Verkehrsversuch: Martinschule und Sudbrackschule bekommen eine Schulstraße

Einfahrverbote sollen Schulwegsicherheit erhöhen

| Bielefeld (bi)

Für ein Jahr startet demnächst an zwei Bielefelder Grundschulen ein Verkehrsversuch zur Einrichtung einer Schulstraße. Innerhalb der Woche gilt dort von 7.15 bis 8.15 Uhr ein Einfahrverbot für alle Kraftfahrzeuge. Das Ziel: eine höhere Schulwegsicherheit. Die Erprobung an der Martinschule in Gadderbaum beginnt am Donnerstag, 18. September, die Sudbrackschule in Schildesche zieht am Dienstag, 23. September, nach.

Die Sudbrackschule liegt an der Klarhorststraße in einer Einbahnstraße, die Martinschule in der Deckertstraße direkt an einer Sackgasse. Im Vorfeld hatte das Amt für Verkehr an beiden Standorten Untersuchungen durchgeführt. Am Standort Martinschule werden bei gutem Wetter zwischen 21 und 31 Prozent der Schulkinder mit dem Auto gebracht, bei schlechtem Wetter sind es bis 39 Prozent. An der Sudbrackschule bringen bei gutem Wetter zwischen 15 und 24 Prozent und bei schlechtem Wetter bis zu 40 Prozent der Eltern ihre Schulkinder mit dem Auto zur Schule. 

Durch diesen morgendlichen Bringverkehr kommt es vor den beiden Grundschulen werktags zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen. Dies gefährdet die Kinder, die ihren Schulweg sicher und selbstständig zu Fuß oder mit dem Rad bewältigen. „Wir haben Grundschulen ausgesucht, weil die Schülerinnen und Schüler im Vergleich zu weiterführenden Schulen hier kleiner und jünger sind. Damit sind sie im Straßenverkehr ganz besonders gefährdet. Mit dem Verkehrsversuch soll der von Eltern-Taxis verursachte Zusatzverkehr reduziert werden. Für die Kinder wollen wir deren Schulwege sicherer machen und eine Umgebung schaffen, in der sie selbstbewusst und eigenständig zum Unterricht gehen können“, erklärt Verkehrsdezernent Martin Adamski.

Der Verkehrsversuch ist ergebnisoffen

Das Amt für Verkehr möchte jetzt für ein Jahr vor allem die morgendliche Verkehrssituation vor der Sudbrackschule und der Martinschule entzerren. Möglich macht dies ein Erlass des Verkehrsministeriums in NRW. Dieser erleichtert es Kommunen, Schulstraßen mit temporären Straßensperrungen einzurichten. Die Initiative für das Pilotprojekt kam aus der Politik. Für die Auswahl, an welchen zwei Schulen das Amt für Verkehr den Verkehrsversuch starten sollte, wurden alle Bezirksvertretungen eingebunden. 

Ein Team im Amt für Verkehr arbeitet für den Verkehrsversuch eng mit der Polizei zusammen. Dieses wird die Situation in beiden Schulstraßen regelmäßig beobachten. Ein Aspekt dabei ist die Entwicklung des Verkehrsaufkommens in den Nebenstraßen. Das Projektteam möchte durch das morgendlich einstündige Einfahrverbot Erfahrungen bei der Einführung von Schulstraßen sammeln und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen können, auch ein frühzeitiges Testende ist möglich. 

„Wir werden jetzt die Anwohnenden, die beiden Schulen und die Eltern über unseren Verkehrsversuch und die Gründe dafür informieren“, erläutert Olaf Lewald, Amtsleiter im Amt für Verkehr. „Schon heute gibt es in direkter Nähe zu beiden Grundschulen jeweils Eltern-Haltestellen, die mit blauen Hinweisschildern gekennzeichnet sind. In Gadderbaum ist der gesamte Marktkauf-Parkplatz an der Artur-Ladebeck-Straße eine Eltern-Haltestelle. In Schildesche sind dafür der Parkplatz der Jugendverkehrsschule an der Apfelstraße und weitere Stellplätze an der Bünder Straße ausgeschildert. Von diesen Haltepunkten können die Schülerinnen und Schüler allein und sicher zur Schule gehen.“ 

Das Projektteam wird die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Verkehrsversuch auswerten. Sollte das Pilotprojekt erfolgreich sein, bereitet das Amt für Verkehr eine Verstetigung vor. Dann werden ebenfalls neue Verkehrsversuche an zwei anderen Grundschulen starten.

Zum Hintergrund

Eine Schulstraße ist grundsätzlich eine Straße in unmittelbarer Umgebung einer Schule, in der zu bestimmten Bring- oder Holzeiten ein Verbot der Einfahrt für Kraftfahrzeuge wie Autos, Motorräder, Lkw besteht. Ein Verkehrsversuch dient zur Erprobung einer straßenverkehrsrechtlichen Regelung und ist ergebnisoffen.