2.100 Kunden werden pro Monat beliefert: In Bielefelder Innenstadt wird Logistik mit Lastenrädern auf letzter Meile getestet

| Bielefeld (bi)

„Lieferfahrzeuge, die zum Ausladen auf Fahrspuren halten und mitunter auf Radwegen stehen – das ist eine der Kehrseiten des Onlinehandels. Intelligente Lösungen sind gefragt. Bielefeld hat im Rahmen des EU-Programms „Emissionsfreie Innenstadt“ Fördergelder erhalten, um eine Logistik auf der letzten Meile in der Innenstadt zu testen und zu gestalten,“ erklärt Olaf Lewald, Leiter des Amtes für Verkehr.

Seit Frühjahr 2023 betreibt die Stadt mehrere Container als einen sogenannten Mikro-Hub, ein zentrales Verteilzentrum, in der Nahariyastraße. Die Unternehmen DPD und Gut Wilhelmsdorf sind als Partner seit Anbeginn dabei und nutzen ab Bahnhofsnähe Lastenräder, um Pakete und Bio-Lebensmittel in der City an ihre Kunden zu verteilen. Die Waren werden täglich mit LKW und Sprintern angeliefert, auf Lastenräder verladen und an Privat- und Gewerbekunden geliefert. 

Positive Bilanz nach einem Jahr Probebetrieb
Die Bilanz der beteiligten Unternehmen nach einem Jahr Betrieb fällt positiv aus. Michael Bernhard, Specialist Process & Development bei DPD, erklärt: „Wir stellen rund 2.000 Pakete pro Monat zu, wobei der Anteil privater Empfänger gegenüber gewerblichen Kunden überwiegt. Durch die Zustellung mit Lastenrädern ist es uns gelungen, ein komplettes Zustellfahrzeug und damit unnötige CO2-Emissionen einzusparen. Unsere Zusteller sind sehr zufrieden, dass sich die Haltemöglichkeiten bei den Kundinnen und Kunden im Vergleich zu einem normalen Zustellfahrzeug deutlich vereinfacht haben“. 

Jan Hoyer, Geschäftsführung Gut Wilhelmsdorf, erklärt: „Wir beliefern etwa 400 Kunden pro Monat mit dem Lastenrad – pro Woche sind das bis zu 500 Kilo Obst und Gemüse, zehn Kilo Käse, 50 Brote und 180 Kilo unserer hofeigenen Milch und Joghurt – alles in Bio-Qualität. Wir fahren durch die Nutzung der Lastenräder je Monat etwa 800 Kilometer weniger mit unserem Lieferwagen. Den größten Vorteil sehen wir in dem verringerten Stress für unsere Fahrer, in den engen Innenstadtstraßen mit wenig Parkplätzen sind Lastenräder einfach besser geeignet.“

Barbara Choryan, die im Amt für Verkehr das Projekt betreut, betont: „Das erste Jahr ist nach den intensiven konzeptionellen Vorarbeiten gut gelaufen. Wir freuen uns für den weiteren Projektverlauf über weitere „Mitmacher“, die mit uns gemeinsam den Umstieg auf eine klimafreundlichere Logistik in der City auf der letzten Meile testen wollen. Wir wollen das Angebot innenstadtnaher Standorte festigen und ausbauen. Aktuell suchen wir mögliche Standorte für Verteilzentren in verschiedenen Größen.“  

Hintergründe:

Bielefeld hat in enger Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren und Logistikunternehmen ein Konzept für die City-Logistik entwickeln lassen. Begleitet wurde der Prozess von den Projektbüros "LNC LogisticNetwork Consultants GmbH“ aus Berlin und „Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik“ aus Dortmund.
 
Ein Schwerpunkt war die Suche nach einem innerstädtischen Standort für einen Hub, ein lokales Verteilzentrum, an dem Waren vom herkömmlichen Lkw auf Lastenräder umgeladen und anschließend auf der letzten Maile ausgeliefert werden. Der ursprünglich angedachte Standort für einen Midi-Hub auf dem Gelände des ehemaligen Containerbahnhofs konnte trotz idealer Rahmenbedingungen nicht realisiert werden. 

Seit 2023 gibt es eine erste Containerlösung in der Nahariyastraße. In einem Pilotprojekt testen die Unternehmen „Gut Wilhelmsdorf“ und „DPD“ die Belieferung ihrer inner-städtischen Kunden mittels Lastenrad. Ziel ist es, dauerhafte Standorte für Logistik-Hubs in der Innenstadt zu realisieren. 

Weitere Infos und die Erfahrungsberichte von „Gut Wilhelmsdorf“ und „DPD“ unter www.bielefeld.de/city-logistik.

Das EU-Projekt „Emissionsfreie Innenstadt“ umfasste mehrere Teilprojekte:

  • Umbau des Jahnplatzes
  • Errichtung von Radabstellanlagen
  • Betriebliches Mobilitätsmanagement
  • Parkraummanagement, Sicherheit für Schulweg-Kita
  • City-Logistik

Das Fördervolumen betrug insgesamt etwa 18 Millionen Euro mit einer Förderquote von 90 Prozent, d. h. die Stadt Bielefeld hat etwa 16 Millionen Euro erhalten. Die Gesamt-Kosten für das Teilprojekt City-Logistik liegen bei rund 370.00 Euro, die zu 90 Prozent gefördert wurden. 

Zufrieden mit dem Projektverlauf der City-Logistik in Bielefeld (Foto von links): Jan Hoyer (Geschäftsführung Gut Wilhelmsdorf), Florian Schmidt (Depotleiter Bielefeld bei DPD), Michael Bernhard (Specialist Process & Development bei DPD), Barbara Choryan (Projektleiterin im Amt für Verkehr) sowie Olaf Lewald (Leiter im Amt für Verkehr). Fotoquelle: Stadt Bielefeld