FrauenOrte Bielefeld

Eröffnungsveranstaltung

Im 75-sten Jubiläumsjahr des Grundgesetzes eröffnet die Stadt Bielefeld zwei FrauenOrte. Dr. Anne-Marie Morisse und Else Zimmermann, zwei starke und mutige Frauen, die sich für Freiheit, Gleichberechtigung und Gerechtigkeit eingesetzt haben, werden am Mittwoch, 12. Juni, 17Uhr, auf dem Rathausplatz geehrt.

Pit Clausen, Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld eröffnet die Veranstaltung mit einer Rede. Murielle Guéguen spricht ein Grußwort als Vorstandsmitglied des FrauenRat NRW. Anschließend werden beide Frauenpersönlichkeiten durch die Historikerin Anna Vogt und die Biografin Hiltrud Böcker-Lönnendonker vorgestellt. Die gemeinsame Enthüllung der Informationstafeln erfolgt nach den Wortbeiträgen.

Im Rahmen der Eröffnung der FrauenOrte werden zwei Stadtführungen zu den beiden Frauenpersönlichkeiten angeboten. Die Termine werden am Tag der Eröffnungsveranstaltung bekannt gegeben.

Die Eröffnung der FrauenOrte in Bielefeld ist Teil des Projektes „FrauenOrte NRW“. Ziel ist es, die Geschichte von Frauen und die Orte, an denen sie gewirkt haben, in ganz NRW sichtbar zu machen. Dr. Annemarie Morisse war 1919 als Stadtverordnete im Bielefelder Rathaus tätig und hat sich für Frauenrechte eingesetzt. Als Lehrerin hat sie sich für die Bildungschancen von Mädchen stark gemacht. Else Zimmermann war Politikerin, politisch Verfolgte und Widerstandkämpferin in der NS-Zeit. Nach 1945 war sie für die SPD politisch aktiv und ab 1961 die erste Landrätin in der Bundesrepublik.

Ein unbestechlicher Gerechtigkeitssinn prägte die politische Laufbahn Else Zimmermanns. Die Sozialdemokratin wechselte 1932 zur als kämpferischer eingeschätzten KPD. Für ihren unerschrockenen Widerstand gegen den Nationalsozialismus musste sie 34 Monate in Haft. Erneute Angst vor Diktatur führte sie 1946 zurück zur SPD. Sie gehörte dem Kreis-, Land- und dem Bundestag an. Von 1963 bis 1967 war sie Deutschlands erste Landrätin.

Die am 14. August 1907 in Mönchengladbach geborene Else Zimmermann geb. Schoenen war Gewerkschafts- und SPD-Mitglied, zog 1928 nach Brackwede, 1930 nach Bielefeld. 1932 wechselte sie zur KPD, konnte das 1933 errungene Stadtverordneten-Mandat unter Verfolgungsdruck aber nicht mehr antreten. Ihr Untergrundblatt „Rote Volkswacht“ forderte erfolglos eine kommunistisch-sozialdemokratische Einheitsfront gegen den Nationalsozialismus. Sie tauchte unter, wurde 1934 verhaftet und verbüßte wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ 34 Monate z. T. in Einzelhaft.

Wieder in Brackwede wohnhaft, wurde Zimmermann 1945 für die KPD in den Gemeinderat, 1946 in den Kreistag berufen. 1946 trat sie erneut der SPD bei, da sie die KPD-Entwicklung ablehnte. Von 1954 bis 1961 war sie Landtags- und von 1961 bis 1965 Bundestagsabgeordnete. 1963 wurde Zimmermann Deutschlands erste Landrätin. Ihre Amtszeit bis 1967 prägten die Themen Kreisberufsschule, Universität und Gebietsreform. Sie starb am 21. Juni 1995 in Hannover.

Else Zimmermann
Anne-Marie Morisse: Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,4/Fotoalben, Nr. 174-34; Fotograf*in: unbekannt

Selbstbewusst setzte sie sich für Frauenrechte und Gleichberechtigung ein. Nach Einführung des Frauenwahlrechts 1919 kandidierte sie für die linksliberale Deutsche Demokratische Partei und zog als eine der ersten Frauen in die Bielefelder Stadtverordnetenversammlung ein. Ein besonderes Anliegen war ihr die Volksbildung – ganz nach dem Motto „Bildung für alle“.

Dr. Anne-Marie Morisse wurde am 30. Mai 1877 in Elberfeld bei Wuppertal geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Lehrerin nahm sie ein Studium an der Universität Bonn auf, das sie 1911 mit Auszeichnung abschloss. Zusätzlich promovierte sie mit einer Arbeit über Ernst von Wildenbruch.

Im April 1912 trat Morisse ihre erste Stelle in Bielefeld als Lehrerin am Ceciliengymnasium an, später wechselte sie an die Auguste-Viktoria-Schule (heute: Gymnasium am Waldhof). Parallel setzte sich Morisse für die Volks- und Frauenbildung ein. Sie engagierte sich ab 1917 im Ausschuss für Volksbildung und bot eigene Kurse an. In Vorträgen über „Die Frau im öffentlichen Leben“ forderte sie politische Teilhabe für Frauen und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. 1928 wurde Morisse als Schulleiterin nach Herford berufen, jedoch kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 aufgrund ihrer liberalen politischen Haltung aus dem Amt gedrängt. 1942 starb Morisse 64-jährig in Bielefeld.

Das Projekt

Ziel des Projektes „FrauenOrte NRW“ ist es, Frauengeschichte und die Orte, an denen sie gewirkt haben, in ganz Nordrhein-Westfalen sichtbar zu machen.Die durch die Frauenorte kommunizierte Wertschätzung der verschiedenen Frauenpersönlichkeiten mit ihren unterschiedlichen Identitäten können jungen Frauen in der Entwicklung ihrer eigenen Stärken, Wünsche und Ziele Impulse geben und mit dem historischen Hintergrund als Vorbilder in der heutigen Zeit dienen.

Schirmpatin des Projekts FrauenOrte NRW ist Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen.

Logo: Frauenorte NRW

Trägerin des Projekts FrauenOrte NRW ist der FrauenRat NRW.

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