden: Nordpark
  • Bielefelder Osten: Seidensticker Halle
  • Bielefelder Süden: Bis hinter Klinikum Mitte
  • Bielefelder Westen: Bürgerpark/SchücoArena

Wie viele Kunden werden täglich/wöchentlich/monatlich beliefert?

Wir liefern an vier Tagen die Woche mit dem Fahrrad aus. Je Auslieferungstag werden ungefähr 25 Kunden beliefert. Dies entspricht 100 Kunden je Woche, bzw. 400 je Monat.

Privat-/Geschäftskunden:

Von den 100 Kunden je Woche sind ungefähr ein Drittel Büroobstkunden und zwei Drittel Privatkunden. Privatkunden können ihren gesamten Wocheneinkauf bei uns bestellen, bekannt sind wir für unsere Frische und Qualität im Obst- und Gemüsebereich sowie für unsere hofeigenen Molkereiprodukte und unser breites Käsesortiment. Büros erhalten einen schön angerichteten Korb mit frischem Obst und Snackgemüse, sowie Milch und z. B. Studentenfutter für den Pausenraum. Bei uns ist alles 100 % Bio, möglichst regional.

Welche Liefermengen werden ausgeliefert?
(Anzahl Obst-/Gemüsekisten, Liter Milch etc.)?

In der Woche vom 8. bis 14. Januar 2024 wurden folgende Waren mit dem Fahrrad ausgeliefert:
•    500 kg Obst und Gemüse
•    150 Liter hofeigene Milch
•    25 kg hofeigener Jogurt
•    200 Eier
•    50 diverse Brotwaren
•    10 kg Käse
•    12 Getränkekisten
•    130 weitere Artikel aus unserem Trocken- und Molkereiprodukte-Sortiment

Ersatz Lieferwagen / Einsparung CO2

Wir fahren durch die Fahrradauslieferung insgesamt ungefähr 800 Kilometer im Monat weniger mit dem Lieferwagen. Das spart bei uns 80 Liter Diesel ein, was 210 kg eingespartes CO2 entspricht. Grob überschlagen sparen wir also durch die Fahrradauslieferung mehr als 2,5 Tonnen CO2 im Jahr ein. Einen weiteren großen Mehrwert sehen wir in der Vermeidung von stressigen Situationen bei der Parkplatzsuche, wo eigentlich keine Parkplätze sind.

Nutzungserfahrungen Container und Ladezone

Insgesamt sind wir zufrieden mit dem Container. Zu Beginn hatten wir Probleme damit, dass die Tür vom Container regelmäßig zugeparkt war. Hier hat die Stadt aber reagiert und die Container wurden umgesetzt. Seitdem funktioniert die Koexistenz mit den Parkenden sehr gut. Gerne würden wir den Hub noch mehr auslasten. Kapazität wäre bestimmt für die doppelte Anzahl an Kundinnen und Kunden. Allerdings müssen wir hier in enger Abstimmung mit unserem Tahrradauslieferer flottweg wachsen.


Kontakt: 
Jan-Christian Hoyer
Vermarktungsgesellschaft Gut Wilhelmsdorf mbH
Verler Str. 258 a
33689 Bielefeld

Welches Gebiet wird mit den Lastenrädern beliefert?
Fläche in qm, Einordnung in Straßenraum)?

Unsere Zustellgebiete der Lastenräder decken die Fläche von etwa 0,53 Quadratkilometer ab.

Die Verteilgebiete: 

Wie viele Kunden werden täglich / wöchentlich / monatlich beliefert?

Durchschnittlich belieferten wir mit den Lastenrädern:

  • 84 Kunden täglich
  • 420 Kunden wöchentlich
  • 8820 Kunden monatlich
  • Tendenz steigend

Privat-/Geschäftskunden 

Dabei waren ca. 54 % der belieferten Kunden Privatkunden die verbleibenden 46 % sind Gewerbekunden.
Die Ausprägung wird durch die Paketmenge beeinflusst, die Gewerbekunden z. T. erhalten. Da Empfänger mit viel Volumen durch die Lastenräder nicht abgedeckt werden können.

Welche Liefermengen werden ausgeliefert? (Pakete etc.)

Im Schnitt lieferten wir bisher ca. 100 Pakete pro Tag seit Beginn des Projekts mit den Lastenrädern aus.
Das Durchschnittsgewicht der Sendungen betrug am Tag ca. 350 kg.

Geplant ist durch zusätzliche Optimierungen einen weiteren Performanceanstieg von ca. 50 % auf den Lastenrädern im laufenden Projekt zu erreichen.

Ersatz Lieferwagen/Einsparung CO2:

Trotz der vergleichbar geringen Paketmenge ist es uns auf Grund der Menge an Kundenkontakten, die wir auf die Lastenräder umverteilen konnten gelungen ein komplettes Lieferfahrzeug einzusparen.

Die Anlieferung/Abholung der Pakete an die Container konnten wir über ein bereits etabliertes Lieferfahrzeug abbilden, sodass die Zulieferung der Ware ebenfalls keine zusätzlichen Emissionen verursacht.

Unter Berücksichtigung der An- und Abfahrt in das Zustellgebiet, sowie der im Zustellgebiet zurückgelegte Strecke gehen wir von ca. 40 kg CO2 täglich aus, die wir bislang einsparen konnten.

Monatlich liegen die Einsparungen demnach bei ca. 1.000 kg CO2 (beschränkt auf den Kraftstoffverbrauch).

Nutzungserfahrungen Container und Ladezone:

Nach anfänglichen Schwierigkeiten verursacht durch parkende Autos konnte mit der Umstellung der Container auch dieses Problem behoben werden. Seitdem sind die Nutzungserfahrungen mit Containern und Ladezone durchweg positiv.

Die Anlieferung ist einfach und unkompliziert, da die Ladezonen jederzeit gut erreich- und befahrbar sind. Die unmittelbare Nähe der Container zu Ballungsgebieten ermöglicht zudem eine effektive und effiziente Nutzung der Lastenräder
Erfahrungen zum Parken beim Kunden. Auch zum Parken/Anliefern beim Kunden bekamen wir sehr positives Feedback durch unsere Zusteller, da die Suche nach einer Haltemöglichkeit sich deutlich einfacher gestaltet als mit einem regulären Zustellfahrzeug.

Ganz allgemein sei Abschließend erwähnt, dass unsere Zusteller auch immer wieder positives Feedback von Kunden, wie auch Passanten erhalten, die gleichermaßen interessiert, wie auch begeistert sind, wenn sie unsere Lastenräder in der Zustellung sehen.

Wir freuen uns, Teil diese Projekts zu sein und dieses auch weiterhin fortführen zu können.

Kontakt:
Julian Folgmann
dpd-Nahverkehrsleiter