Der kleine Austernfischer – Zuchterfolg in Olderdissen 

| Bielefeld (bi)

Die Tierpflegerinnen und Tierpfleger im Bielefelder Tierpark Olderdissen konnten nun einen ganz besonderen Zuchterfolg verzeichnen. Bereits im vergangenen Jahr pflanzten sich erfolgreich Säbelschnäbler und Löffelenten in der Strandvoliere fort. 2025 ist nun ein weiterer Nachkomme hinzugekommen: ein junger Austernfischer. Austernfischer werden nur selten in Menschenobhut vermehrt. „Daher hat unser Nachzuchterfolg in der Fachwelt bereits schöne Anerkennung gefunden und wir erhalten Glückwünsche von Fachkolleginnen und -kollegen“, freut sich Tierparkleiter Dr. Benjamin Ibler. 

Zur Eröffnung der Voliere traf 2023 ein Austernfischer-Pärchen aus dem Luisenpark Mannheim ein. Zu diesem Zeitpunkt lebte bereits ein älteres Männchen in Olderdissen. Dieser Hahn wurde mit der neuen Henne aus Mannheim vergesellschaftet. Das zweite Tier aus Mannheim lebt nun bei den Fasanen in der Großvoliere. „Wenn der Bielefelder Jungvogel ein Weibchen ist, kann er auch hierhin umziehen“, erklärt Tierparkleiter Ibler und ergänzt: „Wir bitten aber auch um Verständnis, dass wir wegen der aktuellen Brutzeit den Zugang für Besucherinnen und Besucher leider noch geschlossen halten.“ 

Die Strandvoliere hat sich damit seit ihrer offiziellen Einweihung im Jahr 2023 zu einem der Highlights beim Besuch in Olderdissen entwickelt. „Der Vogelbestand in unserem ‚Strand von Bielefeld‘ lässt die Besucherinnen und Besucher am Vogelleben der Küsten teilhaben“, so Ibler.

Austernfischer 

Austernfischer (Haematopus ostralegus) sind mit ihrem roten, dicken Schnabel und dem schwarz-weißen Gefieder auffallende Vögel. Sie bewohnen nicht nur Küsten, sondern zunehmend auch das Binnenland – so brütet beispielsweise ein Paar in Steinhagen oder sogar in Haltern nördlich von Recklinghausen.

Vor der Verpaarung sind ihre Balzflüge auffällig, begleitet von einfachen, lauten Rufen: Langsam und mit übertriebenen Flügelschlägen umkreisen sie das Territorium – fast wie ein überdimensionierter Schmetterling. Manchmal versuchen Austernfischer auch, an der Reviergrenze flatternd in der Luft zu stehen und dabei ein trillerndes Pfeifen auszustoßen.

Als Nest dient eine einfache Bodenmulde. Die Brutdauer beträgt rund 25 Tage. Die Jungvögel gehören zum sogenannten „Platzhocker“-Typ – entwicklungsmäßig eine Zwischenform zwischen Nesthockern und Nestflüchtern. Interessanterweise variiert der Zuwendungsbedarf bei Austernfischer-Küken mitunter stark: Manche fressen fast vollständig selbstständig, während andere noch gefüttert werden müssen. Während Brut und Aufzucht verteidigen Austernfischer ihr Revier sehr energisch – sie sind manchmal wirklich zänkische Gesellen. Bereits nach 33 Tagen sind die Jungvögel flügge. Das Aufwachsen geht bei Vögeln eben schnell.

In der Natur ernähren sich Austernfischer bevorzugt von tierischer Nahrung – insbesondere von Weichtieren, Seepocken, kleinen Krebsen und Würmern. Auch die im Namen enthaltenen Austern werden gerne genommen. Aus verständlichen Gründen erhalten sie im Tierpark jedoch eine geeignete Ersatznahrung.

An der Schnabelspitze befinden sich sogenannte Herbst’sche Körperchen – Tastempfindungsorgane, die eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung von Berührungen spielen. Ebenfalls bekannt sind die Salzdrüsen, über die der kleine Vogel überschüssiges Salz aus der Nahrung ausscheiden kann.

Die Eltern des kleinen Austernfischers sind 2023 in die neue Strandvoliere eingezogen. Foto: Umweltbetrieb/Stadt Bielefeld
Der kleine Austernfischer wuselt viel durch sein neues Zuhause und ist daher gar nicht so leicht vor die Kamera zu bekommen. Foto: Umweltbetrieb/Stadt Bielefeld