Ein digitaler Ruck für Bielefeld

Lasst uns mal über Bielefeld reden. Nein, nicht über das, was wir alle wissen: 334.000 Einwohner*innen, ostwestfälisches Oberzentrum, starker Mittelstand, gute Lebensqualität, und alle kennen Oetker, Arminia Bielefeld, die von Bodelschwinghschen Stiftungen in Bethel und die Universität.

Wir wollen einmal über unser Bielefeld reden, das wir haben wollen. Jetzt, ganz bald und in der Zukunft. Weil man, wenn man die Zukunft bauen will, ein paar grundlegende Leitplanken braucht, damit alle wissen, wohin die Reise geht, damit einverstanden sein und mitmachen können. Weil man einen Plan braucht, wie man das mit vielen großen und kleinen Schritten erreichen kann.

Wir sind ja nicht die Einzigen, die über eine Stadtentwicklung der Zukunft nachdenken. Das Bundesministerium für Inneres, Bau und Heimat hat dafür in der Neuen Leipzig Charta 2020 drei Leitziele formuliert:

  • Gerechte Städte: Chancengleichheit, Zugang zu sozialer Infrastruktur, soziale Teilhabe aller Bürger*innen
  • Grüne Städte: Umwelt- und klimafreundliche Entwicklung, ein gesundes Lebensumfeld, nachhaltige Mobilität mit Fokus auf dem Fahrradverkehr und dem ÖPNV
  • Produktive Städte. Es braucht die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung.

 

Das ist der springende Punkt, an dem das Thema Digitalisierung ins Spiel kommt. Nur ein paar Beispiele: Wie kann man Gerechtigkeit schaffen, wenn der Zugang zu digitalem Unterricht für viele Schüler*innen aus ärmeren oder bildungsfernen Verhältnissen ein großes Problem darstellt? Wie kann man eine nachhaltige Verkehrspolitik entwickeln, wenn man nicht über detaillierte Daten verfügt, die Verkehrsströme und damit zusammenhängende Daten wie eine CO2-Belastung exakt analysieren? Wie lässt sich eine gute und gesunde Entwicklung von Unternehmen fördern, welche leistungsfähige digitale Technologie und Infrastrukturen brauchen sie und wann?

Ohne das Wissen, das aus unglaublich vielen digitalen Quellen bereitgestellt und genutzt werden kann, lässt sich die Zukunft nicht mehr vorstellen. Deshalb redet man von einer „Smart City“: Das bedeutet nichts anderes als eine intelligente Stadt, die alle Möglichkeiten der Digitalisierung zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger*innen nutzt. Die nicht nur allen Menschen zugängliche, offene und sichere Daten zur Verfügung stellt, sondern in der Bürger*innen selbst aktiv werden und diese Daten für eigene und weiterführende Projekte nutzen können. Eine Stadt, die intelligente Technologien intelligent nutzt.

Um nur ein Beispiel zu nennen: Klimaneutralität bis 2035 ist Bielefelds wichtigstes politisches Ziel.  Undenkbar, das ohne Digitalisierung zu erreichen. Digitale Daten wie Geo-, Klima- und Nutzungsdaten sind erforderlich, um durch gezielte Maßnahmen die CO2-Belastung in der Stadt zu senken oder Hitzeinseln zu vermeiden.               

Wir halten also erst einmal fest: Der Betriebsstoff für eine Smart City sind digitale Daten.

Bielefeld ist eine sehr lebendige Stadt. Es gibt hier eine Menge bürgerschaftliches und soziales Engagement, frische und innovative Startups, wissenschaftliche Initiativen, sehr rührige Netzwerke, die wirtschaftliche, politische und soziale Interessen verknüpfen und vorantreiben, starke Unternehmen und Institutionen, die sich aktiv an der Entwicklung der Stadt beteiligen.

Sie alle gilt es zu beteiligen. Wenn wir in Bielefeld also von einer digitalen Umwandlung, einer digitalen Transformation der Stadtgesellschaft sprechen, dann haben diese Grundsätze oberste Priorität:

  • Transparenz. Größte Offenheit bei allen Projekten, so dass jede*r mitkriegen und beurteilen kann, was die Stadt und alle Akteure planen und vorhaben
  • Humanzentrierung. Es geht bei allen Entwicklungen um den Menschen. Deshalb geht es darum, Technik für den Menschen zu nutzen, so dass sie uns allen nützt und Mehrwerte für uns schafft
  • Bürgernähe: Bürger*innen werden informiert und gehört, ihre Interessen und Wünsche sind wertvoller Input bei allen Planungen
  • Partizipation: Jede*r kann sich beteiligen und eigene Projekte beisteuern. Sei es die Messung der Besucherdichte im Tierpark und eine Empfehlung per App, wann man dort am besten mit der Familie hinfährt und wann besser nicht. Oder wo es barrierefreie Zugänge für Rollstuhlfahrer*innen gibt. Oder welche Altglascontainer im Stadtteil schon voll sind und wo es noch freie Kapazitäten gibt.

Bielefeld ist dann eine Smart City, wenn wir es schaffen, Bürger*innen intelligente, digitale Tools und Möglichkeiten an die Hand zu geben und sie zu befähigen, dass sie sich selbst smart verhalten können. Wenn es gelingt, dass ihre Aktivitäten effizient, effektiv und nachhaltig sind, dann entstehen unglaubliche Mehrwerte in der Gemeinschaft. Für unsere Zukunft. Denn darum geht es ja.

In den nächsten Wochen berichten wir mehr. Über konkrete Projekte, die zeigen, was möglich ist. Über den digitalen Ruck, den Bielefeld braucht.