Von der Urkarte zur Geodatenwelt: 200 Jahre Liegenschaftskataster in Bielefeld
| Bielefeld (bi)
Das Jahr 2025 markiert ein besonderes Jubiläum: Seit 1825 wird in Bielefeld das Liegenschaftskataster geführt. Vor 200 Jahren zogen die ersten amtlichen Vermesser mit Messketten und Zeichenbrettern über die Felder rund um Bielefeld, um Grenzen sichtbar zu machen und Ordnung in die Landschaft zu bringen.
Was einst als Vermessungsinstrument zur Steuererhebung begann, ist heute ein unverzichtbares Fundament moderner Stadtplanung, Grundstücksverwaltung und nachhaltiger Entwicklung. „Seit zwei Jahrhunderten sorgt das Kataster für Rechtssicherheit, Transparenz und Verlässlichkeit“, sagt Claudia Koch, Dezernentin für Wirtschaft und Stadtentwicklung. Denn mit dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches 1896 wurde das Kataster auch Teil der Eigentumssicherung: Das Liegenschaftskataster ist der geometrisch eindeutige Nachweis über die tatsächlichen Grenzen und die Lage des Eigentums. Im Laufe des 20. Jahrhunderts entstand das heutige Mehrzweckkataster, das die Grundlage für zahlreiche Karten und Themen bildet.
Das Amt für Geoinformationen und Kataster der Stadt Bielefeld hat sich zu einem modernen städtischen Dienstleister entwickelt. Seine Kernkompetenzen liegen im Geodatenmanagement, in der Vermessung, der Führung des Liegenschaftskatasters und der Grundstückswertermittlung. Um die 110.000 Flurstücke umfasst das Kataster heute auf dem 259 Quadratkilometer großem Stadtgebiet. Das Kataster wird außerdem im europäischen Koordinatensystem ETRS89/UTM32 geführt. Neben Lage, Nutzung und Größe der Flurstücke werden auch topografische Informationen und Eigentümerdaten im Amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystem (ALKIS) erfasst.
Digitale Angebote eröffnen neue Möglichkeiten
„Heute verbinden sich Tradition und Innovation: Wir bieten einen modernen digitalen Zugang zu Informationen über Grundstücke, Flurstücke und die Stadtstruktur“, so Koch zur Rolle des Liegenschaftskatasters in der heutigen Zeit. „Mit unseren Karten- und Geodiensten können Bürgerinnen und Bürger nachvollziehen, wie Grundstücke genutzt werden, wie sie sich im Stadtgebiet verteilen und wie sich Bielefeld über die Jahre entwickelt hat. Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft profitieren gleichermaßen von diesen Daten.“ Im Geoportal der Stadt Bielefeld sind diverse Daten abrufbar. Dazu zählen die thematische Zusammenstellung kommunaler Geodaten in den onlineKARTEN mit der bielefeldKARTE als einheitliche Darstellung des Stadtplans, sowie ergänzend Luftbilder, historische Karten und das 3D-Stadtmodell. Diese digitalen Angebote schaffen Transparenz und eröffnen neue Möglichkeiten für Stadtplanung, Forschung und private Nutzung. Viele Daten stehen unter freien Lizenzen zur Verfügung und können auch kommerziell genutzt werden.
200 Jahre Liegenschaftskataster – das bedeutet nicht nur eine lange Tradition, sondern einen klaren Blick in die Zukunft: Mit modernen Geoinfrastrukturen, offenen Daten und innovativen Anwendungen zeigt sich, dass das Kataster weit mehr ist als nur eine historische Sammlung von Vermessungsdaten. Es ist die Grundlage für Stadtentwicklung und eröffnet allen Interessierten neue Perspektiven auf Bielefeld.