Bielefelder Integrationspreis wurde verliehen

| Bielefeld (bi)

Volles Haus im Bielefelder Rathaus: rund 250 Gäste waren der Einladung gefolgt und feierten am Donnerstag (20. November) im Ratssaal die Verleihung des Bielefelder Integrationspreises. Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger sind „MediNetz Bielefeld" als Gruppe unter dem „AK Asyl" und der „AK Asyl" selbst. Außerdem erhielten Emine Gözen als Einzelperson und Gründerin der „Initiative für Frieden und Hoffnung" sowie die Bielefelder „Omas gegen Rechts" den Preis.

Der Bielefelder Integrationspreis wird seit 2015 durch die Stiftung Solidarität bei Arbeitslosigkeit und Armut, den Integrationsrat, und das Kommunale Integrationszentrum im Dezernat für Soziales und Integration verliehen und richtet sich insbesondere an zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure, die mit kreativen Projekten, nachhaltigen Netzwerken oder niedrigschwelligen Angeboten dazu beitragen, soziale Spaltungen zu überwinden und demokratische Werte im Alltag zu verankern. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. 

Grußworte sprachen Bielefelds Oberbürgermeisterin Dr. Christiana Bauer, Prof. Dr. Andreas Beaugrand, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Solidarität bei Arbeitslosigkeit und Armut sowie Murisa Adilović, Vorsitzende des Integrationsrates. Moderator Timo Teichler führte durch den Abend, während die Musikerin Nadu musikalische und politische Impulse setzte. Die als Laudatorin geladene Politikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger machte deutlich, wofür die drei Preisträgerinnen an diesem Abend geehrt wurden: „Sie engagieren sich für ein friedliches Miteinander, für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und stehen auf gegen Ausgrenzung. Sie alle stehen stellvertretend für eine lebendige Zivilgesellschaft. Sie schauen nicht nur zu, wie sich das Zusammenleben zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und politischer Überzeugung gestaltet. Sie bringen sich ein, damit Vielfalt gelebt werden kann. Und Sie sind wachsam gegen Feinde der offenen Gesellschaft.“

In ihrer Laudatio legte sie offen, was für das friedliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft erforderlich ist: „Respekt, gegenseitiges Vertrauen, Zusammengehörigkeitsgefühl und gemeinsame Verantwortung. Die Integration von Zugewanderten soll Chancengleichheit und die tatsächliche Teilhabe in allen Bereichen ermöglichen, insbesondere am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben.“ 

Bis zum nächsten Integrationspreis werden weiter Tag für Tag Beiträge zur Integration geleistet, die dort gelingt, so hält Bielefelds Oberbürgermeisterin Dr. Christiana Bauer in ihrer Ansprache an das Publikum fest, „wo Menschen sich begegnen, einander zuhören und Brücken bauen. Und sie braucht genau das, was das diesjährige Motto so treffend beschreibt: leidenschaftliches Engagement – gegen Ausgrenzung und für Zusammenhalt.“

Die Preisträgerinnen und Preisträger

MediNetz Bielefeld 

Gesundheit ist ein Menschenrecht viele Geflüchtete erhalten jedoch drei Jahre lang medizinisch nur eine Notfallversorgung oder fallen ganz aus der Versorgung heraus. Diesen Menschen einen angst- und barrierefreien Zugang zum Gesundheitswesen zu ermöglichen, dafür setzt sich MediNetz ein. Das MediNetz Bielefeld besteht seit 2008 und arbeitet als ehrenamtliche Arbeitsgruppe des Vereins AK Asyl Bielefeld e.V. Es ist für Menschen ohne Krankenversicherungen bzw. ohne geklärten Aufenthaltsstatus in medizinischen Notlagen telefonisch ansprechbar und vermittelt an Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen. Gemeinsames Ziel ist der Zugang zu bedarfsgerechter medizinischer Versorgung für alle Menschen.

Das MediNetz Bielefeld erhält den Bielefelder Integrationspreis, da es mit einem niedrigschwelligen Angebot Diskriminierung entgegentritt und Menschen mit eingeschränkter oder fehlender Krankenversicherung in und um Bielefeld Zugang zu medizinischer Versorgung ermöglicht. Mit dem Preisgeld kann das ausschließlich durch Spenden finanzierte MediNetz Bielefeld die medizinische Behandlung weiterer Geflüchteter in Bielefeld finanzieren.

AK Asyl 

Der AK Asyl ist ein im November 2006 gegründeter Verein, der Geflüchtete in der Region Bielefeld berät und unterstützt. Der Verein ist gemeinnützig und finanziert sich durch Spenden und Fördergelder. Vor allem aber lebt er vom Engagement zahlreicher ehrenamtlicher Mitarbeitender. 

Der Verein erhält den Integrationspreis, da er trotz massiver Landeskürzungen (seit 2024) und unsicheren Räumlichkeiten sich ehrenamtlich für Geflüchtete engagiert, um auf die Menschen aufmerksam zu machen, die derzeit entgegen der Humanität an den Rand gedrängt werden.

Emine Gözen

Emine Gözen ist Vorstandsvorsitzende des Vereins Initiative Frieden und Hoffnung e. V. und die treibende Kraft hinter sämtlichen Projekten des Vereins. Seit der Gründung im Jahr 2016 setzt sie mit unermüdlichem Engagement die Ziele des Vereins sowohl in Bielefeld als auch in den Projektregionen im Nordirak und in Nordostsyrien um. Sie hat ein breites Netzwerk aufgebaut, das lokale Partnerinnen und Partner, medizinisches Personal, Pädagoginnen und Pädagogen, Lehrkräfte und zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure umfasst. In Deutschland engagiert sich Emine Gözen für Völkerverständigung, interkulturellen Dialog und politische Bildung.

Emine Gözen erhält den Bielefelder Integrationspreis, weil ihr jahrzehntelanges Engagement in seiner Tiefe und Selbstlosigkeit besonders herausragt.

Omas gegen Rechts

Omas gegen Rechts ist eine zivilgesellschaftliche überparteiliche Initiative, die sich in den politischen Diskurs einmischt. Es geht um die Erhaltung der sozialen Standards, die von Eltern und Großeltern zum Teil bitter erkämpft wurden. Ihr Engagement ist eine Brücke der Menschlichkeit und ein Zeichen der Hoffnung für viele Menschen in Bielefeld.

Sie erhalten den Preis, weil sie sich heute für die Zukunft der Kinder- und Enkelkindergeneration engagieren. Sie setzen sich für eine demokratische, rechtsstaatlich organisierte, freie Gesellschaft ein. Sie sind gegen Ausgrenzung, Diskriminierung Rassismus und Sozialabbau. Sie machen Missstände in Politik und Gesellschaft mit geeigneten Methoden öffentlich.

Preisverleihung des Bielefelder Integrationspreises 2025. Foto: Stadt Bielefeld
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Ingo Nürnberger, Dezernent für Soziales und Integration der Stadt Bielefeld. Foto: Stadt Bielefeld